Beliebte Namen für Babys

Knud Bielefeld aus Ahrensburg ist der Influencer für Vornamen

Knud Bielefeld ist der Influencer für Vornamen

Knud Bielefeld ist der Influencer für Vornamen

SHZ
Ahrensburg
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Knud Bielefeld weiß, welche Namen gerade im Trend liegen. Foto: Markus Scholz/dpa/shz.de

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Welcher Name wurde in diesem Jahr am meisten vergeben? Knud Bielefeld weiß es ganz genau. Seit 20 Jahren geht er den deutschen Vornamen auf den Grund.

Mindestens einmal im Jahr ist Knud Bielefeld in vielen deutschen Medien omnipräsent. Ob Radio, Internet oder Zeitung – der Norddeutsche wird dann rauf und runter zitiert. Erkennen würden die meisten Menschen den 54-Jährigen vermutlich dennoch nicht. Denn im Mittelpunkt steht dann nicht er, sondern die beliebtesten deutschen Mädchen- und Jungennamen. Immer zwischen Weihnachten und Neujahr macht er die Liste öffentlich.

„Vornamen sind einfach ein Thema, das fast alle Menschen interessiert“, sagt er zu der alljährlichen Begeisterung. Der Vater eines Sohnes hat vor mehr als 20 Jahren seine Leidenschaft für Vornamen entdeckt. Seitdem hat er sich zu einem Experten auf dem Gebiet entwickelt. Er nennt sich selbst spaßeshalber „Namens-Influencer“.

Zwei Millionen Datensätze

Bielefeld ist im Grunde über die IT zu den Vornamen gekommen. Nach seinem Wirtschafts-Informatik-Studium in Flensburg – damals gab es noch nicht einmal html-Codes – programmierte er irgendwann seine erste eigene Internetseite. Und dort stellte er Jahreshitlisten für jedes Jahr seit 1890 online.

Schon das stieß auf viel Interesse. Wenig später sichert er sich Domain www.beliebte-vornamen.de und seitdem geht es stetig bergauf. „Die Zugriffsstatistiken zeigten, dass viele was zu den Vornamen wissen wollten. Ich bekam auch viele Mails mit Fragen oder noch mehr Informationen rund um meine Statistiken. Und je mehr ich wusste, desto mehr Spaß machte es.“

Und seitdem wächst seine Datenbank. Mehr als zwei Millionen Datensätze sind es längst. Namen aus dem Norden, dem Süden, verschiedenen Ländern, Dörfern, Städten und Regionen. Längst geht es Bielefeld nicht mehr nur darum, die Top-10 der bundesweit beliebtesten Vornamen bekannt zu machen.


Denn am Ende ist Bielefeld vor allem Fan von Statistiken und geht gern Veränderungen im Ranking auf die Spur. „Wenn plötzlich ein Name oft auftaucht, will ich herausbekommen, woran das liegt und ärgere mich, wenn das nicht klappt.“ Im Moment ist das so. Matteo steht beispielsweise ganz oben auf der Hitliste für Jungs. Seit etwa 2000 zeigt der Kurs für diesen Namen steil nach oben, doch einen Grund dafür hat der Ahrensburger einfach noch nicht herausbekommen.

Namen-Experte als Hobby

In der Regel sind beliebte Serien, Promis oder Königskinder auch Auslöser für Namentrends. „Bei Noah ist das beispielsweise leichter. Das ging los, als Boris Becker sein Kind Noah nannte.“ Dank seines Hobbys – Bielefeld arbeitet nach wie vor hauptberuflich als IT-Experte für eine Hamburger Bank – kennt er sich nun auch deutlich besser in der Welt der Stars, Sternchen und Serien aus.

„Wenn ich eine Klatsch-Zeitung in die Hand bekomme, blättere ich die schon mal durch. Aber natürlich nur wegen der Vornamen“, sagt er und lächelt.

