Mein Leben mit Wilma: Hundehalter sind wie Eltern, nur schlimmer

Mein Leben mit Wilma: Hundehalter sind wie Eltern, nur schlimmer

Mein Leben mit Wilma: Hundehalter sind wie Eltern, nur schlimmer

Guido Behsen
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Mehr als 12 Millionen Hunde leben in deutschen Haushalten. Auch unser Autor ist vor einiger Zeit auf den Hund gekommen. Seit Wilma da ist, lernt er jeden Tag etwas dazu. Über Hunde. Und über ihre Menschen.

Meine kinderlosen Freunde und Bekannte tun mir leid. Und zwar immer dann, wenn sie in eine Gesellschaft geraten, die außer ihnen allein aus – im schlimmsten Fall jungen – Eltern besteht. Wer schon einmal versucht hat, in einer solchen Runde über etwas anderes zu sprechen als die Befindlichkeiten der Gören, weiß, was ich meine.

Hundebesitzer kennen nur ein Thema: ihren Hund

Was das mit meinem Leben als Herrchen von Wilma zu tun hat? Nun, Eltern mögen unter sich viel über ihre Kinder reden. Hundebesitzer kennen in Gegenwart anderer Hundebesitzer nur ein Thema: Hunde. Genauer: IHREN Hund.

Wer hundelos in die Falle eines solchen Treffens tappt, durchleidet in der Regel drei Phasen. In der ersten versucht man sich interessiert zu zeigen. In der zweiten Phase startet man den schon leicht verzweifelten Versuch, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken. In Phase drei steht der Hundelose nur noch stumm daneben wie ein begossener Pudel.

Das klingt dann in etwa so:
Ich: „Meine Wilma hat gestern ganz toll mit A. gespielt.“
Mensch mit Hund: „Also, meine B. versteht sich ja mit ALLEN Hunden sofort, selbst mit dem Mischling von nebenan.“
Mensch ohne Hund: „Bei Rüden soll das ja manch...“
Mensch mit Hund: „Der ist ja etwas schwierig, den haben sie nicht im Griff. Ich war mit B. in der Hundeschule Sowienoch, da hat sie sich mit ALLEN Hunden vertragen!“
Ich: „Wenn es bei Wilma nur etwas besser mit dem Rückruf klappen würde.“
Mensch mit Hund: „Wir wollen ja nächste Woche an die Ostsee, hoffentlich wird B. nicht wieder schlecht. Sie fährt ja nicht gerne Auto.“
Mensch ohne Hund: „Ah, an die Ostsee, sehr schön! Wir waren gerade an der Kieler Förde...“
Mensch mit Hund: „B. bekommt jetzt auch nur noch Spezialfutter mit Lamm und Reis. Gemüse bekommt ihr nicht so gut, außer Karotten.“
Ich: „Ist das ein Sauwetter, was Wilma da wieder für einen Dreck in die Wohnung...“
Mensch mit Hund: „Meine B. haart wie verrückt, ich bin nur am Staubsaugen.“
Und so weiter.

Eine angeknabberte Schokolade verstand Wilma als Einladung

Dieser Tunnelblick aufs eigene Tier nimmt bedenkliche Züge an, wenn es dem Liebling nicht gut geht. Zumal ja ein Hund (ähnlich wie ein kleines Kind) nicht sagen kann, was genau ihm fehlt. Die grundsätzliche Besorgnis von Frauchen und Herrchen gipfelt in der Folge schnell in den verheerendsten Diagnosen.

Auch Wilma war kürzlich malad. Um es klar zu benennen: Sie hatte Durchfall. Als Ursache hatten wir entweder einen schlecht verdauten Markknochen in Verdacht, weil der normalerweise nicht auf ihrem Speiseplan steht, oder aber eine Tafel Alpenmilch-Schokolade. Diese war von unserem Jüngsten angeknabbert und danach auf dem Couchtisch zurückgelassen worden, was Wilma als Einladung verstanden haben muss.

Wer bei Tier-Doktor Google nachsieht, bekommt Angst

Hunde und Schokolade? Wer diese Stichwörter bei (Tier-)Doktor Google eingibt, bekommt es unweigerlich mit der Angst zu tun. Demnach ist Schokolade schon in geringen Mengen toxisch (allein das Wort!) für Hunde, weil sie den darin enthaltenen Stoff Theobromin nicht abbauen können. Symptome sind Durchfall und Erbrechen, aber auch Herzrasen, Krämpfe, innere Blutungen, Erblinden, Atemstillstand...

Und tatsächlich: Wilma wirkte, wenn sie nicht gerade wieder ganz schnell vor die Tür musste, wie ein Häufchen Elend. Als ich in der Nacht das dritte Mal vor dem Haus darauf wartete, dass sie sich entleerte, bereute ich meine beruhigenden Worte vom Vortag, von wegen: Sie sei doch ein großer Hund mit einem robusten Magen und eigentlich nie krank. War es jetzt womöglich schon zu spät?

Nein, es ging nochmal gut. Am Morgen vertilgte Wilma mit großem Genuss eine kleine Portion Futter. Und beim Gassigehen machte sie einen ordentlichen Haufen. Meine Freude beim Anblick der Hinterlassenschaft können außer Hundehaltern wohl auch nur junge Eltern nachvollziehen.

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