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Neue Ansätze gegen Verschwörungstheorien bei Epidemien

Neue Ansätze gegen Verschwörungstheorien bei Epidemien

Neue Ansätze gegen Verschwörungstheorien bei Epidemien

SHZ
Lübeck
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Die Forscher wollen vor allem den Einfluss von Desinformationen in ihre Forschung einbeziehen. Foto: Sebastian Kahnert/dpa/shz.de

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Lübecker Wissenschaftler wollen mit Forschungsprojekt Fake News und Desinformationen entgegenwirken.

Wie wirken sich Meinungsbildung, Verschwörungstheorien und Verhalten auf Epidemien aus? Um diese Fragen besser beantworten zu können, haben sich jetzt mehrere Forscher – unter anderem auch von der Lübecker Universität – zusammengeschlossen.

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Der neue Forschungsverbund soll vor allem den Einfluss von Desinformationen in die Forschung einbeziehen, „da dieser in vielen bestehenden Modellen ignoriert wurde“, so die Wissenschaftler. Desinformationen hatten und haben in der Corona-Pandemie einen maßgeblichen Einfluss auf die Akzeptanz der Maßnahmen und damit auch auf deren Wirksamkeit. Frühe Prognosen basierten auf einer sehr hohen Impfbereitschaft, die sich nicht bewahrheitet hat, so die Forscher.

Die Arbeit, diese Interaktionon aus Verhalten, Meinungen und Pandemie besser zu verstehen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung zwei Forschungsverbünde mit Beteiligung der Universität zu Lübeck in unterschiedlichen Schwerpunkten mit 780.000 Euro.

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Zwar bemühen sich nicht erst seit der Covid-19-Pandemie Wissenschaftler um Wissenstransfer in die Bevölkerung und in die Politik. Trotzdem seien es vor allem Modelle gewesen, die den Verlauf der Pandemie vorhersagen oder verstehen wollten, die besondere mediale Aufmerksamkeit erfuhren. „Die Menschen reduzierten frühzeitig ihre Kontakte aus Furcht vor einer Infektionswelle, die von Modellen vorhergesagt wurde. Dies führte dazu, dass die berechneten Infektionen verhindert wurden und die Modelle rückblickend als unzutreffend bewertet wurden“, sagt Professor Dr. André Calero Valdez aus dem Forscherteam der Lübecker Universität. „Anders als beim Wetter reagieren Menschen auf Vorhersagen. Dies besser zu berücksichtigen, ist auch Aufgabe unserer neuen Forschungsprojekte“.

Über die Forschungsverbünde

Im Projekt „Info-Xpand“ (Volumen insgesamt: 1,6 Millionen Euro, Fördersummer für die Universität zu Lübeck 477.000 Euro) soll der Einfluss von Desinformationen auf Epidemien erforscht und anhand der Covid-19-Pandemie besser verstanden werden. Hierfür arbeitet Valdez mit Dr. Viola Priesemann (Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation), Professor Dr. Michael Mäs (KIT), Professor Dr. Kai Nagel (TU Berlin) und Professor Dr. Mirjam Kretzschmar (UMC Utrecht) zusammen. Unterstützt wird das Konsortium von einem renommierten interdisziplinären wissenschaftlichen Beirat, dem unter anderen die Professoren Dr. Christian Drosten, Dr. Sandra Ciesek, Dr. Cornelia Betsch und Dr. Barbara Prainsack angehören.

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Im Projekt „Optim-Agent“ (Volumen insgesamt: drei Millionen Euro, Fördersumme für die Lübecker Universität: 297.000 Euro) wird ein agentenbasiertes Vorhersagemodell für Epidemien in Deutschland entwickelt, das Ansätze aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen integriert. Calero Valdez untersucht hier, unter welchen psychologischen Bedingungen Menschen sich selbst und ihre Gesundheit schützen und überführt diese Erkenntnisse in eine Teilsimulation. Diese Simulation ist Bestandteil des Vorhersagemodells, das von dem Konsortium entwickelt wird. Das Konsortium wird geleitet von Professor Dr. Rafael Mikolajczyk vom Universitätsklinikum Halle (Saale) und umfasst 13 weitere hochrangige Wissenschaftler aus Deutschland, Niederlande, Österreich und Polen, sowie einen ebenso renommierten Beirat.

Als Projektlaufzeit wurde 1. Mai 2022 bis 30. April 2025 festgelegt.

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