Silvester in Schleswig-Holstein

Kieler SSW will Böller verbieten und scheitert im Rat

Kieler SSW will Böller verbieten und scheitert im Rat

Kieler SSW will Böller verbieten und scheitert im Rat

SHZ
Kiel
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Bisher gibt es keine Verbote für Feuerwerk. Aber einige Orte prüfen Alternativen. Foto: Gottfried Czepluch via www.imago-images.de/shz.de

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Von Seiten der Landesregierung sind keine Einschränkungen geplant. Der Deutsche Tierschutzbund würde eine Lichtshow präferieren. Dazu gibt es in Kiel Überlegungen.

Alle Jahre wieder stellt der SSW im Kieler Rat einen ähnlichen Antrag: Das Ziel ist es, privates Feuerwerk in der Landeshauptstadt stark einzuschränken oder sogar gänzlich zu verbieten. So auch nun. Sein Antrag scheiterte jedoch im Kieler Rat. Im ganzen Land kommt die Debatte zum Ende des Jahres auf.

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Im letzten Jahr wurden Silvesterfeuerwerke landesweit verboten. Der Grund war die Coronapandemie und damit verbunden, die hohe Ansteckungsgefahr in Menschenmengen. In diesem Jahr ist nicht geplant, Silvesterfeuerwerke zu verbieten, teilte Regierungssprecher Peter Höver mit. Damit können die Kommunen selbst entscheiden.

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Der SSW-Ratsfraktionschef Marcel Schmidt hätte am liebsten ein stadtweites Verbot. „Das wird aber rechtlich nicht möglich sein“, sagt er. Deshalb beantragte er ein Böller-Verbot für acht besonders beliebte Plätze in der Silvesternacht: Das Bahnhofsumfeld mit Platz, den Platz der Kieler Matrosen, die Raiffeisenstraße, das Sophienblatt, die Kiellinie, den Vinetaplatz, den Kurt-Schumacher-Platz, den Blücherplatz und Andreas-Hofer-Platz.

„Wir sollten das einfach mal versuchen. Ein fröhlicher Jahreswechsel ist auch ohne Feuerwerk möglich“, sagt er. Vor allem Umweltverbände sind dabei auf seiner Seite.

Bedenken beim Stadtrat

Schon der Kieler Ordnungsdezernent, Christian Zierau, dämpfte die Hoffnung des SSW. „Ein Verbot wäre rechtssicher nicht anzuordnen“, betont er. Dies sei nur aus drei Gründen möglich: Gefahrenabwehr, Brandschutz oder emissionsschutzrechtlich.

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„Ich kann für die genannten Orte keine Bedenken aus Sicht der Gefahrenabwehr oder des Brandschutzes sehen“, sagt er. Ein Verbot aus Emissionsschutzgründen müsse geprüft werden. Auch CDU, FDP, AfD, SPD und die Grünen sahen keine Chance für ein Verbot und lehnten den Vorstoß des SSW ab.

Lichtshow als Alternative

Zierau weckte beim SSW jedoch auch eine leise Hoffnung. „Das Kiel Marketing hat den Auftrag, für eine Idee zu Silvester. Vielleicht sehen wir eine Lichtshow und Feuerwerk wie zur kleinen Kieler Woche in diesem Jahr“, sagt er. Ähnliche Pläne gibt es in Schleswig, wo einen Drohnenshow aktuell geprüft wird.

Eine Lichtshow wäre auch für den Tierschutzbund eine Idee. „Wenn das ohne knallen vonstatten geht, wäre das eine deutlich positivere Alternative“, sagt Ellen Kloth, die die Vorsitzende des Deutschen Tierschutzbunds Schleswig-Holstein. 90 Prozent der Tiere würden durch Böller in Panik geraten. „Vor allem Wildtiere wie Vögel und Rehe fliehen vor dem Krach“, sagt sie. Dabei können sich die Tiere verletzen oder sogar sterben.

Weco beruhigt

Die Entscheidung dürfte aber auch beruhigende Wirkung haben. Der Hersteller Weco hatte angekündigt, dass man ein erneutes Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern wirtschaftlich nicht überstehen würde. „Es würde nicht nur den Todesstoß für das Unternehmen, sondern für die allermeisten der Branche angehörigen Firmen bedeuten“, teilte der Sprecher der Geschäftsführung, Thomas Schreibe.

Das Verbot im vergangenen Jahr hatte für das Unternehmen, das in Kiel ein Werk betreibt drastische Auswirkungen. So soll der Standort in Sachsen geschlossen werden. 95 Prozent des Umsatzes würden an den letzten drei Tagen im Jahr erwirtschaftet. In Kiel dürfte ein Verkauf möglich bleiben

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