Steigende Inzidenzen

Neumünster, Flensburg, Kiel: Mehrere Corona-Hochburgen in SH

Neumünster, Flensburg, Kiel: Mehrere Corona-Hochburgen in SH

Neumünster, Flensburg, Kiel: Mehrere Corona-Hochburgen in SH

SHZ
Flensburg
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Die Zahl der Neuinfektionen in Schleswig-Holstein nimmt rasant zu. Foto: dpa/shz.de

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Kiel, Lübeck, Flensburg, Neumünster, die Kreise Pinneberg und Plön haben eines gemeinsam: Die Zahl der Neuinfektionen geht rapide nach oben.

50 Neuinfektionen von Donnerstag bis Samstag in Flensburg, eine Inzidenz von über 80: Die Ansteckungsrate in der Fördestadt nimmt seit Tagen rapide zu. Und nicht nur hier. In Neumünster wurden zuletzt sieben Neuinfektionen gemeldet, die Inzidenz liegt hier bei 89,8. Das ist bundesweite Spitze. Flensburg liegt auf dem zweiten Rang gefolgt von Solingen in Nordrhein-Westfalen.

Schon auf Rang vier ist wieder Schleswig-Holstein vertreten – und zwar mit der Landeshauptstadt Kiel (63,2). Es folgt der Kreis Pinneberg (60,7, 36 Neuinfektionen am Samstag) und in den Top Ten ebenfalls zugegen: der Kreis Plön (56,7) und die Hansestadt Lübeck (55,9).

Schleswig-Holstein und Hamburg haben bundesweit höchste Inzidenz

Damit sind alle kreisfreien Städte, die Landeshauptstadt sowie zwei Kreise erneut auf dem Weg, Corona-Hotspots zu werden. Geht die Entwicklung der Fallzahlen zum Wochenbeginn so weiter, dürften Inzidenzwerte von 100 schon zu Wochenbeginn überschritten werden.


In Schleswig-Holstein liegt die 7-Tage-Inzidenz aktuell bei 40,8. In Hamburg überschritt der Inzidenzwert am Samstag bereits die 50er-Marke. Vor einer Woche lag er noch bei 37,6. Am Sonntag kamen 153 neu bestätigte Infektionen hinzu – 115 weniger als am Vortag, aber 39 mehr als vor einer Woche. Inzidenzwert 56,5.

Damit haben beide Bundesländer die höchsten 7-Tage-Inzidenzen in der Bundesrepublik.

Frühe Sommerferien in SH ein möglicher Grund für rasanten Anstieg

Eine Erklärung dafür, warum das bisher so unauffällig durch die Krise geschipperte Schleswig-Holstein momentan die höchsten Zahlen bundesweit hat, hat Helmut Fickenscher, Chef-Infektiologe an der Uniklinik Kiel. „Eine plausible Erklärung könnte der frühe Beginn der Sommerferien im Norden sein.“ Es sei „gut möglich“, dass wir in Schleswig-Holstein den Höchststand der Infektionszahlen durch Reiserückkehrer mit Schulstart schon überstanden haben, während er anderen Bundesländern noch bevorsteht.

Infektionsherd seien die Rückkehrer aus dem Ausland, nicht die Reisenden, die an Nord- und Ostsee Urlaub machen – „sonst hätten wir in Nordfriesland höhere Inzidenzwerte“, vermutet der Professor.

Weiterlesen: Zahl der Corona-Fälle in SH steigt rasant – das sind mögliche Gründe

„Im Bereich Neuinfektionen bei Reiserückkehrern liegen weiterhin die Länder Spanien, Dänemark und die Türkei vorne“, teilt der Sprecher des Sozialministeriums, Marius Livschütz, mit. Zudem seien viele Aktivitäten jetzt wieder möglich, deswegen mehrten sich auch die Kontakte.

Die mit Abstand meisten Infektionen melden die Gesundheitsämter aus dem privaten Umfeld. „Abgeschlagen liegen Arbeitsplatz und Freizeitbereich auf den Plätzen zwei und drei“, so Livschütz.

Nur wenig Covid-Patienten in Krankenhäusern

Die Lage in den Krankenhäusern ist derweil relativ entspannt. Im Norden wurden am Samstag 30 Corona-Patienten stationär behandelt, davon acht in Intensivtherapie. Vier Patienten wurden wegen Covid19-Symptomen neu stationär aufgenommen.

Vielleicht ist das ein Grund, warum aktuell noch keine einschränkenden Maßnahmen geplant sind. Regierungschef Daniel Günther hatte Ende Juli Schulschließungen sowie einen erneuten Lockdown im Interview mit shz.de ausgeschlossen. Für Günther seien erneute Verschärfungen bei Hygieneregeln sowie Masken- und Testpflicht allerdings vorstellbar.

Die Ministerpräsidenten der Länder wollen sich am 10. August zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie abstimmen. Dabei soll es vor allem um den Umgang mit Ungeimpften gehen. Möglich ist aber auch, dass die rasante Entwicklung der Fallzahlen im Norden ein Umdenken erfordert.

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