Schleswig-Holstein

Pellworm ist nun Teil des Biosphärenreservats Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer

Pellworm ist nun Teil des Biosphärenreservats SH Wattenmeer

Pellworm Teil des Biosphärenreservats SH-Wattenmeer

Frank Spyra/shz.de
Schleswig-Holstein
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Am Freitag erhielt Pellworm die Urkunde und ist damit Teil des Biosphärenreservats Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen. Foto: LKN

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Seit 2019 bereitete die Insel Pellworm den Beitritt zum Biosphärenreservat vor. Jetzt ist es endlich so weit. Am Freitag wurde der Gemeinde die Urkunde zur offiziellen Anerkennung der UNESCO überreicht.

Mit Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 95 Kilometern in der Stunde fegt der Wind an diesem Freitag über Pellworm. An der Ostküste, von wo der Wind kommt, warnt der Deutsche Wetterdienst sogar vor Orkanböen. Es sind Extremwetterereignisse wie diese, die durch den menschengemachten Klimawandel immer häufiger auftreten. Pellworm ist nun Teil einer Modellregion, die mit Projekten daran arbeitet, den Auswirkungen des Klimawandels etwas entgegenzusetzen. Die Insel Pellworm erhält an diesem stürmischen Freitag die Urkunde, dass sie Teil des UNESCO Biosphärenreservats Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Halligen ist.

Ein die Welt umspannendes Netzwerk

Die mehr als 700 Biosphärenreservate, die die UNESCO weltweit anerkannt hat, entwickeln dabei nicht nur Lösungen, wie sich die Naturgewalten in ihren jeweiligen Ländern beherrschen lassen oder eine sinnvolle Anpassung an sie aussehen kann. In den Reservaten experimentieren die Menschen auch mit sozialen Projekten, die ein nachhaltiges Leben in der Zukunft sichern sollen. Als Leitlinien dienen die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen.

Die Leitlinien sind abstrakt, nennen Punkte wie „Kultur und regionale Identität“, „Nachhaltiges Wirtschaften“, „Energie und Klimaschutz“ oder „Kommunale Entwicklung“. Konkret werden sie auf Pellworm in über 20 Projekten, an denen sich auch die Bevölkerung beteiligt.

Projekte für die Natur, Projekte für die Menschen

So ist Pellworm beispielsweise eine insektenfreundliche Insel. Landwirte und Jägerschaft legen Blühstreifen an, um Bienen und anderen Insekten ihre Nahrungsquellen zu sichern. Ein zweites Projekt, das in eine ähnliche Richtung weist, ist der Mensa-Garten an Schule und Kita. Er versorgt nicht nur Insekten und Vögel. Die Mensa erhält aus ihm frisches, saisonales Gemüse.

Auch die Energieversorgung der Insel weist bereits seit Jahren in die Zukunft. Mit Windkraft- und Solaranlagen erzeugen die Insulaner mehr Energie, als sie verbrauchen. Aktuell erörtern sie, wie sich die Überschüsse nutzen lassen – beispielsweise in E-Tankstellen oder für die Wasserstoffherstellung.

Was nachhaltig ist, bestimmen die Reservate selbst

Die soziale Dimension des Biosphärenreservats nimmt die Gemeinde beispielsweise über ihr Vorhaben wahr, sozialen Wohnraum anzubieten. Ein Grundstück ist dafür bereits reserviert. Eine Reihe von E-Ladesäulen soll die Insel fit für die Verkehrswende machen. Aber auch Mitfahrbänke hat die Gemeinde aufgestellt. Unter dem Stichwort „Daseinsvorsorge“ ist die Gemeinde dabei, sogenannte Rettungswarften zu errichten. Auf sie können sich die Inselbewohner flüchten, wenn der Wind nicht wie am Freitag aus Osten, sondern aus Westen weht und eine Sturmflut droht, die Insel zu überfluten.

Zwar gibt es strikte Regeln für den Beitritt, aber was die jeweiligen Reservate beispielsweise als „nachhaltig“ ansehen, bleibt ihnen in ihrer Entwicklung selbst überlassen. Außerdem sind die Reservate ein internationales Netzwerk. Was auf Pellworm funktioniert, kann vielleicht auch auf Hooge gelingen. Über den internationalen Rahmen können die hier gesammelten Erfahrungen aber vielleicht auch in der Bretagne oder an der Ostküste Schwedens genutzt werden. So wie andersherum Erfahrungen von dort auf Pellworm fruchtbar gemacht werden könnten.

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