Reparieren und Upcycling

Möbel und Mehr, Repair Café und Radstation: So geht Nachhaltigkeit in Husum

Möbel und Mehr, Repair Café und Radstation: So geht Nachhaltigkeit in Husum

Möbel und Mehr, Repair Café und Radstation: So geht Nachhaltigkeit in Husum

SHZ
Husum
Zuletzt aktualisiert um:
Manfred Hansen, Fachanleiter der Radstation in Husum: "Mit der Bewachung der Räder fördern wir den öffentlichen Nahverkehr." Foto: Annika Jensen Foto: 90037

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Ob Möbel, Fahrräder oder Elektronik – vieles wird weggeschmissen, obwohl es repariert werden kann. In Husum gibt es viele Anlaufstellen, um Dinge zu spenden oder eben zu reparieren. Hier sind drei dieser Projekte.

Abgeben, spenden, upcyclen, aufmöbeln, renovieren, sanieren, reparieren. Es gibt viele Möglichkeiten, Dinge zu erhalten, als sie einfach nur wegzuschmeißen. Und in Husum gibt es dafür auch viele Anlaufstellen. Zu ihnen gehören die drei Projekte Möbel und Mehr, das Repair Café und die Radstation. Sie alle laufen unter dem Dach des Diakonischen Werkes Husum und geben Langzeitarbeitslosen eine Chance, sich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Lesen Sie auch: Kunden und Erzeuger begegnen sich: Fiona Krüger gründet „Marktschwärmer-Wochenmarkt“

Alle drei Projekte stehen aber eben auch für das Thema Nachhaltigkeit. Sie wollen die Möglichkeit geben, Dingen ein zweites Leben zu schenken und weniger Abfall zu produzieren. „Wir haben beim Reparieren eine Erfolgsquote von rund 75 Prozent“, sagt Jochen Gedlich (69), Gründer des Repair Cafés in Husum. Er hat sich die Idee einer Niederländerin aus dem Jahr 2009 als Vorbild genommen, so wie rund 2300 andere Gründer auf der ganzen Welt seither.

Seit 2019 gibt es das Repair Café in Husum. „Die Menschen kommen mit Dingen des täglichen Bedarfes zu uns, also Elektrokleingeräte, Kleinmöbeln, Textilien, Spielzeug, aber auch IT-Problemen auf ihren Computern. Und wir schauen, ob es sich wieder reparieren lässt“, erläutert Gedlich. „Immer in Anleitung, damit die Leute wissen, wie sie selbst etwas reparieren können. Damit wollen wir das Bewusstsein fürs Reparieren wieder in die Gesellschaft bringen, denn das wurde in den letzten Jahren vergessen.“

Auch interessant: So will Ben Bock aus Hattstedt den Immobilienmarkt nachhaltiger gestalten

90 Prozent der Gegenstände, die Gedlich und sein Team in die Hände nehmen, sind Elektrokleingeräte. Sie werden sonst oft nicht repariert, obwohl sie sich dazu eignen und dann werden sie auch oft falsch entsorgt. Elektroschrott zählt zum Sondermüll, weil er hochgiftige und umweltschädigende Substanzen enthält. Im Jahr 2021 meldete das Bundesumweltministerium, dass in Deutschland pro Kopf 20 Kilo Elektromüll produziert würden.

Das Repair Café in Husum findet jeden ersten Samstag im Monat zwischen 14 und 17 Uhr bei Möbel und Mehr, Hinter der Neustadt 70-72, statt.

Upcycling bei Möbel und Mehr

Bei Möbel und Mehr geht indes nicht nur ums Reparieren. Hier geht es auch ums Upcycling, also um das Aufwerten nicht mehr gebrauchter Möbel. Möbelspenden werden zum einen renoviert, repariert und günstig verkauft. Und zum anderen werden die Mitarbeiter bei geeigneten Vollholzstücken kreativ. „Wir stellen daraus zum Beispiel Vogelhäuser nach Vorlagen echter Häuser her“, sagt Adelheit Marcinczyk, Leiterin des Bereiches Soziales und Arbeit beim Diakonischen Werk Husum.

„Oder wir nehmen alte Stühle mit einem kaputten Polster und richten sie für eine Bepflanzung im Garten her. Es geht einfach um Dinge, die zu schade zum Wegwerfen sind oder die auch bei uns Ladenhüter sind.“ Auch bei Möbel und Mehr wollen sie den Nachhaltigkeitsgedanken nicht nur praktizieren, sondern ihn auch vermitteln. „Unseren Mitarbeitern, die sich wieder auf den Arbeitsmarkt vorbereiten, wollen wir diesen Gedanken und den schonenden Umgang mit Ressourcen näherbringen“, so Marcinczyk.

Reparieren, bewachen und verleihen in der Radstation

Möbel und Mehr hat von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 9.30 bis 16 Uhr geöffnet, sowie am Freitag von 9.30 bis 13 Uhr. In Tönning gibt es ebenfalls einen Standort. Er hat von Montag bis Mittwoch zwischen 9.30 und 14 Uhr geöffnet sowie am Freitag von 9.30 bis 13 Uhr – in der Johann-Adolf-Straße 7/9.

In der Radstation können derweil Fahrräder gespendet werden. Manfred Hansen und sein Team aus elf Leuten reparieren sie und verkaufen sie zu einem Preis zwischen 80 und 150 Euro. Außerdem verleihen sie Räder und halten Stellplätze bereit für Fahrräder von Berufspendlern. Denn die Radstation befindet sich im Husumer Bahnhofsgebäude.


Das Reparieren und das Wiederverkaufen gebrauchter Räder fördert den nachhaltigen Umgang mit Fahrrädern. „Mit dem Verleih fördern wir den Fahrradtourismus. Und mit der Bewachung der Räder fördern wir den öffentlichen Nahverkehr“, fasst Hansen (38) die Vorteile der Radstation für die Umwelt zusammen.

Die Radstation hat Montag bis Freitag in der Zeit von 6 bis 18 Uhr geöffnet.

Mehr lesen

Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig“