Femizid
Mord auf der A7: Cousine der getöteten Ehefrau sagt vor Gericht aus
Mord auf der A7: Cousine der getöteten Ehefrau sagt vor Gericht aus
Mord auf der A7: Cousine der Frau sagt vor Gericht aus
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Am 20. November 2021 wurde eine Dänemark wohnhafte 31-Jährige auf der A7 bei Schuby getötet. Ihr Mann stach mehrfach auf sie ein, bis sie von einem Lkw erfasst wurde. Im Prozess sagt jetzt die Cousine und enge Freundin der Toten aus.
„Ich kann nicht glauben, dass er so etwas getan haben soll“, sagt die geladene Zeugin. Sie ist die Cousine der Frau, die am 20. November 2021 auf der A7 bei Schuby ums Lebens gekommen ist. Ihrem Mann wird nun Mord vorgeworfen, er soll sie mit 24 Messerstichen umgebracht haben.
Am heutigen Dienstag im Landgericht Flensburg geht der Prozess weiter. Als Zeugin ist die Cousine der Verstorbenen geladen, die eine der vielen Familienangehörigen ist, die vor Gericht in den Prozesstagen aussagen. Gleichzeitig ist sie über mehrere Ecken mit dem Angeklagten verwandt.
Schon beim Betreten des Gerichtssaals sucht sie Blickkontakt zum Angeklagten und bei kleineren Pausen sogar das Gespräch, was vom Gericht unterbunden wird. Der Angeklagte erwidert den hilflosen und fragenden Blick der Zeugin mit einer zurückhaltenden und mitfühlenden Körperhaltung.
Kämpft der Angeklagte mit den Tränen?
Der Angeklagte versteckte sich während des Prozesses hinter seiner Maske. Als die Zeugin mit Erlaubnis des Gerichts das Wort im Saal an ihn richtet, zittern seine Wimpern. Auf Nachfrage entfernt er die Maske, nun sind auch seine Augen deutlich zu erkennen: Sie wirken rot und als ob er mit den Tränen zu kämpfen hätte. „Bist du unschuldig?“ flüstert sie ihm zu, „Gott wird für Gerechtigkeit sorgen“, antwortet er mit dünner Stimme. „Er hat sich sehr verändert. Seine Seele sieht beschädigt aus“, resümiert die Zeugin dem Gericht ihren Eindruck.
So habe sie ihn kennen und schätzen gelernt. Ob sie das heute auch noch so sieht verneint sie: „Heute sehe ich ihn als Mörder.“
Der Prozesstag zieht sich über mehrere Stunden, in denen mehr über die Beziehung zwischen Angeklagten und verstorbener Ehefrau herausgefunden werden sollte. Die Zeugin (27) war nach eigenen Aussagen nicht nur die Cousine, sondern auch eine sehr enge Freundin der Toten.
„Wir standen uns sehr nahe. Einzelheiten über den Tod habe ich durch die Medien mitbekommen. Ich stand zunächst stark unter Schock“, sagt die 27-jährige. Sie wohnten nur 1,5 Stunden mit dem Auto entfernt, hätten zeitweise täglich telefoniert und sich circa zwei Mal im Jahr über eine Woche gesehen. Auch ihre Kinder hätten sich sehr gerne gehabt, so die Zeugin.
Zeugin der verstorbenen Frau kannte den Angeklagten schon lange
„Wir haben über alles mögliche geredet. Es gab auch mal Streitigkeiten wie in jeder Ehe. So richtig ernst wurde es aber erst, als sie mit ihren Kindern ins Frauencamp ging“, berichtet die Cousine der verstorbenen Frau.
Von da an wurden die Diskussionen des Paares mehr, auch über die Kinder. „Wo bleiben die Kinder? Keiner wollte ohne sie sein und dann mischten sich beide Familien ein“, sagt die Zeugin.
Ab dem Zeitpunkt wurde auch der Kontakt weniger, das geht zumindest aus den Fragen des Gerichts hervor, denen die Zeugin auswich: „Wussten sie von Scheidungspapieren? Gab es Tätlichkeiten des Angeklagten ihrer Cousine gegenüber? Wussten Sie von seinem Drogenkonsum und einer Entzugsanstalt? Wussten Sie von Problemen, die er mit der Polizei hatte?“ Fragen des Richters, bei denen er sich auf vorangegangene Zeugenaussagen und Fotos aus den Akten bezog.
Pläne über Rückreise nach Syrien sorgen für Streit
Bei der Frage, wo die Kinder bleiben sollten, mischte sich nach Zeugenaussagen auch das Jugendamt ein, weshalb das Paar mit Kindern im Jahr 2021 mehrmals ihr Zuhause in Odense verließ. Es gab Pläne über eine Rückreise nach Syrien zur Familie oder nach Großbritannien, mit Aufenthalten in Griechenland und Polen. Mit diesen Plänen wurden auch die Unstimmigkeiten mehr, die letztlich in größeren Streits endeten.
„Ich tue alles, damit du hier bleibst. Wenn ich die Kinder nicht wiedersehe, wird es größere Probleme geben“, das habe er ihr gesagt. Es gab auch einen Bombenanschlag in der Nähe ihrer Familie in Syrien, das habe er veranlasst, sagte die Zeugin wissend aus Gesprächen mit ihrer Familie und der verstorbenen Cousine. Zum Glück sei nichts passiert.
Ausflug nach Polen war der letzte der Syrerin
Für den Ausflug nach Polen nutzten sie das Auto das Ehemannes der Zeugin, wie sie sagte. Lebend zurückgekommen sei aber nur der Angeklagte, „mein Mann musste das Auto selber abholen. Er hatte den Schlüssel unter das Auto gelegt“, so die 27-Jährige.
Zwei Wochen vor dem Unglück auf der A7 haben sie sich das letzte Mal gesehen. „Die beiden waren bei uns. Es war alles wie immer. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er sowas getan haben soll.“ Am 29. September wird der Prozess fortgesetzt.