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Der Mann mit der Sternwarte im Garten: Die besondere Sammelleidenschaft eines Breklumers

Der Mann mit der Sternwarte im Garten

Der Mann mit der Sternwarte im Garten

Marco Nehmer/shz.de
Berklum
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Tor zur Welt: Gerd Maart in seiner Gartensternwarte „Polaris“. Wenn er das auf Schienen laufende Dach öffnet, eröffnet sich ihm und seinem Teleskop die Unendlichkeit. Foto: Marco Nehmer

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Gert Maart geht einem ziemlich speziellen Hobby nach: Er knipst Sternbilder, ganze Galaxien – oder wie zuletzt auch mal einen vorbeiziehenden Kometen. Wie er sich das als Amateur erschlossen hat? Auch mit Youtube.

Wenn die Photonen des Nachthimmels auf sein Teleskop prasseln, dann ist Gerd Maart in seinem Element. Andere mögen in ihrer Freizeit Briefmarken sammeln, vielleicht Modellautos – Maart, 59, sammelt das Licht der Sterne. Der Breklumer betreibt die vielleicht einzige Gartensternwarte Nordfrieslands. „Polaris“ heißt sie, wie der Nordstern, an dem er sich ausrichtet, um im Kosmos nach geradezu unwirklichen Motiven zu keschern. Astrofotografie. Ein Hobby auf dem größten Spielplatz der Welt – der Unendlichkeit.

Seit vier Jahren macht er das, seit zwei Jahren aus seiner eigenen Sternwarte heraus. Ein Holzhäuschen, das nachts zum Cabrio wird, das Rolldach gibt den Blick in ferne Welten frei. Der legendäre Orionnebel, Teil der Milchstraße, 1500 Lichtjahre entfernt. Die riesige Andromeda-Galaxie, 2,5 Millionen Lichtjahre. Die Sonnenblumen-Galaxie, Sternbild Jagdhunde, 25 Millionen Jahre ist ihr Licht unterwegs zur Erde – Gerd Maart fängt mit seiner mehrstufigen Kamera-Konstruktion Dinge ein, die so weit weg sind, dass man nur noch staunen kann. „Die Vorstellungskraft setzt da aus“, sagt er. „Aber das macht es auch so spannend.“

Als Fünfjähriger bekam Maart die Mondlandung mit

Wenn Maart, im öffentlichen Dienst tätig, von seinem Hobby spricht, dann werden seine Augen zu Sternen, sie funkeln mit der Begeisterung des Kindes, das er selbst einst war, als er 1969 mit fünf Jahren die Mondlandung verfolgte. „Das spukt bis heute in meinem Kopf herum“, sagt Maart, seit vielen Jahren bereits Hobbyfotograf. „Eine Affinität zur Astronomie hatte ich eigentlich schon immer. Die Kombination aus beidem ergibt dann die Astrofotografie.“

Für die Verschmelzung seiner Interessen brauchte es, so wie es meistens im Leben ist, eine Initialzündung. „Ich habe vor einigen Jahren einen Bericht gelesen darüber, was mit dem heutigen Amateur-Equipment alles so möglich ist. Das fand ich derart beeindruckend, dass ich sofort dachte: Das ist mein Ding“, sagt Maart. „Die Leistungsfähigkeit der Technik ist in den letzten fünf bis zehn Jahren unglaublich gestiegen. Heutzutage hat man als Amateur Möglichkeiten, die früher – ich übertreibe ein bisschen – vielleicht nicht einmal die Nasa hatte.“

Ziehen Wolken durch, ist Feierabend – und dieser Winter ist ein einziges Wolkenfestival

Die Tiefe des Raumes gehört allen. Sie gehört ihm, Gerd Maart, wenn er sein Teleskop ausrichtet, die Sterne anvisiert und über Stunden ihr Licht einsammelt, am besten die ganze Nacht, umso besser ist am Ende das Ergebnis. Nur gibt es da in diesem Winter, wegen der langen Nächte Hauptsaison der Astrofotografen im Norden, ein kleines Problem: die Wolken, erbitterter Feind jeder Himmelsbeobachtung. „Es war bisher kaum mal sternenklar, das ist in diesem Jahr schon wirklich ungewöhnlich“, sagt Maart.

Dafür hat er den Kometen C/2022 E3 (ZTF) vor die Linse bekommen, der gerade an der Erde vorbeizieht. Ein bisschen Beifang, ganz nett, aber Maarts Herz schlägt halt für die ganz fernen Objekte, die Deep-Sky-Fotografie. Das Know-How hat er sich übrigens ganz unakademisch draufgeschafft, über Youtube. „Da gibt es Leute, die da ganz aktiv sind. Das habe ich richtig verschlungen“, sagt Maart, der auch beim aktiven Ausführen seines Hobbys häufig am Rechner sitzt: Die Hälfte der Zeit geht für die Bildbearbeitung drauf. Sein digitales Foto-Archiv ist mittlerweile mehrere Festplatten stark.

Und es ist davon auszugehen, dass noch die eine oder andere gefüllte Festplatte dazukommt. „Der Vorteil dieses Hobbys ist“, sagt Gerd Maart, „dass man es bis ins hohe Alter betreiben kann.“ Früher spielte der Hobbymusiker E-Gitarre in der „North Band“, die Gruppe aus dem Husumer Raum ist mittlerweile Geschichte. „Auf der Bühne stehen, aufbauen, abbauen, das war irgendwann doch ziemlich anstrengend, uns fehlten die Roadies“, sagt Maart lachend.

In seinem neuen Hobby ist er Solokünstler. Wobei er sich über Gesellschaft freuen würde, über Gleichgesinnte, nicht nur virtuell in der Welt der Internetforen. Die Leute, sagt Maart, dürften sich gerne bei ihm melden. Schließlich reicht das Licht der Sterne für alle.

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