Hofkultur-Revival 2022 in Flensburg

Perfektes Festival mit einem grandiosen Finale

Perfektes Festival mit einem grandiosen Finale

Perfektes Festival mit einem grandiosen Finale

Gunnar Dommasch/shz.de
Flensburg
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Hände hoch, Handys an! Als die letzten Akkorde verklungen waren, gab es ein eindrucksvolles Lichtermeer im Hof der Schifffahrtsmuseums. Foto: Gunnar Dommasch / SHZ

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Mit einem Konzert der Band „Spirit of Santana“ endete die Flensburger Hofkultur nach 13 Veranstaltungen in neun Höfen – und die Veranstalter haben schon Pläne für das nächste Mal.

„Ein perfekter Abend“, schwärmte Bent „Carlos“ Wolff mit einem breiten Grinsen. Der Gitarrist war rundum glücklich nach dem umjubelten Heimspiel seiner Band „Spirit of Santana“ am Sonnabend. Ob Jingo, Samba Pa Ti oder Black Magic Woman – das Septett coverte die Latin-Rock-Klassiker ihrer Idole mit fast schon beängstigender Präzision.

650 Gäste im ausverkauften Hof des Schifffahrtsmuseums dankten es mit lang anhaltendem Beifall und einem Lichtermeer aus Handy-Leuchten. „Gänsehaut pur“, entfuhr es einer Besucherin vor der Bühne. Und oben am Mikrofon bekannte Sänger Frank Rühmann mit viel Emotion, dass er dieses Konzert noch lange in Erinnerung behalten werde.

Und so wurde es nicht nur ein perfekter Abend, sondern auch ein perfekter Festivalreigen unter der musikalischen Leitung von Gunnar Astrup, der seit 1. April als neuer Geschäftsführer an Bord ist: "Das Publikum hat sich unglaublich offen gezeigt für die verschiedensten Stilrichtungen – mit einem großen Vertrauen in die Qualität, die wir bieten." Und Joachim Pohl, neben Thomas Frahm verantwortlich für die Programmgestaltung, merkte an, wie glücklich er sei, "dass die Mischung aus Musik, Film und Lesung und so gut funktioniert".

Tickets waren restlos vergriffen

13 Veranstaltungen in neun Höfen zogen weit über 3000 Besucher an. Touristen, Stammgäste, Spontankäufer. An sechs Abenden waren die Tickets restlos vergriffen, eine Auslastung von insgesamt 80 Prozent. Zahlen, auf die man auch vor der Pandemie bauen konnte. Und damit war die bange Frage: Wie werden die Leute im Angesicht von Krieg und Corona reagieren?, hinlänglich beantwortet.

Es ist schwer, jemanden unter den Musikern herauszuheben. Eine Entdeckung waren zweifellos die Newcomer „Total Hip Replacement“ (DK), die mit extrem tanzbaren Ska und Reggae ihren bislang größten Einzelauftritt in Deutschland hatten. Eine besonders intime Hof-Atmosphäre herrschte bei den mit hohem Niveau zelebrierten Auftritten von „Deitsch“ (Pastoratshof), die tags darauf dem SHMF ihre Aufwartung machten, und „Pabameto“ im neu gestalteten Käte-Lassen-Hof. Musikalisches Highlight: das Tingvall Trio, das man in den eigentlich zu kleinen Hof der Dansk Centralbibliotek hatte locken können.

Und natürlich tat das herrliche Wetter ein Übriges. Kein einziger Tropfen fiel vom Himmel, nur ein von keinem Wetterdienst prognostizierter Sturzregen unmittelbar vor dem Gig von Salamanda.

Astrup, der nach eigenem Bekunden auch angesichts des Besucheransturms ein paarmal ins Schwitzen kam, vermittelte doch stets eine ruhige und souveräne Ausstrahlung. Als der Schlussakkord ertönte, sei eine große Last von ihm abgefallen. „Endlich wieder Luft holen!“

Pläne für die Zukunft: musikalische Bandbreite erweitern

Der Festival-Chef und sein „harmonisch arbeitendes“ Team um die allseits präsente Vereinsvorsitzende Vicky Richter planen jedoch schon für die Zukunft. Sie wollen die musikalische Bandbreite weiter entwickeln, ein Kinderprogramm installieren und das jüngere Publikum noch stärker ansprechen. Und die immerwährende Frage der Bestuhlung wartet darauf, geklärt zu werden.

Bei aller Euphorie muss man auch die Kosten im Blick haben. Bei der 28. Auflage stand ein Budget von über 100.000 Euro zur Verfügung. „Nicht zuletzt aufgrund steigender finanzieller Belastungen“, so Astrup, „freuen wir uns über einen guten Puffer fürs nächste Jahr.“

Info: Als letzten Akt der Hofkultur gibt es Kurzfilme im Hof des Aktivitetshuset am Freitag, 19. August, ab 21 Uhr (in Kooperation mit Filmkorte). Der Eintritt kostet 14 Euro.

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