Die sind aber selbstverständlich nicht die Grundlage für seine repräsentativen Listen. Seine Rankings basieren auf den Daten der Standesämter oder der Babygalerien der Kliniken eines Ortes. Etwa 25 Prozent aller Neugeborenen erfasst er so. Der Rest ist Hochrechnen und ins Verhältnis setzen.


Gelangweilt habe ihn das Thema bislang noch nicht. Im Gegenteil: Gerade in diesem Jahr hat er sich so intensiv wie lange nicht damit auseinander gesetzt. Er hat ein Buch über norddeutsche Namen geschrieben, postet mehrmals in der Woche auf Instagram Namenlisten und hat eine Namens-App entwickelt – den „Horst-O-Mat“. Eine vierstellige Summe hat Bielefeld seinen Angaben zufolge in die Entwicklung der neuen App gesteckt. Deswegen ist die auch nicht umsonst.

Eltern lassen sich inspirieren

Trendforscher Ulrich Köhler vom Trendbüro zufolge sind Apps wie diese eine der vielen Quellen für werdende Eltern auf der Suche nach einem Babynamen. „Viele lassen sich da sehr von außen inspirieren“, so Köhler. Und es zeige sich, dass die Namen – wie das Leben auch – immer individueller werden. „Namen sind immer auch ein Seismograph gesellschaftlichen Wandels. Im Moment ist die Individualität in allen Lebensbereichen ein Megatrend. Und sowas sehen wir auch ganz klar bei den Namen.“

Hintergrund für diesen Wandel sei, dass die Menschen sich heutzutage deutlicher abheben und gleichzeitig eine Zugehörigkeit zu einer Gruppe zeigen wollen. „Es gibt eine Sehnsucht, dazugehören zu wollen“, so Köhler. Das sei durch regionale Namen, Namen von Stars oder eben alte Namen aus der eigenen Familie möglich.


Diese Veränderungen spiegeln sich auch Jahr für Jahr in Bielefelds Listen wieder. Um alle Daten aus Deutschland aufbereiten zu können, hat er Hilfe von fünf vornamenbegeisterten Bekannten. Lange Strichlisten auf Papier, Aktenordner voll mit Tabellen und Auswertungen sucht man in Bielefelds Arbeitszimmer – gleichzeitig auch sein Home-Office – indes vergebens. „Ich mache von Anfang alles nur digital.“ Klassische Excel-Tabellen machen den ganzen Namenszauber zu übersichtlichen und sortierbaren Listen.

Eingegeben werden müssen die Daten dennoch von Hand. „Das ist wirklich Fleißarbeit. Aber die Neugierde ist einfach so groß.“ Außerdem mag er ordentlich geführte Listen. „Bevor andere das schlampig recherchiert veröffentlichen, aktualisiere ich das lieber immer wieder selbst.“

Reich macht das Hobby nicht

Auf der Suche nach beliebten Vornamen landet man aber nicht nur auf der Internetseite von Knud Bielefeld. Auch die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) veröffentlicht seit vielen Jahrzehnten die deutsche Vornamensstatistik – basierend auf Daten der Standesämter.

Reich macht sein Hobby Knud Bielefeld nicht, wie er sagt. „Ich mache das nur, weil es Spaß macht. Wenn bei mehr als 700.000 Neugeborenen im Jahr alle Eltern die App kaufen würden, wäre das schon wirklich ein Geldsegen. Aber ich rechne nicht damit“, sagt er und schmunzelt.

Für die Jahreskarte für den Hansa-Park und zum hin und wieder schick Essengehen mit seiner Familie reicht es dennoch. Bielefeld hat nämlich ein zweites Hobby, ein rasantes: Achterbahn fahren mit seinem Sohn. Und das, obwohl er Höhenangst hat. „Aber bei der Achterbahn bin ich ja nur ganz kurz oben. Riesenrad würde ich nie fahren.“

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