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Künstler Bernd Raab bringt Vielfalt und Farbkraft in die Stadtgalerie Alte Post

Künstler Bernd Raab bringt Vielfalt und Farbkraft in die Stadtgalerie Alte Post

Künstler bringt Vielfalt und Farbkraft in die Stadtgalerie

SHZ
Sylt
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Bernd Raab vor seinem Werk „Brook in Connemara mountains“. Foto: Kausch/shz.de

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Unter dem Titel „Resümee in Farben“ präsentiert der Hesse seine erste Solo-Ausstellung auf der Insel. Im Gespräch mit shz.de gibt er Einblicke in seine Künstlerkarriere und die Highlights der Kunst-Ausstellung.

März 2020: Das Auto in Hessen war gepackt, Brote und Kaffee bereit, als die Nachricht kam: Wegen Corona fallen alle Veranstaltungen aus, Gastronomie und Einzelhandel schließen, Gäste müssen Sylt verlassen. Kurzerhand musste Bernd Raab seine Ausstellung absagen. Nun, zwei Jahre später, stellt der 71-Jährige in Kooperation mit dem Verein Sylter Kunstfreunde 44 seiner Werke in der Stadtgalerie „Alte Post“ in Westerland aus.

„In der Corona-Krise war ich fast wie gelähmt, der Antrieb hat gefehlt. Es fühlt sich gut an, jetzt hier zu sein“, sagt der gebürtige Hesse, der am Sonntag, 13. März, die Vernissage seiner Ausstellung feierte. Unter dem Titel „Resümee in Farben“ zeigt Raab die Facetten seiner künstlerischen Tätigkeit: Fotografie trifft auf Aquarell oder Acryl, Irlandmotive auf Sylt- und Europaimpressionen, expressive Komplementärfarben auf zarte Pastelltöne. „Ich wollte mich nie auf einen Stil festlegen, sondern Gefühle und Eindrücke so verarbeiten, wie es sich richtig für mich anfühlt“, erzählt Raab.

Von Italien nach Kampen

Seine ersten Schritte als Künstler machte der gelernte Fliesenlegermeister in den 1980ern, als er Handelsvertreter in Italien war: Während einer langen Wartezeit begann er, Aquarelle von einer Wand abzumalen – der Anfang seiner Passion. In seinem nächsten Sylt-Urlaub besuchte Raab eine Ferienmalschule in Kampen. „Ich habe stundenlang am Strand die Sonnenuntergänge gemalt und dabei alles um mich herum vergessen“, so der Künstler.

1982 kam Raab auf Anraten eines ehemaligen Kunden zum ersten Mal nach Sylt – und landete bei Wind und Wetter in einem Igluzelt auf dem Westerländer Campingplatz. Trotz dieser Startschwierigkeiten verliebten er und seine Familie sich in die Insel und kauften 1989 in Appartement in Wenningstedt, in das sie regelmäßig einkehren.

Zeitlose Kunst: Aktuelle Bezüge zum Ukraine-Krieg

In seiner aktuellen Ausstellung „Resümee in Farben“ wird deutlich, wie zeitlos Kunst ist und wie sie immer wieder neu interpretiert werden kann: vor einigen Jahren erstellte Bernd Raab Werke zum Thema Europa. In Anbetracht des Krieges in der Ukraine erhalten die Bilder mit dem Eurozeichen und einem SOS-Symbol sowie eine Sammlung der bekanntesten Attraktionen europäischer Metropolen, gepaart mit dem Begriff „Freiheit“ in zahlreichen Sprachen, einen neuen und melancholischen Tenor. Genau das gefällt Raab an der Kunst: „Auch alte Bilder können auf einmal wieder hochaktuell sein und eine neue Bedeutung bekommen.“

Inspiration ist überall

Seine Inspiration holt er sich überall. Mal ist es der Schwiegerenkel an der Sylter Küste, woraus das Bild „Strandvogt“ entstand, dann die Morgenstimmung auf einer Irlandreise oder eine Fantasie, die abstrakte Blumenmotive hervorbringt. „Ich habe immer einen visuellen Bilderrahmen vor mir, der alles abscannt und dann habe ich immer den Drang, das in irgendeiner Form auf der Leinwand zu verarbeiten“, erzählt Raab. Danach folgt ein längerer Malprozess: „Ich fange an und weiß nie, was am Ende rauskommt. Man muss sich auf die Bilder einlassen – das sind lange Prozesse, die etwas in mir auslösen und die ich beim Malen verarbeite.“

 

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