Viele Krankheitsfälle

Kindertagesstätten in Schleswig arbeiten am Anschlag

Kindertagesstätten in Schleswig arbeiten am Anschlag

Kindertagesstätten in Schleswig arbeiten am Anschlag

Marcel Nass
Schleswig
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Lasse (links, 2) und Niklas (3) toben gerne miteinander. Für die Beaufsichtigung der beiden Kinder braucht es aber gut geschultes Personal. Und das ist derzeit knapp. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Erst Corona, jetzt die Grippe: In Schleswig haben viele Kindertagesstätten mit zahlreichen Krankheitsfällen zu kämpfen. Die Belastung für das verbleibende Personal ist hoch. 

13 Uhr in der Kita Stadtfeld: Das Mittagessen ist gerade beendet. Viele Kinder wurden bereits von ihren Eltern abgeholt. Dennoch herrscht in der städtischen Einrichtung immer noch viel Trubel. Zahlreiche Kinder toben und spielen – immer unter der sorgsamen Aufsicht des Kita-Personals.

Hohe Belastung für das Personal

Gerade dieses Personal hat es zurzeit aber nicht leicht. Die Grippewelle hat auch die Kita Stadtfeld stark getroffen und zieht seit mehreren Wochen stetig zahlreiche Fachkräfte aus dem Verkehr. Für Leiterin Andrea Manzer und ihre Kolleginnen ist die Belastung hoch. „Wir gehen hier aufs Äußerste und sind streng genommen schon am Anschlag. Und das geht durch Corona und die aktuelle Krankheitswelle ja auch schon ein paar Monate so“, sagt Manzer.

Unbesetzte Stellen gebe es in der Kita Stadtfeld allerdings nicht. 25 Fachkräfte sind dort für 138 Kinder verantwortlich. Täglich sind jedoch zahlreiche Mitarbeiterinnen nicht im Hause vertreten.

Die Stadt Schleswig ist Trägerin für fünf Kindertagesstätten in der Schleistadt, dazu gehört auch die Kita Stadtfeld. Die angespannte Lage ist im Rathaus bekannt. „Die personelle Situation ist derzeit nicht so gut. Die Landesvorgaben bezüglich der Personalschlüssel werden zwar aktuell ,übererfüllt‘ und die Stellen sind auch alle besetzt. Allerdings sind alle städtischen Kitas von teilweise größeren Krankheitsausfällen betroffen. Das pädagogische Personal ist dementsprechend natürlich sehr belastet“, erklärt Stadtsprecherin Jane Dittmer. Laut Personalschlüssel müssen für bis zu 20 Kinder immer mindestens zwei Fachkräfte zur Verfügung stehen.

Fehlendes Personal ist ein landesweites Problem

Mit der belastenden Situation stehe die Stadt jedoch nicht alleine da. „Nach unserem Kenntnisstand ist die Lage landesweit bei den anderen Trägern ähnlich. Dies gilt nicht nur für Kitas, sondern ist momentan in allen Arbeitsbereichen zu beobachten“, ergänzt Dittmer. Dem Personal könne man, so Dittmer weiter, für ihren Einsatz gar nicht genug danken.

Dank allein hilft dem Kita-Personal aber kaum weiter. Den Fehler könne man aber nicht bei der Stadt als Trägerin suchen, findet Kita-Leiterin Andrea Manzer. „Das Land muss unserer Meinung nach mehr tun. Der Betreuungsschlüssel sieht vor, dass wir selbst für nur zwei zu betreuende Kinder auch zwei Fachkräfte brauchen. Da müsste es je nach Situation auch etwas mehr Flexibilität geben“, sagt Manzer. Ein großes Lob gebühre dabei den Eltern, die der Kita sehr entgegenkommen. „Die Eltern sind großartig und versuchen, uns so gut es geht zu entlasten. Es wird zum Beispiel sogar hier in der Küche mitgeholfen“, betont Manzer.

Fachkräftemangel macht sich ebenfalls bemerkbar

Nicht nur in den städtischen Kitas ist das Problem mit vielen personellen Ausfällen bekannt. Auch die Einrichtungen des Kindertagesstättenwerks im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Schleswig-Flensburg sind betroffen. In Schleswig gehören die Kita „Hornbrunnen“ und die Kita „St. Paulus“ dazu. Neben den zahlreichen Krankheitsfällen macht sich bei den Kitas des Kirchenkreises aber auch der Fachkräftemangel bemerkbar, wie Personalleiter Mirko Johannsen festgestellt hat:

In den 47 Einrichtungen des Kitawerks müsse man sich aufgrund der aktuellen Lage nun überlegen, ob man Gruppen sogar zusammenführt. „Wir versuchen da wirklich, alle Möglichkeiten auszuloten. Die Schließung von Gruppen muss immer das letzte Mittel sein“, sagt Johannsen.

Er spricht sich insbesondere dafür aus, dass der Beruf der Erziehers wieder attraktiver werden müsse. „Zum Teil gibt es da für die Ausbildung ja noch nicht mal eine Vergütung. Da sehen wir schon den Gesetzgeber in der Pflicht, diesen sinnhaften und auch tollen Beruf mehr zu unterstützen.“

 

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