Klassenfahrt nach Schleimünde

Ostseeschüler verbringen 25 Tage auf der Lotseninsel – ohne Handy

Ostseeschüler verbringen 25 Tage auf der Lotseninsel – ohne Handy

Schüler verbringen 25 Tage auf der Lotseninsel – ohne Handy

SHZ
Kappeln
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Für 25 Tage zu Gast im Lotsenhaus in Schleimünde: Selma, Johann, Nora, Cata, Henrik, Oskar, Sandy und Thorge (v. li.). Foto: Johann Müller / SHZ

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Leben, lernen, die Zeit genießen und das Ganze ohne Smartphone: Wie Schüler und Lehrer aus Flensburg gut drei Wochen in der Abgeschiedenheit verbringen.

Die Saison auf Schleimünde hat noch nicht begonnen und trotzdem ist gerade einiges los im Lotsenhaus. Drei Schülerinnen und drei Schüler der Ostseeschule Flensburg sind mit zwei Lehrkräften zu Gast – ohne Lehrplan, aber doch mit einigen Aufgaben. Die Ostseeschule hat die Gelegenheit ergriffen, die abgelegene und in der Vorsaison kaum besuchte Lotseninsel als außerschulischen Lernort zu nutzen.

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Die Stimmung ist gut. „Sehr gut sogar“, sagt Henrik. „Es ist lustig, es gibt viel Gelächter“, sagt der 14-Jährige, der als „Tageschallenge“ ausgewählt hat, das Interview mit der Presse zu führen. Jeden Tag gibt es neue Aufgaben, kreative, anstrengende, herausfordernde. Sandy Scholze, Lehrerin an der Ostseeschule für Dänisch und Kunst, betreut gemeinsam mit ihrem Kollegen Johann Müller, Mathe und Physik, die sechsköpfige Schülerschaar und erklärt: „Wir bereiten die Aufgabenbögen vor und jede, jeder sucht sich etwas aus.“


Die Ostseeschule Flensburg hat schon vorher gute Erfahrungen gemacht, wenn es um das Lernen außerhalb der Schulzimmer geht. Sie ist in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen organisiert, nicht in Klassenstufen und versteht sich als Lern- und Lebensort. Auf ihrem selbst renovierten Schulschiff, der „Providentia“, stechen Schülergruppen seit 2019 unter dem Motto „Seegang“ einmal im Jahr für 25 Tage in See.

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Nun hatte sich Schulleiter Ulrich Dehn um den Aufenthalt in Schleimünde bemüht und Anfang der Woche wurde die kleine Gruppe auf der „Balu“ der Lighthouse Foundation, seit 2008 Eigentümer der Lotseninsel, rüber geschippert. Die Gelegenheit habe sich einigermaßen schnell ergeben, berichtet Sandy Scholze, die Schülerinnen und Schüler konnten sich für den gut dreiwöchigen Ausflug bewerben. Das Angebot richtete sich in erster Linie an Jugendliche der Jahrgänge 8 und 9.

Viel Freiraum, aber feste Programmpunkte

Die Schüler haben viel Freiraum, aber es gibt auch feste Programmpunkte. Jeweils morgens um 8 Uhr, um 13 Uhr und um 18 Uhr kümmert sich ein Team um die Mahlzeiten, ansonsten dürfen sie sich die Zeit selbst einteilen – auch die Arbeitszeit, in der sie sich mit ihrem mitgebrachten Lernmaterial beschäftigen.


Am Donnerstag wurde ein Sporttag eingelegt, und alle gemeinsam haben einen Parcours über die Insel gebaut. Am Freitag musste der Einkauf koordiniert werden und zwei Schüler und ein Betreuer sind mit dem motorisierten Schlauchboot nach Maasholm und mit dem Auto weiter nach Kappeln gefahren.

Ukulele spielen und einen Film drehen

Alle fünf Tage gibt es einen Kreativtag, an dem gebastelt wird, gezeichnet oder gemalt, geschrieben oder musiziert. „Wir haben auch zwei Ukulelen mit, jemanden, der sie spielen kann und jemanden, der es lernen möchte“, sagt die Lehrerin und lacht. Henrik berichtet, dass er sich am ersten Kreativtag an dem Film beteiligt hat, den alle gemeinsam drehen wollen, um die Erlebnisse auf der Lotseninsel festzuhalten.



Ihm gefällt die Lotseninsel gut, auch das Smartphone fehlt ihm gar nicht. „Ich genieße die Ruhe und die Zeit“, sagt er. Er ist auch schon auf einem Törn mit der „Provedentia“ dabei gewesen und sagt, er könne diese Touren nur empfehlen. Das freut Sandy Scholze. Sie sagt: „Hier wäre Platz für mehr Schülerinnen und Schüler, aber das Angebot kam halt kurzfristig. Wir möchten auch im nächsten Jahr gern wieder kommen, dann am liebsten mit etwa zwölf Jugendlichen.“

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