Brokstedt

Messerattacke im Regionalexpress erschüttert Schleswig-Holstein

Messerattacke im Zug erschüttert Schleswig-Holstein

Messerattacke im Zug erschüttert Schleswig-Holstein

Eckard Gehm/shz.de
Brokstedt
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Der Regionalexpress beendete seine Fahrt vorzeitig in Brokstedt. Foto: danfoto/shz.de

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Im Zug von Kiel nach Hamburg sticht ein Reisender plötzlich auf Fahrgäste ein: Zwei Menschen sterben – Zeugen halten den Angreifer fest, bis die Polizei eintrifft.
 

Zwei Tote, sieben Verletzte, davon drei schwer: Bis in den Mittwochabend arbeiteten die Ermittler der Spurensicherung im Regionalexpress RE 70 und auf dem Bahnhof von Brokstedt, um den Ablauf des furchtbaren Messerangriffs zu rekonstruieren, der Schleswig-Holstein erschüttert.

In dem Zug, der sich auf dem Weg von Kiel nach Hamburg befand, war ein Mann plötzlich mit einem Messer auf Reisende losgegangen.

„Es gab während der Fahrt mehrere Notrufe. Der Angreifer hat im Zug mit einem Messer um sich gestochen. Als der Zug im Bahnhof stoppte, verließ der Täter den Regionalexpress, das Geschehen verlagerte sich auf den Bahnsteig. Dort wurde er von Polizisten festgenommen“, sagte Wulf Winterhoff, Sprecher der Bundespolizei.

Wie Polizeisprecherin Astrid Heidorn erklärte, hatten Zeugen den Mann festgehalten, bis die Beamten eintrafen. Laut Polizei ist der Mann 33 Jahre alt, soll wegen Sexual- und Gewaltdelikten mehrfach polizeilich aufgefallen sein und noch bis vor einer Woche in Untersuchungshaft gesessen haben.

Täter könnte geistig verrwirrt sein

Das Motiv des blutigen Angriffs ist noch offen. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, gibt es Hinweise, dass der Angreifer geistig verwirrt sein könnte.

Der Angreifer soll in zwei der sechs Waggons auf Fahrgäste eingestochen haben. Ein Reisender soll ihn mit einem Koffer beworfen haben. Fahrgast Christoph Bodelschwing, der durch den Zug flüchtete, sagte: „Überall waren Blutspuren zu sehen.“

Polizisten berichten von schrecklichen Verletzungen bei einem getöteten Opfer im Halsbereich. Vor Ort wurde ein Behandlungsplatz für die Erstversorgung der Verletzten aufgebaut, dann wurden sie auf Krankenhäuser verteilt. Auch der Täter ist verletzt. Wie die Polizeisprecherin sagte, wurde er ins Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster gebracht. Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow von der zuständigen Staatsanwaltschaft Itzehoe: „Am Donnerstag wird der mutmaßliche Täter dem Haftrichter vorgeführt.“

Identitäten feststellen und Angehörige informieren

120 Fahrgäste waren im Zug. Im Lokal „Bürgerstuben“ nahm die Polizei Aussagen vom 70 Zeugen auf, dort wurden sie psychologisch betreut. Wie Jana Reuter, Sprecherin im Innenministerium, sagte, lag der Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit in den Abendstunden darauf, die Identitäten der Opfer festzustellen und den Angehörigen die Todesnachricht zu überbringen.

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach von einer „schrecklichen Tat, die zwei Menschen das Leben gekostet“ habe und bei der viele Menschen verletzt worden seien. „Ich bin in meinen Gedanken und Gebeten bei den Menschen, bei den Angehörigen, in dieser wirklich schweren Situation.“ Der Zug wurde am Abend weggefahren, um das Gleis freizumachen. In großen Teilen Schleswig-Holsteins stand der Bahnverkehr vorübergehend still.

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