Relikt aus alten Tagen

Litfaßsäulen in Schleswig: Wofür sind sie eigentlich noch gut?

Litfaßsäulen in Schleswig: Wofür sind sie eigentlich noch gut?

Litfaßsäulen: Wofür sind sie eigentlich noch gut?

Marcel Nass/shz.de
Schleswig
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Helge Schütze vom Stadtmarketing kümmert sich um die Vermarktung der 27 Litfaßsäulen in Schleswig. Foto: Marcel Nass/shz.de

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27 Litfaßsäulen gibt es noch in Schleswig. Diese werden seit 2018 vom Stadtmarketing vermarktet. Aber was sind sie denn nun? Ein Relikt aus einer Zeit vor vielen Jahren oder nach wie vor ein gut genutztes Werbemittel?

1855 wurden in Berlin die ersten Litfaßsäulen, benannt nach ihrem Erfinder Ernst Litfaß, aufgestellt. Fast 170 Jahre später sind die auffälligen Werbesäulen immer noch in zahlreichen Städten zu finden. Das gilt auch für Schleswig. 27 Litfaßsäulen gibt es noch im Stadtgebiet. Seit 2018 werden sie vom Stadtmarketing um den Geschäftsführer Helge Schütze vermarktet. Als Werbemittel werden die Säulen in der Schleistadt immer noch rege genutzt – trotz der großen Konkurrenz auf dem digitalen Markt.

Standorte müssen für mindestens zehn Tage gebucht werden

„Als im Mai letzten Jahres die Freigabe für Veranstaltungen wieder erteilt wurde, gingen die Zahlen im Sommer stark nach oben“, sagt Helge Schütze in Bezug auf die Belegung der Litfaßsäulen im Stadtgebiet. Diese werden mit Plakaten im A1-Format beklebt. Interessenten können sich dabei beim Stadtmarketing melden und die Verfügbarkeit der Standorte abfragen. „Die Belegung kostet an jedem Standort für ein Plakat dabei einen Euro pro Tag. Allerdings muss man auch für mindestens zehn Tage einen Platz buchen“, so Schütze.

In der Regel würden an den Litfaßsäulen bevorstehende Veranstaltungen angekündigt. Auch Kampagnen der Stadt, wie zum Beispiel die Plakatserie zur Umsicht im Umgang mit Müll, werden mithilfe der Säulen bekannter gemacht. Produktwerbungen sind dagegen eher selten. Hier wünscht sich Schütze noch mehr Betrieb.

Aktuell steigt die Nachfrage nach freien Werbeplätzen wieder an. Luft nach oben gibt es vor allem in den Wintermonaten. Doch sind Litfaßsäulen überhaupt noch zeitgemäß? Dazu hat Helge Schütze eine klare Meinung. „Natürlich sind die Säulen ein Relikt aus alten Tagen. Allerdings gibt es in Schleswig kaum Möglichkeiten, mit Werbung auf sich aufmerksam zu machen. Deshalb werden die Säulen immer noch gern genutzt“, so Schütze.

Plakate sollten einfach gestaltet sein

Die beliebtesten Standorte in der Stadt sind laut Schütze dabei die Säulen in der Flensburger Straße, im Lollfuß und am Stadtfeld. Das hat auch einen einfachen Grund: „Die Plakate werden meist nur auf einer Seite der Litfaßsäule angebracht. So sechs bis acht Plakate passen dann auf die Fläche. Die Werbung zeigt immer in Richtung Verkehr oder dahin, wo viele Autos stehen“, beschreibt Schütze. Die drei genannten Standorte sind dabei Orte, an denen Verkehrsteilnehmer an den Litfaßsäulen kaum vorbeisehen können und bei Standzeiten an Ampeln oder bei geringem Tempo die Zeit haben, die Informationen auf den Plakaten aufzunehmen.

Bei der Gestaltung der Plakate ist daher nach Ansicht des Stadtmanagers auch Vorsicht geboten. „Oft haben die Menschen nicht viel Zeit, sich die Plakate anzuschauen. Deswegen sollten diese einfach gestaltet sein und nur beantworten welches Event zu welchem Zeitpunkt an welchem Ort stattfindet“, erklärt Schütze.

Alte Plakate werden mit neuen überklebt

Die Plakate an den Litfaßsäulen bestehen in der Regel aus Affichenpapier und werden von zwei professionellen Plakatierern an die Säulen befestigt. Alle zehn Tage schauen die Experten an den einzelnen Standorten, ob die Plakate noch in Ordnung sind. „Wenn neue Plakate angebracht werden sollen, werden die alten dabei einfach überklebt. Zunächst kommt weißes Papier mit Kleister über die alten Plakate. Danach werden dann die neuen auf die Säule geklebt“, beschreibt Helge Schütze das Vorgehen.

Die Litfaßsäulen werden so mit jeder Schicht immer „dicker“. Ab einer gewissen Dicke werden sie dann von den Plakatierern „geschält“. Die alten Schichten werden dann mühsam mit einer Säge von der Säule abgetrennt – bis es dann wieder von vorne los geht.

 

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