Nord-Ostsee-Kanal:

Neue Levensauer Hochbrücke viermal teurer als geplant

Neue Levensauer Hochbrücke viermal teurer als geplant

Neue Levensauer Hochbrücke viermal teurer als geplant

SHZ
Kiel/Berlin
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So soll die neue Levensauer Hochbrücke einmal aussehen. 2026 soll sie fertig sein. Foto: WSA Nord-Ostsee-Kanal Foto: WSA Nord-Ostsee-Kanal

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Statt ursprünglich 47 Millionen Euro muss Verkehrsminister Andreas Scheuer jetzt 215 Millionen Euro für das Bauwerk in Kiel bezahlen. Grund dafür ist vor allem die Rücksichtnahme auf eine streng geschützte Tierart.

Die Kosten für den Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals schießen weiter in die Höhe: Nach der fünften Schleuse in Brunsbüttel und der Verbreiterung der Oststrecke wird jetzt auch die neue Levensauer Hochbrücke in Kiel deutlich teurer als geplant.

Statt ursprünglich 47 Millionen Euro muss Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer für das Projekt nun sage und schreibe 215 Millionen Euro ausgeben – fast viermal mehr als zunächst vorgesehen. Das geht aus dem Entwurf des Bundeshaushalts für 2022 hervor.

Im Gemäuer der alten Brücke leben gut 5000 Fledermäuse

Schon vor zwei Jahren hatte CSU-Minister Scheuer eine Kostensteigerung für die neue Levensauer Hochbrücke einräumen müssen – doch ging es da nur um ein Anwachsen auf 68 Millionen Euro. Dass das Bauwerk nun gleich einen dreistelligen Millionenbetrag verschlingt, liegt nach Angaben von Scheuers Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt an einer „vollständigen Umplanung“ des Projekts.

Die sei nötig geworden, weil in den Gemäuern der Widerlager der alten Brücke gut 5000 Fledermäuse ihr Winterquartier haben. Die Tiere stehen unter strengem Artenschutz. Daher muss wie schon berichtet das südliche Widerlager erhalten bleiben und die neue Brücke darüber hinweg gebaut werden. Unter anderem diese Arbeiten haben sich nun als sehr aufwändig erwiesen.

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„Die notwendig gewordenen Anpassungen führten zu einer neuen Konstruktion der Brücke und in der Folge zu gestiegenen Gesamtbaukosten“, sagt Generaldirektionspräsident Hans-Heinrich Witte gegenüber shz.de. Der Ersatzbau der Hochbrücke werde dadurch „ein überaus komplexes und technisch anspruchsvolles Projekt“.

Die Grünen-Schifffahrtsexpertin im Bundestag, Claudia Müller, kritisiert die wiederholten Kostensteigerungen am Kanal. „Sie zeigen, dass die Bundesregierung die Kosten gegenüber dem Parlament nicht aktuell und transparent darstellt“, sagt sie.

Grüne kritisieren hohe Kostensteigerung beim Kanalausbau

Zwar stellt Müller den Kanalausbau nicht in Frage, verlangt aber von der nächsten Regierung: „Die hohen Mehrkosten an großen Wasserstraßenprojekten dürfen nicht zu Lasten der vielen anderen nötigen Investitionen gehen.“

Der Ersatzbau für die markante, 127 Jahre alte Levensauer Hochbrücke ist nötig, weil der Kanal auf der Oststrecke vor Kiel von 44 auf 70 Meter verbreitert wird und die Spannweite der alten Straßen- und Schienenbrücke dafür nicht reicht. Derzeit laufen Arbeiten zur Sicherung des südlichen Widerlagers mit Bohrpfählen. Die neue Brücke soll in fünf Jahren fertig sein.

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