Gosch's Gasthof in Schleswig

Kaum reale Gewinne, aber Corona-Hilfe muss zurückgezahlt werden

Kaum reale Gewinne, aber Corona-Hilfe muss zurückgezahlt werden

Kaum Gewinne - Corona-Hilfe muss zurückgezahlt werden

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Schleswig
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Britta und Lars Frahm haben Gosch's Gasthof mit viel Aufwand durch die Pandemie geführt. Jetzt fühlen sie sich bestraft, weil sie die Corona-Soforthilfe zurückzahlen müssen. Foto: Stephan Schaar Foto: Stephan Scharr / SHZ

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Lars Frahm von Gosch's Gasthof im Friedrichsberg ist sauer: Er hat zu Beginn der Pandemie die Corona- Soforthilfe bekommen und den Betrieb unter schweren Bedingungen weitergeführt. Jetzt soll er die Hilfe zurückzahlen.

Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte der Schleswiger Gastwirt Lars Frahm die Corona-Soforthilfen beantragt, um Liquiditätsproblemen während des ersten Lockdowns vorzubeugen. So kam er ohne Verluste, aber auch ohne nennenswerte Gewinne durch die ersten Monate der Krise.

Unfaire Berechnungsgrundlagen für Corona-Soforthilfe?

Jetzt stellt sich allerdings heraus, dass er nicht alle angefallenen Kosten geltend machen kann und deshalb die Corona-Hilfe in vollem Umfang zurückzahlen muss. Das ärgert den 33-Jährigen, der die Berechnungsgrundlagen der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB-SH) für falsch oder zumindest unfair hält. „Entweder bin ich der dümmste Gastronom des Planeten, oder da stimmt etwas nicht“, schimpft er. „Hätten wir den Laden damals dicht gemacht, dürften wir die Hilfen behalten. Wir haben uns aber den A... aufgerissen und werden jetzt dafür bestraft.“

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Erst im Sommer 2019 hatten Frahm und seine Frau Britta Gosch's Gasthof in der Friedrichstraße im Friedrichsberg übernommen. Mit gutbürgerlicher Küche wollten sie die traditionsreiche Gaststätte wiederbeleben. Anfangs lief das Geschäft sehr gut, doch dann kam dem jungen Paar im Frühjahr 2020 die Corona-Pandemie und der erste Lockdown in die Quere.


Alles getan, um Gaststätte am Laufen zu halten

„Davon wollten wir uns aber nicht unterkriegen lassen und haben alles getan um das Restaurant am Laufen zu halten“, erklärt Lars Frahm. So haben sie damals sich auch über die relativ schnell zur Verfügung gestellten Corona-Soforthilfen gefreut, die ihnen halfen, das Restaurant zumindest mit Außer-Haus-Verkauf weiterzuführen. „Anfangs haben wir sogar geliefert. Das war sehr aufwändig und hat sich nicht wirklich gerechnet. Aber wir wollten zeigen, dass wir noch da sind“, so Frahm.

Seine fünf Mitarbeiter sowie eine Aushilfe und einen Azubi konnte er so immerhin in Kurzarbeit weiter beschäftigen. „Unsere Stammgäste waren sehr dankbar. Viele kommen vom Altenheim am Öhr, aber auch aus der Innenstadt. Wir haben dann den „Mittagstisch-to-go“ angeboten und sind so aus den ersten drei Monaten Corona-Krise mit Plus-Minus-Null rausgekommen“, sagt Frahm. „Abzüglich aller Kosten, wie Miete, Wareneinkäufe, Personalkosten und Versicherungen hatte ich ein kleines plus von 1.200 Euro - in drei Monaten. Das ist praktisch nichts.“


Gewinn wird ohne Personalkosten berechnet

Das sieht die IB-SH ganz anders. „Es geht hier um Steuergelder“, erklärt Sabine Schmax, Pressesprecherin der IB-SH, „und es sollen ja nur die Beträge zurückgezahlt werden, die zu viel gezahlt wurden.“ Es gebe bisher auch nur sehr wenige Rückläufer. „Dass 90 Prozent der Betriebe ihre Corona-Hilfen zurückzahlen müssten, wie es in den Medien behauptet wird, können wir nicht bestätigen. Das zeichnet sich so nicht ab.“

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Nach den Berechnungen der IB-SH hatten die Frahms deutlich höhere Gewinne und somit eine sogenannte Überkompensation. Das heißt, sie haben mehr Fördergelder erhalten, als sie benötigt hätten. Daher soll Frahm die komplette Soforthilfe-Summe von 12.000 Euro zurückzahlen. Tut er das nicht und kommt es zu einer Buchprüfung, droht ihm eine Anzeige und ein Bußgeld wegen Subventionsbetrugs.

„Wir wollen keinen Ärger und werden das irgendwie zurückzahlen. Auch wenn wir dann die letzten Monate umsonst gearbeitet haben. Aber ich verstehe nicht, wie da gerechnet wird“, sagt Frahm. Es würden Personalkosten und private Kosten, wie sein Gehalt und die Rentenversicherung, ausgeklammert und so sähe es nach wesentlich höheren Gewinnen aus. „Mein Bankkonto sagt da aber etwas ganz anderes. Wir haben unsere gesamten Ersparnisse in den Gasthof gesteckt. Von Irgendetwas müssen wir doch auch leben“, sagt der Gastronom.

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