Verkehrswende in SH

Kommt die Straßenbahn nach Schleswig-Holstein zurück?

Kommt die Straßenbahn nach Schleswig-Holstein zurück?

Kommt die Straßenbahn nach Schleswig-Holstein zurück?

SHZ
Schleswig-Holstein
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Nach Straßenbahnen sucht man im Land zwischen den Meeren vergeblich. Foto: Uli Deck/dpa

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Zu viele Autos in den Straßen, immer mehr Menschen in der Stadt, Parkraum, der teurer und knapp wird. Städte wie Kiel oder Lübeck überlegen, ob die Wiedereinführung der guten, alten Tram eine Lösung sein könnte.

Am 1. November diskutiert der Bauausschuss der Bürgerschaft in Lübeck über eine Machbarkeitsanalyse für eine Stadtbahn. Die Studie soll 90.000 Euro kosten. Die Klimabewegung Fridays for Future ist sich sicher: eine Straßenbahn für Lübeck ist fester Bestandteil der Verkehrswende. Es würden viel mehr klimaschädliche Emissionen eingespart werden als etwa durch Autobusse. Die Fahrgastzahlen im ÖPNV könnten gesteigert, der Einzelhandel gestärkt und der innerstädtische Verkehr entlastet werden.

Vorteile einer Stadtbahn überwiegen

Und auch in der Politik herrscht Einigkeit. So denkt beispielweise SPD-Verkehrspolitiker Ulrich Pluschkell, dass die Summe für die Studie gut ausgegebenes Geld sei. Die Untersuchung würde aufzeigen, was es für die Bürger bedeute, „wenn in der Altstadt oder der Moltkestraße ein Straßenbahnnetz gebaut wird.“ Die Grünen sind sich sicher, dass die Analyse offenbaren wird, dass die Vorteile einer modernen Straßenbahn die Nachteile bei weitem überwiegen.

Elektrische Straßenbahnsysteme in SH

Dass Straßenbahnen in Schleswig-Holstein durch Abwesenheit glänzen, war nicht immer so. In Flensburg, Schleswig, Kiel und Lübeck gab es früher elektrische Straßenbahnbetriebe. So wurde beispielsweise am 6. Juli 1907 die erste Straßenbahnlinie in Flensburg offiziell in Betrieb genommen – die Linie fuhr von der Terrassenstraße über die Rathausstraße bis zum Hafermarkt/Bismarckstraße.

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Insgesamt gab es vier Linien in der Fördestadt. 1973 wurde der Betrieb eingestellt, weil die Stadt den Busverkehr unterstützen wollte.

Der Straßenbahnbetrieb in Lübeck wurde schon 1959 eingestellt. Der Betrieb mit sechs Linien schwächelte, da immer mehr Fahrgäste den Bus statt der Bahn nahmen. In Kiel fuhr die Bahn mehr als 100 Jahre lang durch Stadt, zu Beginn noch gezogen von Pferden, später dann elektrisch. Am 4. Mai 1985 fuhr die Linie Vier zum letzten Mal, verabschiedet von einer großen Gruppe Stadtbewohner.

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Mitte der 1990er gab es in Kiel die ersten Vorschläge für eine Wiedereinführung. 2015 verebbten die Pläne zunächst wieder. Doch in der Zwischenzeit hat sich einiges getan und aktuell stehen die Chancen für eine Wiedereinführung gar nicht so schlecht: seit Ende 2020 wird eine sogenannte Trassenstudie erarbeitet. Experten ermitteln unter anderen konkreten Trassen und berechnen Baukosten. Die Studie soll auch Grundlage dafür sein, ob es ein Schnellbus-System oder eine Tram werden soll.

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Eine Entscheidung für Kiel soll im Laufe des Jahres 2022 fallen. Eine Stadtbahn könnte dann schon gegebenenfalls im Jahr 2039 in Betrieb genommen werden. Die Kieler müssten dann beispielsweise zwischen Ost- und Westufer nicht mehr so lange Strecken mit dem Auto zurück legen.

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