Flensburg

Nach Jahrhunderthochwasser in den Urlaub: Kritik an Oberbürgermeister Geyer

Nach Jahrhunderthochwasser in den Urlaub: Kritik an Oberbürgermeister Geyer

Flensburg: Kritik an Oberbürgermeister Geyer

Mira Nagar/shz.de
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Fabian Geyer im Gespräch mit Kirsten Herrmann vom Hotel Hafen Flensburg. Foto: Birte Wrede

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Am Tag nach dem verheerenden Hochwasser fährt Flensburgs Oberbürgermeister Fabian Geyer „für ein paar Tage an die Nordsee“. Das sorgt für heftige Kritik.

Scharfe Kritik an Flensburgs Oberbürgermeister Fabian Geyer. Am Tag nachdem das Jahrhunderthochwasser verheerende Schäden in „seiner“ Stadt anrichtete, fuhr Geyer in den Urlaub. Er habe sich am Samstagmorgen noch ein Bild der Lage verschafft und sei dann „für ein paar Tage an die Nordsee“ gefahren. Den genauen Urlaubsort wollte Geyer nicht verraten. Nur soviel: „Ich könnte jederzeit zurückkommen, wenn ich gebraucht werde.“

In Flensburg sorgt die Reise so kurz nach dem Hochwasser für Unverständnis. „Armes Ding. Wovon erholt er sich, von dem Interview bei RTL?“, kommentiert ein Nutzer bei Facebook. „So viel zu seinem Tathaus“, spielt ein weiterer Kommentator auf den Wahlslogan im Oberbürgermeisterwahlkampf an.

Geyer verteidigt seine Reise

Geyer verteidigt seine „Auszeit“ gegenüber Kritikern. „Ich bin überrascht von der Vehemenz“, sagt er auf Nachfrage. „Mich trifft es sehr, dass man mir unterstellt, ich wäre gegangen, obwohl ich weiter gebraucht worden wäre.“ Er brauche die Tage, um sich zurückzuziehen, sei aber weiter jederzeit erreichbar.

Geyer betont, er sei erst losgefahren, nachdem er sich am Samstag noch einmal ein Bild von der Lage verschafft habe. „Die Situation war unter Kontrolle und, es wurden Kräfte hinzugezogen. Da ist meine Aufgabe als Verwaltungschef erledigt“, sagt er. „Es gab keinen Katastrophenschutzfall.“

Kritik gibt es aber auch daran, dass die Stadt keine Sandsäcke an die betroffenen Bewohner und Geschäftsinhaber am Hafen ausgeteilt hat. Beim Restaurant Tonkin nutzte man große Reissäcke als Ersatz. „Apenrade, Sonderburg und der Kreis Schleswig-Flensburg geben Sandsäcke aus an die Bewohner aus. Nur wir in Flensburg nicht? Das kann doch nicht wahr sein“, kritisiert der SSW Flensburg.

Stephan Kleinschmidt übernimmt

Die nun anstehenden Aufgaben hat Dezernent Stephan Kleinschmidt übernommen. Geyer habe sich am Freitag und Samstagvormittag vor Ort abgestimmt und dann an Kleinschmidt übergeben, „da sich die Situation entspannte“.

Er selbst sei permanent in Kontakt mit Wehrführer Carsten Herzog und werde sich in auch am Montag per Video in die wichtigen Besprechungen schalten, erklärt der Oberbürgermeister. „Wenn Menschen zu Schaden gekommen wären, wenn Gefahr für Leib und Leben bestanden hätte, dann wäre ich keinen Meter gefahren.“

Schleswiger Bürgermeister auf Zypern

Schleswigs Bürgermeister Stefan Dose plant unterdessen, seinen Urlaub abzubrechen. „Ich selbst hänge derzeit noch auf Zypern fest. Wir hatten Urlaub gebucht, den wir selbstverständlich abbrechen“, teilt er auf Facebook mit. Am Sonntag seien aber alle Flüge ausgebucht gewesen.

Geyer betont: „Ich war, als das Hochwasser da war, vor Ort.“ Er habe allerdings kein Auge dafür gehabt, sich medienwirksam in Gummistiefeln vor die Kamera zu stellen. „Die Gummistiefel hatte ich aber dabei.“

 

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