Sprecher der Tagesschau

Literatursommer Kampen: Constantin Schreiber über die „Disziplin zum Glück“

Constantin Schreiber über die „Disziplin zum Glück“

Constantin Schreiber über die „Disziplin zum Glück“

Klaus Lorkowski/shz.de
Kampen
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Tagesschau-Moderator Constantin Schreiber im Gespräch mit der Sylter Journalistin Imke Wein. Foto: Tourismus-Service Kampen/shz.de

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Constantin Schreiber, Sprecher der Tagesschau, hat im ausverkauften Kaamp-Hüs mit einem Einblick in sein Buch „Glück im Unglück“ auch einen Blick in sein Innerstes gewährt.

Der 24. Kampener Literatursommer konnte am vergangenen Donnerstag nicht gelungener eröffnet werden als mit einer Thematik, die die Menschen seit jeher beschäftigt. Constantin Schreiber, als Sprecher der Tagesschau vielen bekannt, war zu Gast, um sein neues Buch „Glück im Unglück“ vorzustellen – befragt durch Moderatorin Imke Wein.

Jura-Studium in Oxford, Korrespondenz im arabischen Raum

Zu Beginn der ausverkauften Veranstaltung stand der Lebensverlauf des 44-jährigen Gastes im Vordergrund. Schreiber ging nach abgeschlossenem Jura-Studium in Oxford als Reporter und Korrespondent in den arabischen Raum, lernte die Sprache seines Gastlandes, startete Beiträge in der dortigen Medienwelt, wurde schließlich Medienberater des Auswärtigen Amtes in Berlin, um sodann Initiator einer auf Zuwanderer konzipierten Sendereihe zu werden. Für die Tagesschau ist er seit 2021 tätig.

Das alles stellte der Gast den Besuchern recht plastisch vor, untermalt mit manchem Erlebnis und Detail. Seinen unterschiedlichsten geografischen Stationen konnte er seit Donnerstag Sylt als Premiere hinzufügen. Hier war er „bis auf die Minute pünktlich“ mit dem Zug aus Hamburg eingetroffen und hatte vor seinem Erscheinen in Kampen sogar noch seine Füße ins Wasser der Nordsee stecken können.

Wege zum Glück: Schreiber gibt persönliche Tipps

Vom „panischen Zeitgeist und seinen Folgen“ erzählt der erste Teil seines knapp 160 Seiten umfassenden Buches. Da war neben einem „Gefühl der Ohnmacht“ (etwa aufgrund aktueller Ereignisse), sein Glück nicht finden zu können, ebenso die Rede wie von der „Entsolidarisierung der Gesellschaft“ und vom daraus für viele resultierenden „blinden Aktivismus“ als vermeintlich betäubendem Ersatzmittel.

Goethes ein wenig resignierend klingende Auslassungen über das Glück in dessen Schauspiel „Tasso“ („Es gibt ein Glück, allein wir kennen’s nicht: Wir kennen’s wohl und wissen’s nicht zu schätzen!“) setzte Schreiber konkrete Schritte und Methoden entgegen, die hilfreich für die Glückserfüllung sein mögen.

Ausgehend von der sogenannten „Positiven Psychologie“ führte er Erfahrungsfelder wie Naturerlebnisse, Reisen und die damit einhergehende Neugier, Musik oder auch Spiritualität an. Wege und Entdeckungsfelder, die Schreiber allesamt belegte durch wissenschaftlich fundierte Erhebungen – aber auch durch seine ganz persönlichen Erfahrungen.

Die Musik hilft Schreiber entspannt zu bleiben

So berichtete er vom über Jahrzehnte nicht praktizierten, dann aber wieder begonnenem Klavierspielen und dessen therapeutische Auswirkungen auf seine Psyche. Die Musik half ihm, all die negativen, auf ihn einstürmenden Nachrichten zu relativieren oder sie gar ganz auszublenden.

Schreibers mit Erfolg praktizierte Methode des „Schubladen-Prinzips“ veranschaulicht diesen Weg. Er selbst bestimmt seinen Nachrichten- und Medienkonsum, regelt im Tagesverlauf den Blick aufs Handy, schaut beim Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln bewusst in ein Buch. Oder lässt beim Warten an der Haltestelle konsequent „das dämliche Handy“ beiseite und lässt seinen Blick eher in die Natur schweifen. Von einer „Disziplin zum Glück“ ist da die Rede. Unausgesprochen an die Gäste im Saal mag das wohl heißen: Tut es mir nach! Probiert es aus!

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