Seilbahn nach Sylt

Niebülls Bürgermeister Bockholt: „Kann ich nicht glauben, dass die Idee ernst gemeint ist“

„Kann ich nicht glauben, dass die Idee ernst gemeint ist“

„Kann ich nicht glauben, dass die Idee ernst gemeint ist“

SHZ
Niebüll
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Mit der Seilbahn vom Festland auf die Insel. Dieser Vorstoß sorgte nun für zahlreiche Reaktionen. Foto: i-picture - stock.adobe.com/shz.de

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Mit Nachhaltigkeit hat die Idee für Niebülls Verwaltungschef „nichts, aber auch gar nichts zu tun.“

Die Idee, eine Seilbahn vom Festland nach Sylt zu bauen wird in Südtondern übergreifend als Aprilscherz empfunden.

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Viele fühlen sich an die Katapult-Idee erinnert, die als Scherz in den sozialen Medien kursierte.

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Niebülls Bürgermeister Wilfried Bockholt hat in knapp 24 Jahren alle Höhen und Tiefen mitgemacht. „Wenn die Insel sich eine Seilbahn als die Lösung ihrer Verkehrsprobleme auf der Insel selbst vorstellen kann, so will ich das nicht kommentieren. Als Alternative zur Bahnverbindung habe ich Probleme, die Idee ernst zu nehmen“, sagt Niebülls Bürgermeister.


Das sähen offenbar einzelne Gesprächsteilnehmer in Kiel anders. „Eine Seilbahn über knapp 10 Kilometer auf einer Parallelstrecke durchs Wattenmeer, der Schutzzone 1 des Nationalparks und Weltnaturerbes zu bauen halte ich für einen Aberwitz. Mit Nachhaltigkeit hat das für mich nichts, aber auch gar nichts zu tun.“

Masten würden sehr sichtbar sein müssen

Der Bürgermeister sieht Probleme, da auch von der Technik „nichts Filigranes“ zu erwarten sei. „Ich denke allein an den Widerstand auf der Insel gegen die Windparks in der Nordsee, über 35 Kilometer vor der Sylter Westküste. Die Masten einer Seilbahn würden sehr sichtbar sein, sehr tief gegründet werden müssen und von der Statik abbilden, dass wir hier in der sogenannten Windklasse 4 liegen.“

Wilfried Bockholt legt sich fest: „Eine Seilbahn durchs Wattenmeer ist für mich unvorstellbar, löst nicht das grundsätzliche Problem und hat für mich keinen Ansatz, nicht einmal eine Spur von Nachhaltigkeit.“

Riesen-Parkhause im Lübke-Koog?

Der Bürgermeister sieht die Verbindungen zur Insel durch Marschbahn und die Fähre als gegeben an. „Seit Jahrzehnten werben wir immer wieder für eine Elektrifizierung der Strecke. Die scheint jetzt in greifbare Nähe zu kommen. Genauso wie die beschlossene Zweigleisigkeit. Ich gehe mal davon aus, dass die Seilbahn keine Autos, sondern Personen befördern soll. Also setzt man auf die Gäste, die mit dem Auto anreisen und dieses dann zum Beispiel in einem großen Parkhaus im Lübke-Koog stehen lassen.“

Wilfried Bockholt hält mehr davon, dass diese Gäste ihr Auto gleich zu Hause lassen und komfortabel mit der Bahn anreisen, da die DB ihr Angebot mit dem eCX (Talgo) als Ersatz für den bisherigen IC ab 2024 mit modernen Fernverkehrszügen ausbaut. Diese sollten nach seiner Meinung schnellstmöglich dann auch unter Strom fahren, denn das neue Modell sei als Zugeinheit mit zwei Triebköpfen für den Betrieb unter Strom gebaut.

Bockholts Lösung: Anreise ohne Auto

„Ob die Elektrifizierung der Marschbahn die ganzen planerischen Hürden durchs Wattenmeer nimmt, vermag ich nicht einzuschätzen. Ich hoffe es aber. Immerhin läuft sie auf einer vorhandenen Strecke, dem Hindenburgdamm durch das Wattenmeer.“

Die Nachhaltigkeit im Insel-Tourismus sieht Bockholt nur darin, „dass die Insel sich für die Zukunft bemüht, mehr und mehr Gäste zur besten Anreise von zu Hause zu bewegen: mit der Bahn. Oder dass die Insel (für Gäste) autofrei wird. Mit einem gut ausgebauten ÖPNV, der schon heute so gut ist, dass man auf der Insel als Gast eigentlich gar kein eigenes Auto braucht. Irgendwie kann ich nicht glauben, dass die Idee ernst gemeint ist.“

Hintergrund

Auslöser der Diskussion sind Pläne der Unternehmensgruppe Rethmann (Lünen), über ihre Tochterunternehmen Remondis und Transdev in Schleswig-Holstein mit zwei Seilbahnen die Mobilitätswende unterstützen. Es geht um Projekte von Niebüll oder Klanxbüll auf die Insel Sylt. Die Kosten für den Bau und die Installation auf der gut acht Kilometer langen Strecke werden mit rund 100 Millionen Euro veranschlagt.

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