Wikingerboot

Das passiert mit Kappelns marodem Expo-Schiff „Haithabu“

Das passiert mit Kappelns marodem Expo-Schiff „Haithabu“

Das passiert mit Kappelns marodem Expo-Schiff „Haithabu“

Rebecca Nordmann/shz.de
Kappeln
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Hinter einer Halle steht die „Haithabu“ auf dem Werftgelände von Henning Mittelmann. Das Wikingerschiff war der Botschafter Schleswig-Holsteins auf der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover. Foto: Rebecca Nordmann/shz.de

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Die Tage des Expo-Schiffes in Kappeln scheinen gezählt. Zwei unterschiedliche Interessenten möchten es gerne herrichten und übernehmen – und die Kappelner Politiker sind bereit, sich von dem Wikingerschiff zu trennen.

Das Kappelner Expo-Schiff ist offenbar die längste Zeit in Kappeln gewesen. Der Wirtschaftsausschuss befasste sich jetzt zum zweiten Mal mit dem hölzernen Nachbau eines Wikingerschiffes, den etliche Sponsoren anlässlich der Expo 2000 ermöglicht hatten.

Expo-Schiff geht kostenfrei nach Schleswig

Und das Gremium sprach sich einstimmig dafür aus, das Schiff mit dem Namen „Haithabu“ den Schleswiger Werkstätten kostenfrei zu überlassen. Bereits im September hatte diese Option zur Diskussion gestanden. Damals hatte sich der Wirtschaftsausschuss noch zu keiner Entscheidung durchringen können, vielmehr waren Stimmen laut geworden, die sich schwer mit einer Abgabe – zumal kostenfrei – taten.

Knapp sechs Wochen und einen Ortstermin später sah die Sache anders aus.

Ortstermin auf dem Werftgelände von Henning Mittelmann

Nach Mitteilung der Ausschussvorsitzenden Astrid Beyer (Grüne) hatte vor Beginn der Sitzung ein Besuch auf dem Werftgelände von Henning Mittelmann stattgefunden, der der „Haithabu“ eine Lagerstätte geboten hatte. Die Öffentlichkeit war über diesen Termin im Vorfeld nicht näher informiert worden.

Bereits im September hatte sich unsere Redaktion mit Hilfe von Henning Mittelmann einen Eindruck vom Wikingerschiff gemacht – und der ließ schnell offensichtlich werden, dass es um den Zustand des Bootes alles andere als gut bestellt ist. An vielen Stellen ist es kaputt, das Holz ist aufgeweicht und von Pilz befallen. Kurz: Es ist ein trostloser Anblick.

Erbauer der „Haithabu“ meldet sich zu Wort

Einer der Erbauer, Andreas Kotenbeutel aus Arnis, hatte sich daraufhin in einem Leserbrief zu Wort gemeldet und seine Verwunderung darüber zum Ausdruck gebracht, dass die „Haithabu“ überhaupt so lange unter freiem Himmel gestanden habe. Bevor sie auf dem Werftgelände Unterschlupf gefunden hatte, stand sie einige Zeit vor dem Hotel „Pierspeicher“ am Kappelner Hafen.

Aufstellungsort soll trocken und klimatisiert sein

Laut Kotenbeutel war das Schiff vielmehr „von Anfang an dafür gebaut, in einer klimatisierten, trockenen Halle zu stehen“. Da es nun aber „Wind und Wetter“ ausgesetzt gewesen sei, sei der aktuelle Zustand die unvermeidliche Folge.

Bei der Expo 2000 war die „Haithabu“ Botschafterin Schleswig-Holsteins im deutschen Pavillon. Zwei Jahre nach der Expo hatte es die Stadt Kappeln für 60.000 Euro erworben, knapp 17.500 Euro davon waren zuvor als Spenden gesammelt worden.

„Mindestens 20.000 Euro“ für Wiederherstellung veranschlagt

Dass auch die Wiederherstellung des Schiffes Geld kostet, machte nun Astrid Beyer deutlich. Demnach sei beim Ortstermin von „mindestens 20.000 Euro“ die Rede gewesen. Zudem müsse im Anschluss ein Platz zum Aufstellen gefunden werden, „der nicht im Freien sein darf“. Und schließlich sei mit regelmäßigen Folgekosten für die Pflege des Bootes zu rechnen.

Expo-Schiff soll in Schleswig präsentiert werden

Die Schleswiger Werkstätten hatten wie erwähnt bereits vor einer Weile Interesse an der Übernahme des Expo-Bootes signalisiert. Sie würden es auf eigene Kosten instandsetzen und anschließend in der Wikingerstadt Schleswig präsentieren.

Als weiterer Interessent ist in der Zwischenzeit das Amt Haddeby hinzugekommen, das laut Beschlussvorlage gerade dabei ist, einen Neubau für seine Amtsverwaltung zu errichten. Weil das Wikingermuseum Haithabu in Busdorf zum Amtsbereich gehört, hat die Amtsverwaltung nun den Wunsch geäußert, das gleichnamige Schiff am Neubau aufzustellen.

„Was tun wir?“, wollte Astrid Beyer nun vom Wirtschaftsausschuss wissen.

Keine große Diskussion im Wirtschaftsausschuss

Im Unterschied zur September-Sitzung wurde jetzt nicht mehr viel geredet. Frank Germighausen (CDU) befand, dass das Schiff „bei den Schleswiger Werkstätten gut aufgehoben ist“ – wenn es dann auch nicht in Kappeln bleiben wird.

Ohne weitere Debatte sprach sich der Ausschuss einstimmig für die kostenfreie Abgabe des Expo-Schiffes an die Schleswiger Werkstätten aus.

Keine Rede mehr von Sponsorensuche

Noch im September hatten sich einige Politiker kritisch gegenüber der kostenfreien Überlassung gezeigt – vor allem im Hinblick auf die Spenden, die man damals für den Erwerb eingesammelt hatte. Auch von der zu dem Zeitpunkt geäußerten Idee, Sponsoren für eine Sanierung zu suchen, war nun keine Rede mehr.

Hauptausschuss und Stadtvertretung befassen sich demnächst ebenfalls mit dem Thema.

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