Nur noch Frühschicht an der Frischetheke: Nachmittags war das Licht aus - wie es weitergeht mit den Öffnungszeiten

Nur noch Frühschicht an der Frischetheke: Nachmittags war das Licht aus - wie es weitergeht mit den Öffnungszeiten

Nur noch Frühschicht an der Frischetheke: Nachmittags war das Licht aus - wie es weitergeht mit den Öffnungszeiten

Birger Bahlo
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Danny Jeßen, Marktleiter bei Edeka Clausen in Dreimühlen, erklärt geduldig allen Kunden, warum in den Herbstferien die Frische-Theke nachmittags nicht geöffnet werden konnte – und wie es ab nächster Woche weitergehen wird. Foto: Birger Bahlo

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Aldi Nord reduziert in drei Vierteln seiner Filialen die Öffnungszeiten. Rewe in Friedrichstadt konnte die Frische-Theke nicht besetzen. Was ist los?

Die Kunden bei Edeka Clausen im Husumer Einkaufszentrum Dreimühlen an der Ostenfelder Straße staunten nicht schlecht: An der Frische-Theke kein Licht, kein Personal, kein Fleisch und kein Käse. Ein Schild erklärte während der Herbstferien, dass der Tresen aus personellen Gründen von früh an nur bis 14 Uhr besetzt werden könne.

Auch Rewe in Friedrichstadt hatte an der Frische-Theke zeitweise die Zeiten ebenfalls aus personellen Gründen reduziert. Und jetzt verkündete auch noch Aldi Nord, dass der Discounter die Öffnungszeiten für 70 Prozent seiner rund 2200 Filialen ab November auf 20 Uhr runterschrauben wolle – mangels Frischetheke gleich für die ganzen Läden. Der Öffentlichkeit präsentiert wurde es als „aktiver Beitrag zum Energiesparen“.

Energiekosten eines der größten Probleme

Dabei wird Energie tatsächlich zum belastenden Kostenfaktor, wie Lionel Souque, Vorstandschef der Rewe-Gruppe, vorrechnete. Die Energiekosten für einen 1000 Quadratmeter großen Markt hätten sich von 80.000 auf 140.000 Euro erhöht. Hier personelle, dort wirtschaftliche Gründe – all die Nachrichten nahm unsere Redaktion zum Anlass, mal in der Branche nachzufragen.

Danny Jeßen ist prompt zum Gespräch bereit. Er ist Marktleiter in Jürgen Clausens Edeka-Markt und erklärt bereitwillig, was denn mit dem Team der Frische-Theke los war. Die zweite Schicht etwa ab 13/14 Uhr sei schlicht in den Ferien nicht zu besetzen gewesen. Da sei allerlei zusammengekommen. Einige Krankheitsfälle, Rücksicht auf alleinerziehende Mütter, andere hätten fest Urlaube gebucht und auch die Auszubildende seien in speziellen Weiterbildungen gewesen.

Ende der Ferien, Ende der personellen Probleme an der Fleisch-, Wurst- und Käse-Theke: Ab Montag, 24. Oktober, geht es bei Clausen fast zurück zu den alten Zeiten, doch abends wird gekappt. Die Frische-Theke wird montags bis freitags um 18 Uhr geschlossen, am Sonnabend um 16 Uhr. Und das dauerhaft, wie Danny Jeßen ankündigt. Der Markt selbst bleibt montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr geöffnet, aber sonnabends wird reduziert von 19 auf 16 Uhr.

Wie in anderen Branchen auch häufen sich in Supermärkten gerade die Probleme. Personalmangel allgemein, Fachkräfte etwa für die Fleisch- und Käse-Theken fehlen und Energiekosten für Kühlung und Licht schlagen gerade durch. Markus Mosa, Deutschland-Chef von Edeka, beklagte zudem gerade im „Handelsblatt“ Logistikprobleme, denn viele Hersteller würden Supermarktketten nicht mehr jeden Tag beliefern, sondern beispielsweise dreimal die Woche.

Auch Danny Jeßen sieht „immer mehr Faktoren, die gerade reinspielen“. Daher haben er und Jürgen Clausen bei Edeka in Husum-Dreimühlen schon den nächsten Plan im Kopf: die Rückkehr zu den Öffnungszeiten, die vor der Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten im Jahr 1989 üblich waren:

Das sei nicht allein dem Kostendruck geschuldet, sondern auch der sozialen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Die wollten mehr Freiräume für ihre familiären Verpflichtungen gewinnen. Argumente, die denen der Gewerkschaften ähneln, die sich seit eh und je gegen die immer weiter ausgedehnten Öffnungszeiten gewandt haben.

Aber für Clausen und Jeßen ist auch völlig klar, dass sie keinesfalls allein mit weiteren Kürzungen der Öffnungszeiten vorpreschen würden. Dafür bräuchte es ein einheitliches Vorgehen der Unternehmen, sonst würde das die Verbraucher nur verunsichern. Aber den vielfältigen Krisen und den gesellschaftlichen Verhältnissen angemessen wäre es schon, fügt Danny Jeßen voller Überzeugung hinzu.

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