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Liedermacher Wolf-Rüdiger Schröter steigt mit 80plus wieder in die Musik ein

Liedermacher Wolf-Rüdiger Schröter steigt mit 80plus wieder in die Musik ein

Liedermacher steigt mit 80plus wieder in die Musik ein

Jan Kirschner/shz.de
Handewitt
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Wolf-Rüdiger Schröter ist 83 Jahre alt und hat vor wenigen Jahren seine alte Liebe zur Musik wiederentdeckt. Foto: Jan Kirschner/shz.de

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Für viele ist der Handewitter kein Unbekannter. Heute bedient er sich auch technischer Assistentinnen wie „Alexa“ und sucht einen Keyboarder für Aufnahmen.

Ob er der älteste seiner Passion im Norden Deutschlands ist, kann Wolf-Rüdiger Schröter nicht genau sagen. Wichtig ist dem 83-Jährigen, dem man auch ein deutlich niedrigeres Alter abnehmen würde, vor allem eines:

Der Handewitter setzt deutsche Texte musikalisch um, verpasst ihnen Melodien, die mal eher volkstümlich anmuten, andere Male eher das Country-Genre bedienen oder als Pop-Schlager eingeordnet werden können.

Vor der Haustür im Handewitter Ortsteil Hüllerup begegnet dem Besucher gleich die erste musikalische Erheiterung: Die Türklingel wirft eine muntere Melodie aus. Dann geht es in den Keller.

Keller-Bar und viele Instrumente

In der Bar gibt es feine Getränke, interessante Figuren, Fotos von früher und heute – und vor allem ein vielfältiges Musik-Equipment. Gitarre, Mischpult und Keyboard prägen den Raum. Wir befinden uns in der künstlerischen Schmiede von Wolf-Rüdiger Schröter. „Eine Melodie kommt praktisch von allein“, erzählt er. „Und der Text wird so verfasst, dass man beim Singen nicht stolpert.“

Zum Zuhören, weniger zum Tanzen

Der Gastgeber bittet seine elektronische Assistentin „Alexa“ um Hilfe. Sie präsentiert einige Kostproben. „Ich heb mich empor“, „So wie es war“ oder „Die Uhr meines Lebens“. Gerade erst hat Wolf-Rüdiger Schröter ein Gedicht von Wilhelm Busch vertont. Ein aktuelles Projekt ist die „Die graue Stadt am Meer“ von Theodor Storm. Da ist der Liedermacher noch auf der Suche nach der passenden Vertonung. So viel ist gewiss: Es wird etwas zum Zuhören, weniger zum Tanzen – so wie bei seinen Werken generell.

„Wolvi Brothers“ interpretierten die legendären „Everly Brothers“

Für Kenner der regionalen Musik-Szene des letzten Jahrhunderts ist Wolf-Rüdiger Schröter kein Unbekannter. Ab Ende der 50er Jahre eilte er mit Wilfried Krumbügel von Auftritt zu Auftritt. Mit Gitarre und Gesang – sie waren die „Wolvi Brothers“. Über dem Keyboard hängt ein Bild von damals, daneben eines von den legendären „Everly Brothers“.

Ihre Hits interpretierte die „deutsche Kopie“ gerne. Zumeist sang das Duo aber auf Deutsch. Mit Hits von Peter Kraus oder Freddy Quinn trat es mehrfach bei Veranstaltungen im Deutschen Haus auf oder eroberte die Bühnen in Schülp und Sankt-Peter-Ording.

Autogrammkarten für Däninnen im Tivoli

Gerne erzählt Wolf-Rüdiger Schröter, wie er und sein Kumpel eines Sommers mit Moped und Gitarre gen Skandinavien aufbrachen und an vielen Orten spontan musizierten. Im Tivoli von Kopenhagen drängten sich die beiden jungen Männer sogar für ein kleines Engagement auf. „Hello, Mary Lou“, sangen sie. „Danach konnten wir mit unseren Autogrammkarten herumwerfen“, erzählt der 83-Jährige. Er und Wilfried Krumbügel hatten offenbar genau den Nerv der Däninnen getroffen.

Später lernten sie zwei weitere Musiker kennen und machten als Quartett „Wolvis“ weiter. Der Grundhof-Krug buchte sie fast jeden Samstag. Dazu gesellten sich Feuerwehrbälle, Dorffeste oder Betriebsfeiern.

Von der Gitarre zum Bass

Wolf-Rüdiger Schröter stieg von der Gitarre auf den Bass um und fing an, ein paar Stücke für sich selbst zu schreiben. Im Deutschen Haus trat er bei einer Veranstaltung des Selbsthilfe-Bauverein erstmals als Liedermacher in Erscheinung: „Ein Leben voller Liebe“. Dann war plötzlich Schluss.

Über vier Dekaden rückten andere Dinge in den Vordergrund. Die Familie zum Beispiel. Und der Beruf. Er wurde Oberamtsrat bei einer Krankenkasse, und nach dem Übergang in den Ruhestand baute er zusammen mit dem Sohn einen Computer-Laden im Handewitter Ortsteil Hüllerup auf.

Back to the music im Jahr 2019

Dann 2019: Wolf-Rüdiger Schröter las von einem Hobby-Musiker, der mit 75 Jahren gerade seine erste CD aufgenommen hatte. „Das kann ich doch auch“, dachte er sich. Plötzlich war das alte Feuer zurück. Er ging an „Vertonte Gedanken“, sang in seiner Keller-Bar und war schnell mit seinen Künsten am Keyboard unzufrieden. Er lud einen Profi-Musiker zu sich ein.

Das Gemeinschaftsprodukt wurde auf eine CD gebrannt. Sie gibt es nicht zu kaufen, aber Wolf-Rüdiger Schröter hat sich eine schöne Fassung mit Cover und klassischem Vinyl-Look gefertigt. Mit einem Fotografen schipperte er auf der Flensburger Förde – es entstand ein erstes Video. Weiter folgten und sind auf einer bekannten Internet-Plattform zu finden.

Bei mehreren Anbietern sind die Werke von Wolf-Rüdiger Schröter inzwischen rund 10.000 Mal „gestreamt“ worden. „100.000 wäre gut“, sagt er. Der Liedermacher strebt nach größerer Bekanntheit.

Er ist nicht heiß auf Auftritte, sondern sucht einen Keyboarder für weitere Aufnahmen. „Am schönsten ist es“, sagt er. „Wenn ich allein im Keller sitze und stundenlang meine eigene Musik hören kann.“ Mittlerweile sind es 40 Stücke.

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