Corona in Schleswig-Holstein

Pandemie verschärft Notlage der Kliniken in SH

Pandemie verschärft Notlage der Kliniken in SH

Pandemie verschärft Notlage der Kliniken in SH

SHZ
Kiel
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Arbeiten in Schutzausrüstung mit Mund-Nasenbedeckung, Gesichtsschutz, Kittel und Haube auf der Intensivstation: Die Pandemie macht vieles anders in den Kliniken - und teurer. Foto: Kay Nietfeld/dpa/shz.de

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Die Corona-Pandemie verschärft die sinkende Auslastung der Krankenhäuser in Schleswig-Holstein bei Operationen – das Gros der Kliniken rechnet mit Verlusten.

Seit Monaten sind die Kliniken überlastet und seit Jahren unterfinanziert „So angespannt wie heute war die Situation seit 20 Jahren nicht mehr“, heißt es im neuen Krankenhausbarometer, das am Montag vorgestellt wurde. Entspannung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: 60 Prozent der Kliniken rechnen 2021 mit Verlusten.

Das gilt auch für Schleswig-Holstein: „Die Lage ist akut sehr angespannt“, warnt Patrick Reimund, Chef der Krankenhausgesellschaft in Kiel.

„Uns sind etwa 25 Prozent der Leistungen durch die Pandemie weggebrochen“, schildert Cordelia Andreßen, Sprecherin der 41 privaten Kliniken in Schleswig-Holstein, die Lage. Grund für die schlechte Auslastung: Planbare und finanziell lukrative Operationen mussten Corona-bedingt verschoben werden um Betten freizuhalten.

Zudem gehen Patienten aus Sorge vor Ansteckungen nach wie vor seltener zum Arzt oder in die Klinik. Während Gesundheitsexperten damit rechnen, dass sich die Notfälle irgendwann wieder auf das übliche Maß einpendeln, sehen sie bei den planbaren Operationen einen dauerhaften Rückgang.

„Dabei verschärft die Pandemie nur eine Entwicklung, die schon seit zehn Jahren in Gang ist“, ist Andreßen überzeugt. Der medizinische Fortschritt ermöglicht mehr ambulante OPs, Patienten müssen nicht mehr nach dem Eingriff wie noch Anfang der 90er Jahre knapp zwei Wochen das Bett im Krankenhaus hüten.

Im Durchschnitt nur noch 7,5 Tage im Krankenhaus

Auch in Schleswig-Holstein hat sich die Verweildauer auf 7,5 Tage reduziert. Um diesen Strukturwandel aufzufangen müsse die Finanzierung angepasst werden. Es gelte, auch auf dem Land die Versorgung durch kleinere Häuser zu sichern und den Personalmangel zu bekämpfen. Vier von fünf Krankenhäusern haben nämlich offene Stellen. Bundesweit sind es 22300.

Ampel will zunächst eine neue Kommission

Ob Hilfe vom neuen Gesundheitsminister kommt, bleibt abzuwarten. Karl Lauterbach (SPD) hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie es mit der Branche weitergehen soll: „Jeder weiß, dass wir mindestens jede dritte, eigentlich jede zweite, Klinik schließen sollten. Dann hätten wir geringere Kosten, bessere Qualität und nicht so viel Überflüssiges“, schrieb er 2019 auf Twitter. Über die Klinge springen wohl kleine Kliniken. Die neue Ampelkoalition will zunächst eine Kommission einberufen, die Standards empfehlen soll.

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