Jugendfeuerwehr Oeversee

Merle heißt jetzt Matheo: „Die Offenheit der Gruppe hat mir sehr geholfen“

Merle heißt jetzt Matheo: „Die Offenheit der Gruppe hat mir sehr geholfen“

Von Merle zu Matheo: Offenheit der Gruppe hat sehr geholfen

SHZ
Oeversee
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Matheo Nissen (links) ist Gruppenleiter bei der Jugendfeuerwehr Oeversee-Sankelmark. Foto: Peter Hamisch / SHZ

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Keine Witze, kein Getuschel: Ein 16-jähriger Gruppenleiter ist selbst überrascht, wie gelassen die Kameraden in der Jugendfeuerwehr auf seine Transsexualität reagieren.

Während andere Kultur- und selbst Sportvereine über drastischen Mitgliederschwund klagen, haben die Feuerwehren im Kreis mit ihren Jugendfeuerwehren den Grundstock für einen stetigen Nachwuchs für ihre Wehren gelegt. Warum kommen Kinder und Jugendliche zur Jugendfeuerwehr? Was ist an der Feuerwehr interessanter als das was andere Vereine bieten?

Im Gespräch mit den Mitgliedern der Jugendfeuerwehr Oeversee-Sankelmark wird deutlich, das den Jugendlichen zwei Dinge besonders am Herzen liegen. Das sind der Zusammenhalt und die Kameradschaft.


Das bedeutet auch: Respekt und Verständnis füreinander. Dass in der Jugendfeuerwehr Toleranz und Wertschätzung wichtig ist und gelebt wird, macht die Geschichte von Matheo Nissen deutlich. Der 16-Jährige kam als Mädchen zur Welt, merkte, dass er viel mehr ein Junge sei. Mit seiner Familie hat er seine Probleme offen besprochen und alle Unterstützung erhalten.

In der Familie war es einfach

Matheo befindet sich derzeit in einer Phase der Transformation. War es im familiären Rahmen noch einfach, mit der Thematik Transidentität umzugehen, stand bald die Frage im Raum, wie soll die Jugendfeuerwehr damit umgehen? Denn Matheo ist Jugendgruppenleiter. In Gesprächen mit den Jugendwarten Nils Halweg und Clara Claussen wurde die Transsexualität von Matheo thematisiert und von beiden in die Gruppe eingebracht.

„Merle heißt jetzt Matheo“, lautete die Kernaussage, an die sich sofort alle gehalten haben. Keine Zoten, keine Witze, kein Getuschel, die Jugendfeuerwehr ging zur Tagesordnung über. „Die Offenheit der Gruppe hat mir sehr geholfen“, unterstreicht Matheo und ergänzt, dass alle dieses Thema sehr ernst genommen haben.

Erwachsene haben mehr Vorbehalte

Nils Halweg ist auch aus diesem Grund sehr Stolz auf seine Truppe. „Alle haben die Situation sofort akzeptiert“ und ergänzt, dass die Erwachsenen mehr Vorbehalte haben. Für die Jugendlichen war das selbstverständlich.

Schon sehr früh haben sie begriffen, dass eine Wehr nur durch ihre Zusammenarbeit schlagkräftig ist und der Einzelne immer auf die Unterstützung seiner Kameraden zählen kann. Dass die Jugendlichen aus Oeversee dies beherrschen, haben sie beim Bundeswettbewerb der Jugendfeuerwehren zeigen können. „Unser Angriffstrupp war so gut, weil wir gut zusammengearbeitet haben“, berichtet Malte.

Auch Till Albrecht, 15 Jahre alt und Gruppenleiter, unterstreicht das starke Gemeinschaftsgefühl in der Wehr. „Schwellenängste braucht man hier nicht zu haben“, berichtet der 15-Jährige. Natürlich lernen die Jugendlichen Grundbegriffe aus dem Bereich Brandschutz, aber ein großer Teil der Zusammenkünfte ist der Freizeitgestaltung gewidmet.

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