Corona auf Sylt

Karl-Heinz Rüther will sich nicht impfen lassen: Das sind seine Gründe

Karl-Heinz Rüther will sich nicht impfen lassen: Das sind seine Gründe

Karl-Heinz Rüther will sich nicht impfen lassen

SHZ
Sylt
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Karl-Heinz Rüther. Foto: Leifeld/shz.de

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Während viele Menschen in Deutschland inzwischen als vollständig geimpft gelten, gibt es noch immer einen harten Kern von Impfgegnern, die sich rigoros weigern, sich den Piks abzuholen. Einer von ihnen ist Karl-Heinz Rüther.

Knapp 73 Prozent der Deutschen gelten inzwischen als vollständig geimpft. Die Politik ist bemüht, noch mehr Menschen dazu zu bringen, sich ebenfalls impfen zu lassen. Doch gibt es einen harten Kern von Menschen, die sich der Spritze rigoros verweigern. Einer von ihnen ist Karl-Heinz Rüther aus Westerland. Gegenüber shz.de geht er auf die Gründe ein, warum er sich der Impfung verweigert und sagt auch: „Ich würde eher auswandern als mich impfen zu lassen“.

Vertrauen in Politik verloren

Am Anfang, erzählt Rüther, habe er vieles vom Pandemie-Einsatz der Politik noch nachvollziehen, zum Teil auch mittragen können. Inzwischen habe er aber jegliches Vertrauen in die deutsche Politik und Medizin verloren. „Ich traue der Impfung nicht, ich traue der Politik und der Medizin nicht, vielleicht auch nicht mehr, und halte sie in vielen Bereichen für unglaubwürdig“, sagt er. „Am Anfang wurde gesagt, wer zweimal geimpft ist, ist vollständig geimpft, das stimmt nicht mehr. Dann wurde gesagt, die Impfplicht werde es niemals geben, nun steht sie kurz bevor.“

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Zumindest letztere Aussage ist nicht ganz richtig, denn obwohl die Parteien im Bundestag über eine Impfpflicht sprechen, ist eine Entscheidung noch nicht gefallen. Wenn es überhaupt zu einer Impfpflicht kommt, dann käme sie frühestens im zweiten Quartal des Jahres. Und selbst das ist noch nicht sicher. Zudem steht noch gar nicht fest, für welche Altersgruppen diese Impflicht gelten würde. Was jedoch ab dem 16. März 2022 gilt, ist eine einrichtungsbezogene Impfpflicht für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Kliniken, Pflegeheimen, Arzt- und Zahnarztpraxen, Rettungs- und Pflegediensten, Geburtshäusern und anderen medizinisch-pflegerischen Einrichtungen.

Vital-Coach und selbsterklärter Gesundheitsexperte

Zur Person Karl-Heinz Rüthers: Er ist 63 Jahre alt, stammt gebürtig aus dem Emsland nahe der holländischen Grenze und lebt seit 2014 auf Sylt. Er bezeichnet sich selbst als Vital-Coach und Experte für moderne Gesundheit, sagt aber, dass seine berufliche Tätigkeit Corona-bedingt zurzeit auf Eis liege. Einst studierte er Betriebswirtschaftslehre und Sozialwissenschaften in Göttingen, brach das Studium jedoch vorzeitig ohne Abschluss ab. Danach ging er verschiedenen Tätigkeiten nach, ehe er vor knapp acht Jahren auf die Insel zog.

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„Ich bin in keiner Partei aktiv“, sagt Rüther, er sei lediglich als bürgerliches Mitglied für die Grünen im Bauausschuss aktiv. Bei der Gruppe „Merret reichts“ war er zwischen 2019 und 2020 aktiv, zog sich dort aber wieder zurück. Seit ein paar Wochen ist Rüther regelmäßiges Mitglied bei den Montags-Spaziergängen, die in der Regel an der Sylter Welle starten.

Zweifel an Impfstoff

„Das sind ganz normale Menschen, die stillschweigend ihren Protest ausdrücken, weil sie nicht gehört oder nicht wahrgenommen werden“, meint Rüther.

Tatsächlich liefen die Spaziergänge auf Sylt bisher immer ruhig und friedlich ab, was aber nicht zwingend für den Rest Deutschlands gilt, wo bei ähnlichen Veranstaltungen auch immer wieder Rechtsextreme beziehungsweise Verschwörungstheoretiker mitmarschiert sind.

Wogegen Rüther protestiert? „Wenn es um die Unversehrtheit meines eigenen Körpers geht, ziehe ich die Grenze. Da hat der Staat nichts mit zu schaffen, vor allem nicht mit einem Impfstoff, der keine sterile Immunität bringt und nicht ausreichend erforscht ist.“

Zur Forschung an den zugelassenen Impfstoffen haben unlängst die Bundesregierung und das Bundesgesundheitsministerium mitgeteilt, dass ein Impfstoff nur zugelassen wird, wenn er in klinischen Studien ausreichend und ohne Komplikationen getestet wurde. „Bevor ein Impfstoff in Deutschland zugelassen wird, prüft das Paul-Ehrlich-Institut die Qualität und gibt ihn frei, wenn er sicher und wirksam ist“, heißt es dazu in einem offiziellen Info-Text auf der Internetseite der Bundesregierung.

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Sein Hauptgrund, warum er sich nicht impfen lassen will, ist, dass er gesund sei, ein funktionierendes Immunsystem habe und er dem Impfstoff nicht traue. Ob er diese Entscheidung nochmal überdenkt? „Auf keinen Fall, das wird nicht passieren, eher wandere ich aus.“

Glaube ans eigene Immunsystem

Spricht man ihn an auf die zahlreichen Todesfälle in Zusammenhang mit Corona in Deutschland und der Welt an, verliert er sich in unsachlichen Argumenten. „Es gibt doch gar keine genauen Zahlen, wie viele Menschen an und wie viele mit Corona gestorben sind. Das Virus ist aus meiner Sicht kein Killer. Zumindest nicht, wenn die Menschen ihren körpereigenen Virenschutz aktivieren.“ Gleichzeitig sagt er, er kenne in seinem Bekanntenkreis niemanden, der an Corona gestorben sei, verweist stattdessen darauf, dass Menschen durch die Impfung sterben könnten.

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Tatsächlich ist es so, dass nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts bislang rund 116.000 Menschen in Deutschland im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben sind. Das Risiko einer schwerwiegenden unerwünschten Nebenwirkung nach einer Covid-19-Impfung ist hingegen sehr gering. Laut Experten, unter anderem der Ständigen Impfkommission, liegt dieses bei gerade einmal 0,02 Prozent.

Wohin Rüther auswandern würde, wenn er sich impfen lassen müsste, weiß er nicht. Er hofft, dass es nicht dazu kommen muss. Bis dahin wünscht er sich, dass „die Spaltung der Gesellschaft aufhört und Menschen miteinander reden, auch wenn man nicht einer Meinung ist“.

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