Wirtschaft in SH

Künstliche Intelligenz: So klotzt SH

Künstliche Intelligenz: So klotzt SH

Künstliche Intelligenz: So klotzt SH

SHZ
Kiel
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Mit Hilfe künstlicher Intelligenz made in SH könnte die Handelsschifffahrt viel Treibstoff einsparen. Foto: Marcus Brandt / SHZ

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Um Strukturnachteile Schleswig-Holsteins auszugleichen, fördert das Land mehr als 60 anwendungsorientierte Projekte mit Künstlicher Intelligenz. Große Datenbestände breit verfügbar zu machen, gilt als nächste Aufgabe.

Die Landesregierung setzt auf einen neuen Exportschlager: Eine von ihr geförderte Software aus Kiel soll mit Künstlicher Intelligenz der Schifffahrt helfen, die natürliche Meeresströmung als Antrieb besser auszunutzen. Ein weltweiter Einsatz könnte so viel Treibstoff sparen, dass Schiffe damit doppelt so viele Tonnen CO2 vermeiden würden wie sie ganz Schleswig-Holstein jährlich produziert. So beziffert Chef-Entwickler Jann Wendt das Potenzial.


Das Projekt ist eines von mittlerweile 60, mit denen die Jamaika-Koalition aus einem 50 Millionen Euro starken Sondervermögen die Chancen Künstlicher Intelligenz (KI) für Schleswig-Holstein erschließen möchte. „Über spielerisches Ausprobieren sind wir inzwischen weit hinausgekommen“, bilanziert Staatskanzlei-Chef Dirk Schrödter.

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„Jetzt geht es darum, Wertschöpfung zu erzielen.“ Aus seiner Sicht ist KI „in ihren Auswirkungen mit der Erfindung der Dampfmaschine zu vergleichen“. „Die Karten für die Wirtschaft werden damit neu gemischt“, ist Schrödter überzeugt. „Für Schleswig-Holstein bringt das große Möglichkeiten, Strukturnachteile auszugleichen.“

45 Millionen Fördergelder sind verteilt

Aus den Landesmitteln und weiteren zehn Millionen Euro EU-Geldern sind laut Staatskanzlei in Schleswig-Holstein rund 45 Millionen an anwendungsorientierte KI-Projekte verteilt. „In einem zweiten Schritt muss es jetzt darum gehen, großflächig Daten-Silos aufzubrechen“, sagt der Staatskanzlei-Chef. „Nur so lassen sich die Möglichkeiten zur Wertschöpfung mit Algorithmen ausschöpfen. Daten sind der Treibstoff der KI, deshalb gilt es, sie zu ernten und für vielerlei Kombinationen nutzbar zu machen.“

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Das Land mit seinen großen Datenmengen aus allen Bereichen der Verwaltung sieht er da mit dem Open Data-Portal ebenso gefragt wie die Privatwirtschaft. „Um diesen Rohstoff nutzbar zu machen, brauchen wir nicht nur Datenschutzbeauftragte, sondern auch Datennutzbeauftragte“, lautet Schrödters Credo. Gleichwohl könnten sich die Bürger darauf verlassen, dass das Recht auf informationelle Selbstbestimmung gewahrt bleibe. „Es geht dabei in aller Regel um anonymisierte Daten ohne Möglichkeiten für Rückschlüsse auf den einzelnen.“

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Stephan Schneider, Professor für Wirtschaftsinformatik an der FH Kiel, findet: „Schleswig-Holstein nimmt bei der Nutzung der Chancen von KI eine sehr gute Rolle ein.“ Optimierungspotenzial sieht er indes noch dabei, wie das Land der Wirtschaft helfen könnte, „leichter Ansprechpartner für die Anwendung von KI im Betrieb zu finden“. Um KI sei „in unserer Gesellschaft ein Hype entstanden“. „Und weil es ein Hype ist, weiß man nicht, ob jeder, der Beratung anbietet, wirklich Ahnung davon hat.“

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