Ernährung

Kein Fleisch mehr in Kitas in SH: Flensburger Chefarzt erklärt, „dass es auch ohne geht“

Kein Fleisch mehr in Kitas: Chefarzt erklärt, „dass es auch ohne geht“

Flensburger Chefarzt erklärt, „dass es auch ohne geht“

Christian Einfeldt/shz.de
Flensburg
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In schleswig-holsteinischen Kitas von Betreiber Adelby 1 soll schonj bald kein Fleisch mehr auf den Speiseplänen stehen. Foto: www.imago-images.de/shz.de

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Kitas in Schleswig-Holstein wollen zukünftig Fleisch von den Essensplänen streichen. Ein Flensburger Chefarzt einer Kinderklinik erklärt, warum eine gesunde Ernährung nicht unbedingt Fleisch braucht.

Als Dr. Dördelmann hörte, dass Kitas in Schleswig-Holstein Fleisch streichen, vermutete der Chefarzt der Kinderklinik im Flensburger Diako-Krankenhaus bereits einen „Aufschrei bei den Eltern“. „Ein Aufschrei wäre erwartbar, aber etwas unbegründet gewesen“, sagt Dördelmann im Gespräch mit shz.de. Kein Fleisch mehr an Kitas in Kiel, Flensburg und weiteren Einrichtungen im Kreis Schleswig-Flensburg – für den Arzt aus Flensburg „keineswegs ein falscher Ansatz“.

Adelby 1-Kitas haben nur noch vegetarische Speisepläne: Entscheidung polarisiert

Schon im Vorfeld seiner Entscheidung dürfte es Adelby 1-Geschäftsführer Heiko Frost bewusst gewesen: Der Plan, schon bald ausschließlich vegetarische Speisepläne an schleswig-holsteinischen Kitas von Betreiber Adelby 1 anzubieten, polarisiert.

„Jedes Kind sollte in dem Wissen aufwachsen, dass es vollkommen okay ist, auch mal ein Schnitzel zu essen“, sagt etwa Alina Jacobs. Sie ist die Vorsitzende der Jungen Liberalen in Flensburg und gehört zu den Kritikern des Veggie-Vorstoßes in Schleswig-Holstein. „Ob das eigene Kind grundsätzlich Fleisch zu sich nimmt oder nicht, ist keine Entscheidung, die einem die Kita abnehmen sollte.“ Kritiker werfen vor, die Maßnahme sei zu radikal. Jacobs spricht gegenüber shz.de davon, man versuche Menschen „umzuerziehen“.

Flensburger Chefarzt: „Man kann ein Kind vegetarisch ernähren“

Eine konträre Meinung spiegelt sich in den Aussagen von Dördelmann wider. Der Flensburger Chefarzt spricht sich dafür aus, dass man untereinander in den Diskurs treten müsse. Die Beweggründe von Adelby 1 und Geschäftsführer Frost, Fleisch zu streichen, seien laut Dördelmann durchaus nachvollziehbar. „Man kann ein Kind vegetarisch ernähren – sofern die Ernährung ausgewogen ist.“

Den Vorwurf, dass der Fleisch-Verzicht mit einer potenziellen gesundheitlichen Gefahr einhergehen könne, weist der Arzt derweil zurück. Dördelmmann beruft sich zusätzlich auf Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die sich ebenfalls für einen bewussten wie reduzierten Fleischkonsum aussprechen. Der Verzehr von Fleisch in Deutschland sei „viel zu hoch“, Fleischprodukte zusätzlich „viel zu günstig“, womit der Arzt im shz-Gespräch auf zusätzliche Probleme der Massentierhaltung und des Umweltschutzes hinweist.

Ernährung ohne Fleisch: „Achtsames Essen“ sei laut Chefarzt aus Flensburg essenziell

Für den Menschen – ob nun als Kind oder Erwachsener – sei es aus gesundheitlicher wie ökologischer Perspektive besser, den eigenen Konsum zu überdenken. Zum „Billig-Schnitzel“ solle man lieber ein bis zweimal weniger greifen, sagt der Arzt, der sich übrigens selbst ebenso wenig als Vegetarier bezeichnet.

Wichtig sei ein „achtsames Essen“. Dazu zählt etwa die Aufnahme von B12-Vitaminen und Eisen –Stoffe, die der Körper nicht nur vom Verzerr von fleischhaltigem Essen erhält. Eine gesunde Ernährung, die gänzlich auf Fleisch verzichtet, sei kein Widerspruch, sagt der Chefarzt aus Flensburg. Kita-Einrichtungen von Adelby 1 könnten jetzt in Schleswig-Holstein zeigen, „dass es auch ohne geht“.

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