Wohnanlage „Mehlbyhuus“

Nach Chlorgasaustritt in Kappeln: So lief der Großeinsatz im St. Nicolaiheim

Nach Chlorgasaustritt in Kappeln

Nach Chlorgasaustritt in Kappeln

SHZ
Kappeln
Zuletzt aktualisiert um:
Die Einsatzkräfte des Löschzug Gefahrgut aus Schleswig unter Atemschutz vor dem Dekontaminierungszelt in der Schulstraße. Foto: Feuerwehr Kappeln-Mehlby

Diesen Artikel vorlesen lassen.

In einer Wohneinrichtung des Kappelner St. Nicolaiheims gab es einen Defekt an einer Waschmaschine, durch den offenbar giftige Gase austreten konnten. Das Gebäude musste evakuiert werden.

Schreck in der Abendstunde: Bewohner und Betreuer der Wohnanlage „Mehlbyhuus“ des St. Nicolaiheims Sundsacker in der Schulstraße in Kappelns Ortsteil Mehlby stellten am Donnerstagabend einen chlorartigen Geruch fest. Gegen 19.30 Uhr alarmierten sie die Feuerwehr.

Weiterlesen: Chlorgasaustritt in Kappeln: Großeinsatz der Feuerwehr im „St. Nicolaiheim“

Die eintreffenden Feuerwehren aus Mehlby und Kappeln-Innenstadt sorgten daraufhin sofort für Evakuierung des Gebäudes und brachten die 20 Bewohner und fünf Betreuer mit Feuerwehr-Fahrzeugen ins Feuerwehrgerätehaus Mehlby. Hier wurden sie gleich von Feuerwehrkameradinnen und -kameraden und dem Rettungsdienst aus der DRK Bereitschaft versorgt.


„Der technische Defekt war an einer der beiden Industriewaschmaschinen in der Waschküche der Wohnanlage aufgetreten. Offenbar hatten sich verschiedene Chemikalien vermischt. Das führte zu der Entwicklung gefährlicher Gase“, erklärt Malte Lorenzen, stellvertretender Pressewart der Gemeindefeuerwehr Stadt Kappeln.

Unterstützung vom Löschzug Gefahrgut aus Schleswig

Aus diesem Grund erhielten die Kappelner Kameraden dann auch Unterstützung vom Löschzug Gefahrgut, der mit sieben Fahrzeugen anrückte. Die 27 Kameraden erkundeten das Gebäude mit speziellen Chemie-Schutzanzügen. Diese Mitglieder dieser Spezialeinheit sind besonders geschult und werden gerufen, wenn ABC-Stoffe – atomare, biologische oder chemische Mittel – im Spiel sind. Es gebe eine Einheit pro Kreis mit Sitz in Schleswig, erklärte Lorenzen.


„Die Spezialkräfte haben die Stoffe aufgenommen, die Behälter versiegelt und gelüftet“, so Lorenzen weiter. Die Werte wurden dabei ständig durch Gasmessgeräte kontrolliert. Nachdem die Luft wieder rein war, konnte der Einsatz um 1.11 Uhr abgeschlossen werden.

Schulstraße fünf Stunden voll gesperrt

Insgesamt kamen neben den 27 Schleswiger Kräften vom Löschzug Gefahrgut, 30 Kameradinnen und Kameraden der beiden Kappelner Feuerwehren Mehlby und Innenstadt sowie fünf Helferinnen und Helfer von der DRK-Bereitschaft zum Einsatz. 16 Fahrzeuge standen bereit, die Schulstraße war während der knapp fünf Stunden hell beleuchtet und voll gesperrt. „Zum Glück ist bei diesem Einsatz niemand zu Schaden gekommen“, sagte Malte Lorenzen abschließend.

Auch interessant: L21 bei Sterup gesperrt: Anhänger mit Gärsubstrat ausgekippt

Dem schloss sich Michael Czerwinski, der zuständige Bereichsleiter für die Wohneinheit in der Schulstraße, gleich an. Er lobte die sehr gute Kooperation aller Beteiligten und den professionellen Umgang mit der heiklen Situation. Die Betreuten im „Mehlbyhuus“ bedürfen intensiver Assistenz, haben meist mehrfache Einschränkungen und Verhaltensauffälligkeiten. Die Betreuer der Tagesschicht seien gemeinsam mit denen der Nachtschicht geblieben, um bei den Menschen zu sein. Auch Mitarbeiter des DRK kümmerten sich um die Versorgung alle. „Eine tolle und selbstlose Aktion“, sagte Czerwinski.


Fünf der Betreuten wurden zwischenzeitlich in einer anderen Wohneinheit des St. Nicolaiheims untergebracht. Nachdem es Entwarnung durch die Spezialeinheit gegeben hatte, waren am Ende alle gegen 2 Uhr wieder in „ihrem“ Haus. Die Betreuten seien während der Aktion alle den Umständen entsprechend ruhig geblieben.

„Nun werden wir eine intensive Ursachenforschung betreiben und uns mit den Herstellern der Maschinen in Verbindung setzen“, so der Bereichsleiter weiter. Mit den Waschmaschinen für den Industriebedarf komme das Heim den hohen Hygieneanforderungen und amtlichen Auflagen nach. „Es darf nicht passieren, dass dort gefährliche Gase entweichen.“

Mehr lesen