Klimawandel in Nordfriesland

Nordsee bedroht Pellworm: Wie kann sich die Insel vor dem steigenden Meeresspiegel schützen

Wie kann sich Pellworm vor dem steigenden Meeresspiegel schützen

Nordsee bedroht Pellworm

SHZ
Pellworm
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Die Insel Pellworm wird durch einen Außendeich vor Sturmfluten geschützt. Bei einem Deichbruch könnte sich das Wasser ungehindert im Inselinnern ausbreiten. Foto: Volkert Bandixen / SHZ

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Mehr Schutzmaßnahmen vor Sturmfluten mahnen Deichgraf Ernst August Korth und Bürgermeisterin Astrid Korth an. Nur der acht Meter hohe Außendeich hindert die Nordsee derzeit daran, das Kommando auf der Insel zu übernehmen.

Ernste Worte sprach Pellworms Deichgraf Ernst August Thams bei der jüngsten Deichschau zu den Vertretern des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN). Die Insel liegt im Durchschnitt einen Meter unter dem Meeresspiegel und wird von einem acht Meter hohen Deich vor Überflutungen durch die Nordsee geschützt. „Wenn wir die Insel erhalten wollen, muss irgendwann etwas passieren“, mahnte Thams mit Blick auf den Anstieg des Meeresspiegels.

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Pellworm wird nur durch den Außendeich geschützt. Wenn bei einer Sturmflut die Nordsee diese Barriere überwindet, hat sie freies Spiel im Inneren der Insel, kann ungehindert überall hinfließen, denn auf Pellworm gibt es keine zweite Deichlinie, wie sie auf dem Festland in den Kögen das Bild prägt. Die rund 1200 Einwohner von Pellworm kämen dann in Not.

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Bürgermeisterin Astrid Korth forderte vor diesem Hintergrund eine zusätzliche Verstärkung des bestehenden Deichs. „Ich bin sehr besorgt, dass perspektivisch noch eine lange Strecke an Sicherungsmaßnahmen vor uns liegt“, sagte sie. Dazu zähle auch die Errichtung von Rettungswarften, auf denen die Bewohner im Katastrophenfall Schutz finden könnten.

Erste-Hilfe-Maßnahme: Sandsack-Füllmaschine

„Wenn der Deich bricht, läuft die Insel voll. Das ist dann hier wie in einer Badewanne nur ohne Abflussstöpsel“, betonte Thams. Sollte dieser Fall eintreten, müsse man versuchen, den schadhaften Abschnitt schnell mit Sandsäcken zu verschließen, ergänzte Pellworms Feuerwehrchef Jens-Uwe Knudsen.


Da das füllen der Säcke per Hand wertvolle Zeit kosten kann, hat er nach anderen Möglichkeiten gesucht und ist fündig geworden. Anhand eines Prospektes erläuterte er die Funktionsweise einer Sandsackfüllmaschine. Die füllt pro Stunde 1800 Zehn-Liter Säcke. Die Funktionsweise wollen sich die Fachleute vom LKN demnächst vorführen lassen.


Neben den Gesprächen darüber, was zur Vorbereitung auf den Ernstfall zu tun ist, wurde die Insel aber auch ihren derzeitigen Zustand in Sachen Küstenschutz gesichtet. „Unsere Deiche sind in Ordnung“, hatte Deichgraf Thams gleich bei der Begrüßung der LKN-Inspekteure erklärt. Das sei nicht zuletzt der regelmäßigen Kontrolle durch LKN-Mitarbeiter und der einheimischen Mitarbeiter zu verdanken.

In fast allen Kögen wurde allerdings der hohe Grasbewuchs kritisiert. Lob gab es dagegen für die Vorlandarbeiten im Kleinen Norderkoog. Allgemein forderte LKN- Baubetriebsleiter Florian Schröter eine intensivere Beweidung und zusätzliche Mäharbeiten.

Wegen der Schutzmaßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie war es jetzt die erste Schau wieder in großer Besetzung. Neben Vertretern der Gemeinde, vom Amt Pellworm, vom Deich- und Sielverband der Insel, von Feuerwehr, vom Katastrophenschutz des Kreises sowie des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr (KVK) war auch ein Mitglied der Pellwormer Schäfer mit von der Partie.

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