Erneuerbare Energie aus SH

Netzreform soll Strompreise in Schleswig-Holstein senken

Netzreform soll Strompreise in Schleswig-Holstein senken

Netzreform soll Strompreise in Schleswig-Holstein senken

SHZ
Kiel / Berlin
Zuletzt aktualisiert um:
Wo am meisten erneuerbare Energie erzeugt wird, sind die Netzgebühren am höchsten. Kann das gerecht sein? Foto: Jochen Tack via www.imago-images.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Beendet die neue Berliner Koalition das System der Netzgebühren, das Wirtschaft und Verbraucher in Schleswig-Holstein besonders trifft, weil hier viel Windenergie produziert wird?

Angesichts dramatisch gestiegener Energiepreise werden in Schleswig-Holstein die Rufe lauter, das seit Jahren ungerechte System der Strom-Netzentgelte endlich zu reformieren. Bislang ist diese Netzgebühr dort am teuersten, wo die meisten erneuerbaren Energien erzeugt werden. Bei Privathaushalten kann das im Extremfall fast 12 von 25 Cent netto pro Kilowattstunde ausmachen.

Standortnachteil für Unternehmen an der Küste

Für Unternehmen ist es zwar günstiger, aber dennoch ein gravierender Standortnachteil gegenüber den Ballungszentren in Süd- und Westdeutschland, wo das Netz billiger abgerechnet wird. Das liegt daran, dass die Kosten vom Netzbetreiber samt aller Investitionen für neue Leitungen und Einspeisung vor Ort umgelegt werden.

Weiterlesen: Darum müssen Schleswig-Holsteiner mehr für Strom zahlen

Paradoxerweise werden also die windstarken Küstenländer dafür bestraft, dass sie bei der Energiewende am erfolgreichsten sind – vor allem Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

Kostenproblem für die mittelständische Wirtschaft im Norden

Neben Privathaushalten ist dies auch ein Kostenproblem für die mittelständische Wirtschaft in Schleswig-Holstein: „Perspektivisch müsste das Prinzip eigentlich umkehrt werden“, sagt Björn Ipsen, Chef der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schleswig-Holstein: „Die Netzentgelte müssten dort günstig sein, wo erneuerbarer Strom erzeugt wird. Denn so würde den Regionen ein Anreiz gegeben, Erneuerbare weiter auszubauen. Gleichzeitig böte es diesen Regionen einen Standortvorteil bei der Ansiedlung von Unternehmen, die von geringeren Netzentgelten profitieren könnten.“


Ähnlich sieht es der Kieler Wirtschaftsminister Bernd Buchholz. Der FDP-Politiker glaubt, dass die Netzentgelte bis Ende 2022 bundesweit angeglichen werden können: „Wir sind diejenigen, die regenerativen Strom produzieren, den Netzausbau vorangetrieben haben und deshalb nun am meisten bezahlen. Das ist nicht zu verstehen.“


Nun setzen Politik und Wirtschaft im Norden ihre Hoffnung auf die Koalitionsverhandlungen der Ampel-Parteien. Zumindest bei den Grünen steht die „faire Verteilung der Netzentgelte“ sogar im Wahlprogramm. IHK-Mann Ipsen, in dessen Flensburger Kammerbezirk die großen Windparks an der Westküste liegen: „Mindestens erwarten wir kurzfristig eine bundesweite Angleichung der Netzentgelte“.


Weiterlesen: Ungerechte Netzentgelte machen Schleswig-Holsteins grünen Strom teuer

Mehr lesen