Corona in Schleswig-Holstein

Kritische Infrastruktur in SH: Die Notfallpläne gegen Omikron

Kritische Infrastruktur in SH: Die Notfallpläne gegen Omikron

Kritische Infrastruktur in SH: Notfallpläne gegen Omikron

SHZ
Kiel
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Energieversorgung als kritische Infrastruktur - auch die Stadtwerke wie hier in Flensburg bereiten sich auf die Omikron-Welle vor. Foto: Carlo Jolly/shz.de

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So sehen sich Energieversorger, Feuerwehr und Polizei in Schleswig-Holsteins angesichts drohender Überlastungsszenarien gewappnet.

Angesichts der drohenden Omikron-Welle hat der Expertenrat der Bundesregierung diese Woche vor einer Überlastung der kritischen Infrastruktur gewarnt. Wie sich Energieversorger, Feuerwehr und Polizei in Schleswig-Holstein gewappnet sehen.


Die Hansewerk-Gruppe samt Schleswig-Holstein Netz AG (Quickborn) zum Beispiel hat als Betreiber von Strom-, Gas- und Wärmenetzen die Energieversorgung von fast zwei Millionen Menschen in Norddeutschland in Händen. Besonders sensible Bereiche wie die Leitwarten für die Netze hätten Notfallpläne: „Dazu gehören auch Vorbereitungen zu einer freiwilligen Kasernierung der Mitarbeiter“, verrät Firmen-Sprecherin Constanze Burkhardt. Schlüsselpersonal werde durch abgetrennte Arbeitsbereiche oder kontaktlose Schichtübergabe gesichert.

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Gegen die hochinfektiöse Variante setze man bei den Monteuren und in der Bereitschaft so weit wie möglich feste Teams ein. Und als personelle Reserve könnten die Quickborner im Notfall auf Kollegen aus dem Eon-Verbund bundesweit zurückgreifen.

Booster-Impfungen und Online-Besprechungen

Einen größeren Kraftwerkskomplex von Kohle- und Gaskesseln verantworten die Flensburger Stadtwerke. Neben seit mehr als einem Jahr bewährten Notfallplänen setzt man an der Förde auf eine hohe Impfquote, interne Booster-Impfungen und Online-Besprechungen. „Da wir in vielen Bereichen ohnehin einen Schichtbetrieb und Not- bzw. Bereitschaftsdienste haben, sind wir mindestens dreifach besetzt, so dass wir immer auf genügend kompetente Mitarbeiter zurückgreifen können“, erklärt Sprecher Peer Holdensen.


In der Leitwarte des Kraftwerks seien die Teams isoliert. Ohnehin dürfe dieser sensible und verschlossene Bereich nur von den dafür zugelassenen Kollegen betreten werden. Holdensen: „Die Teams treffen sich nicht untereinander, notwendige Abstimmungen laufen digital ab.“

Schleswig-Holsteins Feuerwehren sei schon vor einem Monat vom Landesfeuerwehrverband empfohlen worden, konsequent im 2-G-Modus zu arbeiten und nicht geimpfte Feuerwehrangehörige vom Einsatzdienst auszuschließen, berichtet dessen Sprecher Holger Bauer. Versammlungen, Übungsdienste oder kameradschaftliche Treffen sollten die Retter unterlassen. In rund 1300 Freiwilligen Feuerwehren im Land stünden 50.000 Aktive bereit.


Vor allem in größeren Wehren werde seit Pandemiebeginn die Praxis angewendet, dass sich Gruppen nach Möglichkeit nicht treffen. Viele Wehren hätten ihre Alarmpläne längst angepasst. Bauer: „Es werden je nach Schadensereignis nur Teileinheiten alarmiert, gegebenenfalls kann nachalarmiert werden.“

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Auch die Landespolizei habe frühzeitig allen Beamtinnen und Beamten ein Angebot zur Booster-Impfung gemacht. Dieses Angebot sei sehr gut angenommen worden, so dass bereits eine hohe Booster-Impfquote vorliegt, berichtet Sprecher Marcel Schmidt vom Landespolizeiamt. Zudem werde eine stringente Einhaltung der geltenden Hygienekonzepte eingehalten.


Darüber hinaus sei durch organisatorische Vorbereitungsmaßnahmen und Gestaltung der Schichtdienste die Arbeits- und Funktionsfähigkeit der Landespolizei gewährleistet. Die Polizeidirektionen planten zunächst selbst und setzten eigene Schwerpunkte vor Ort. „Bei Bedarf kann Personal zentral koordiniert und nachgesteuert werden“, berichtet Marcel Schmidt. Eine Lagebewertung werde auch zwischen den Feiertagen erfolgen: „Für die Bildung von Kohorten gibt es Vorbereitungen.“

Wünsche der kritischen Infrastruktur an die Politik

Und was wünschen sich diejenigen, die kritische Infrastruktur sichern, von der Politik? „Eine schnelle Möglichkeit, alle Feuerwehrangehörigen zu boostern“, sagt Holger Bauer vom Landesfeuerwehrverband. Hansewerk dagegen hofft auf einen besonderen Blick auf Quarantäneerfordernisse bei positiv getesteten Schlüsselpersonal. Womöglich könne man Arbeitsquarantäne ermöglichen, wenn keine Symptome vorhanden sind. Und Stadtwerke-Sprecher Peer Holdensen fände eine möglichst zeitnahe Ankündigung geplanter Maßnahmen hilfreich.

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