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Maskenpflicht in Schleswig-Holstein fällt – und nun?

Maskenpflicht in Schleswig-Holstein fällt – und nun?

Maskenpflicht in Schleswig-Holstein fällt – und nun?

SHZ
Kiel
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Der Pfeil zeigt nach rechts: Ab Sonntag fallen die Masken in Schleswig-Holstein. Foto: Christian Ohde via www.imago-images.de

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Morgen fallen in Schleswig-Holstein nach zwei Jahren Corona-Pandemie viele Beschränkungen – aber die
Freude darüber ist gedämpft.

Wenn das jetzt das Happy End sein soll, dann ist es ein ziemlich stilles. Am Sonntag laufen in Schleswig-Holstein die meisten Corona-Schutzmaßnahmen aus; außerdem dürfen die Menschen zwischen den Meeren ab Sonntag wieder oben ohne gehen: die Maskenpflicht entfällt – bis auf wenige Ausnahmen. Vielleicht ist das der Grund für die ausbleibende Euphorie, es ist keine endgültige Freiheit, sondern wieder mal eine mit Ausnahmen, Einschränkungen, Bedingungen.

Weiterlesen: Corona-Regeln: Hier bleibt die Maskenpflicht in Schleswig-Holstein bestehen

Das Aufzählen aller derzeit gültigen und ab Sonntag noch geltenden Corona-Regeln ist vom Schwierigkeitsgrad höher zu bewerten als die Beantwortung der Millionen-Frage bei Günter Jauch.

Kommt das dicke Ende noch?

Und über allem schwebt nicht ohne Grund die große Sorge: War es das jetzt wirklich? Oder kommt das dicke Ende dann doch wieder am Ende des Jahres?

Die Bundesregierung hat einen Großteil der wohl gravierendsten Maßnahmen für den Gesundheitsschutz aufgehoben, die dieses Land je gesehen hat, und trotzdem: Zurück bleibt eine seltsam diffuse emotionale Leere. Die Angst ist zwar weniger geworden, seit die Omikron-Variante sich durchgesetzt und die Inzidenzen nach oben getrieben hat. Jeder kennt jemanden, der gerade infiziert ist. Aber die Zahl der Todesfälle durch das Virus ist mit Omikron deutlich zurückgegangen, trotz der Rekordzahlen bei den Infektionen.

Zu Ostern will niemand in Quarantäne

Eine Leichtigkeit oder Unbeschwertheit stellt sich trotzdem nicht ein. Der Begriff des Freedom Day, der immer falsch war, weil es ja nie eine wirkliche Unfreiheit gab, ist längst zum Unwort geworden. Und es wird gewiss Menschen geben, die immer noch beim Einkaufen oder im Restaurant Masken tragen. So wie es auch nach Sonntag Einzelhändler und Gastronomen geben wird, die das auch verlangen.

Zum Thema: Kino, Friseur, Café, Einzelhandel: Wo ab dem 3. April in Schleswig die Maske fällt

Denn viele, viele Infektionen in Deutschland bleiben derzeit unbemerkt und eine Sorge der Menschen ist derzeit auch, dass sie sich zur falschen Zeit die Infektion einfangen; jetzt, zu Beginn der Osterferien etwa, will niemand in die Quarantäne, jetzt wollen viele die Zeit nutzen, um Freunde oder Verwandte zu besuchen oder in den Urlaub zu fahren. Da wäre eine siebentägige Quarantäne ein echter Spielverderber. In diesem Bereich muss und in diesem Bereich wird schnell etwas passieren, die Quarantäneregeln wirken gerade wie aus der Zeit gefallen. Zumal es ohnehin nicht leicht wird, aus der gut geübten Selbstbeschränkung wieder herauszufinden.

Ikonische Bilder von Masken an Ästen und in Gräben verblassen

Und dann? Natürlich gibt es vieles, was ab Sonntag besser wird. Die Menschen können sich wieder an ihren Gesichtern erkennen, sie werden sich vielleicht wieder die Hände geben, der Spaziergang, dessen Ruf sehr gelitten hat, gewinnt seine Unschuld zurück. Die Kinder dürfen nach den Osterferien wieder ohne Mundbedeckung in die Schule gehen. Und die ikonischen Bilder von gebrauchten Masken, die an Ästen oder Brücken hängen, an Stränden und auf Fußwegen liegen, werden verblassen. Endlich.

Eine Krise verdrängt die andere

Auch der Sommer hat das Potential unbeschwerter zu werden als die vorherigen, aber das hängt von der anderen großen globalen Krise ab, die das Corona-Thema von einem Tag auf den anderen nahezu verdrängt hat. Die blau-gelben Masken, die man derzeit häufig sieht, machen deutlich, wie sehr die Menschheit derzeit an ihr psychisches, physisches und wirtschaftliches Limit geführt wird.

Happy End mit Omikron

Und deshalb – oder vielmehr trotzdem – ist der Sonntag ein wichtiger Tag, denn er ist ein weiterer Schritt heraus aus dem Ausnahmezustand, hin zum Alltag. Ein Alltag mit dem Virus zwar, aber das muss, glaubt man den Experten, nichts Schlimmes sein. Die Pandemie hat viel Leid und viele Entbehrungen gebracht, deshalb muss ein Happy End mit Omikron nicht laut gefeiert werden. Aber wenn es so kommt, ist ein wenig stille Freude durchaus erlaubt.

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