Serie: Insel-Bote vor zehn Jahren

Nachgefragt: Geht es der Uferschnepfe auf Föhr inzwischen besser?

Nachgefragt: Geht es der Uferschnepfe auf Föhr inzwischen besser?

Geht es der Uferschnepfe auf Föhr inzwischen besser?

Jörg Brökel
Föhr
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Bereits vor zehn Jahren gefährdet: Die Uferschnepfen auf Föhr. Foto: BUND Föhr/shz.de

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Vor genau zehn Jahren berichtet der Insel-Bote über ein Schutzprogramm zum Erhalt der Uferschnepfe. Der für die Marsch prägende Vogel war vom Aussterben bedroht. Doch was hat sich in den vergangenen zehn Jahren getan? Geht es mit der...

Vor zehn Jahren berichtete der Insel-Bote über die vom Aussterben bedrohten Uferschnepfen. Seinerzeit, im April 2013, hielt die BUND-Expertin Angela Helmecke einen Vortrag darüber, wie das Uferschnepfen-Schutzprogramm auch auf Föhr wirken könne. Es ging seinerzeit auch um die Mithilfe von landwirtschaftlicher Seite. „Dabei bekommen Landwirte, auf deren Ländereien die Vögel brüten, aus dem von staatlicher Seite gefüllten ‚Feuerwehrtopf‘ eine bestimmte Geldsumme, wenn sie sich verpflichten, das Schneiden des Grases im Bereich der Gelege auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen“, schrieb der Insel-Bote damals.

Doch was ist zehn Jahre danach aus dieser Art geworden? Bis heute beobachten bis zu zehn ehrenamtliche „Gebietsbetreuer“ des BUND auf Föhr regelmäßig die Uferschnepfe und ihre Bruterfolge. Auch heute noch gibt es eine Kooperation zwischen Landwirten und Naturschützern, welche vorgibt, die Marschwiesen, auf denen sich die bedrohten Vögel befinden, einfach mal in Ruhe zu lassen. „Mein Résumé ist, dass wir seit zehn Jahren erfolgreichen Wiesenvogelschutz betreiben“, erklärt Angela Ottmann, die die Geschäftsstelle des BUND in Wyk auf Föhr leitet.

Allerdings gibt es auch ein großes Aber in dieser Bilanz. „Die Bruterfolge der Uferschnepfen sind nicht bestandserhaltend“, sagt Ottmann. Zwar stieg die Zahl der flügge gewordenen Jungvögel nach der Einführung des Schutzprogramms 2009 sprunghaft an und erreichte 2014 mit 54 „durchgekommenen“ Jungvögeln einen absoluten Höhepunkt. Doch danach ging es mit der Geburtenraten der Uferschnepfe tendenziell immer weiter nach unten.

Auch die Zahl der Revierpaare des besonderen Wiesenvogels, der seit langem auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht, ist von 103 Paaren im Jahre 2009 auf 61 im Jahr 2022 zurückgegangen. Jetzt soll ein zusätzliches wissenschaftliches Forschungsprojekt dem Rückgang bei den Revieren und bei den flügge gewordenen Jungvögeln auf den Grund gehen. „Nur wenn wir wissen, was zu den Verlusten führt, können wir auch Maßnahmen einleiten“, erklärt die gebürtige Föhrerin Ottmann.

Kameras in der Nähe der Nester auf Föhr

Deswegen werden jetzt zum Beispiel kleine Kameras in der Nähe der Nester des Bodenbrüters platziert, um so wissenschaftlich fundiert zu erforschen, was in der Kinderstube der Uferschnepfe passiert. Möglicherweise gibt es Bodenfeinde, die die Jungvögel töten. Das aber ist zurzeit nur Spekulation. „Wir dürfen hier nicht nach Gefühl gehen. Wir brauchen eben Daten und Fakten“, erklärt die BUND-Frau Ottmann.

Fakt ist, dass die Föhrer Marsch zwischen Oldsum und Wrixum ein für ganz Deutschland bedeutendes Brutrevier des Wiesenvogels ist. Der übrigens immer wieder zu seinen angestammten Revieren zurückkehrt. „Die Vögel sind da sehr standorttreu“, erklärt Ottmann, „die sagen sich nicht, dieses Jahr fliegen wir mal nach Amrum und nächstes Jahr dann erst wieder nach Föhr“.

Uferschnepfe bleibt weiterhin gefährdet

Und Fakt ist auch: Selbst nach Einführung des Schutzprogramms mit der Vereinbarung mit den Landwirten ist der Vogel auf Föhr nicht über den Berg. Er bleibt weiterhin gefährdet. „Man weiß allerdings nicht, wie es um die Population der Uferschnepfe bestellt wäre, wenn es das Schutzprogramm nicht gegeben hätte“, sagt Angela Ottmann. Tatsächlich kann man auch da nur mutmaßen und den Schluss ziehen: vermutlich nicht besser.

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