Milchvieh-Betrieb in Ulsnis

Kraftfutter doppelt so teuer: Landwirt Jürgen Schmidt über die Folgen des Ukraine-Kriegs

Landwirt Jürgen Schmidt über die Folgen des Ukraine-Kriegs

Landwirt Jürgen Schmidt über die Folgen des Ukraine-Kriegs

SHZ
Ulsnis
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Landwirt Jürgen Schmidt aus Ulsnis hat mit gestiegenen Futterpreisen zu kämpfen. Foto: Privat

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Deutschlands Landwirte haben ihr Tierfutter bisher vor allem aus der Ukraine und aus Russland bezogen. Zwei Bauern aus Ulsnis berichten, wie sie jetzt weitermachen. Sie erwarten, dass Lebensmittel deutlich teurer werden.

Der Ukraine-Krieg lässt nicht nur an den Tankstellen die Preise steigen. Die weltweite Krise zeigt in vielen Bereichen auf, welche gravierende Auswirkungen die Abhängigkeit von Gütern aus anderen Ländern haben kann. Die weltweite Krise hat zum Beispiel auch auf die Landwirtschaft extreme Auswirkungen.

Besonders macht sich die Preis-Explosion beim Kraftfutter bemerkbar, denn das Getreide und die Eiweißkomponenten sowie andere Betriebsstoffe kommen unter anderem aus der Ukraine und aus Russland.

„Die ganzen Lebenshaltungskosten werden drastisch steigen“, erläutert Jürgen Schmidt aus Ulsnis, der einen Milchkuhbetrieb mit 140 Kühen betreibt. „Die Preissteigerungen sind bei uns schon angekommen“, fügt er hinzu. „Kosten für das Kraftfutter haben sich verdoppelt, für Dünger verdreifacht und pro Hektar kann man mit 100 Euro mehr Energiekosten rechnen.“

Teure Alternativen: Brasilien und USA

Ob man denn aus anderen Ländern zum Beispiel das Getreide bekommen könne, beantwortet er zwar mit „Ja, aus Brasilien und USA zum Beispiel“, aber das sei auch teurer geworden. „Das noch viel größere Problem ist, dass ärmerer Länder darunter leiden werden, wenn wir dort einkaufen, weil wir reicher sind und sie es nicht mehr bezahlen können.“ Wie sei es mit der Eigenproduktion? „Ja, wir produzieren auch selbst Weizen und Raps.“ Das aber sei teuer.

„Aber irgendwie müssen wir weitermachen und hoffen, dass wir mehr Geld für unsere Produkte bekommen“, sagte er. Einfach schließen könne er nicht. Schmidt: „Wer aufhört, kommt nicht zurück, denn die Vorlaufzeit bei Kühen beträgt mindestens ein Jahr, bei Schweinen rund zwei Jahre.“

Hans-Peter Hansen, auch Landwirt in Ulsnis bestätigt das. Sein Großbetrieb umfasst 3.000 Mastschweine und rund 200 Hektar Land, auf dem er Getreide, Raps und Mais für die Biogasanlage produziert. „Wir verbrauchen zirka 30.000 Liter Diesel, da kann sich jeder ausrechnen, was die aktuellen Preise für uns bedeuten.“

Weiterhin habe man Verträge zu erfüllen und „eine gewisse Bremsspur“, erklärt er weiter, schließlich dauere die Zeit von der Besamung bis zum Ferkel mindestens sechs Monate. „Ich weiß doch nicht was im Januar ist, wenn ich jetzt plötzlich aufhören würde.“

Verpflichtungen nicht vergessen

Man dürfe auch die Verpflichtungen, die man für Modernisierungen eingegangen ist, nicht vergessen, fügt er hinzu. Seit über 30 Jahren Landwirt habe er so eine Zeit wie im Moment noch nie erlebt, verrät er. Von gestern auf heute sei der Preis für ein Schlachtkilo Schweinefleisch um 25 Cent gestiegen. „Das bringt uns immerhin in die Lage, bis jetzt gerade noch kostendeckend zu arbeiten, aber wir haben noch nichts verdient und man weiß nicht, wie es weitergeht,“ sagt er die fatalen Folgen grundsätzlich, die bereits dazu führten, dass eh schon vieler seiner Berufskollegen aufgehört hätten.

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