Norderbrarup

Pferdeklappe: Petra Teegen rettete schon 1700 Pferde in Not

Pferdeklappe: Petra Teegen rettete schon 1700 Pferde in Not

Pferdeklappe: Petra Teegen rettete schon 1700 Pferde in Not

Doris Ambrosius/shz.de
Norderbrarup
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Petra Teegen rettete „Clamsi“ das Leben und noch vielen anderen Pferden. Foto: Doris Ambrosius/shz.de

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Zu krank, zu alt, zu teuer – immer wieder müssen oder wollen Pferdehalter ihr Tier loswerden. Immer wieder werden Pferde getötet. Doch Petra Teegen gibt 1700 Tieren eine neue Chance auf Leben.

Petra Teegen aus Norderbrarup betreibt die erste Pferdeklappe Deutschlands. Eine Frau, die um jedes Leben ihrer Schützlinge kämpft. Ihr Arbeitstag beginnt morgens um 4 Uhr und endet oft erst um 22 Uhr. Der Verein lebt ausschließlich von Spenden und benötigt diese, um Pferden das Leben retten und sie gesund pflegen zu können, bevor sie in ein neues Zuhause vermittelt werden.

Um Spenden zu generieren, schreibt Teegen auch Bücher oder lässt Kalender herstellen, deren Erlöse der Klappe zukommen. Zudem organisiert sie Führungen und Flohmärkte. Petra Teegen hat ein großes Netzwerk an Helfern aufbauen können und zeigt täglich über Facebook ihre Arbeit und die Neuankömmlinge. Am 19. Oktober 2021 wurde ihr Engagement mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Ministerpräsident Daniel Günther überreichte ihr die Ehrung.

Die Pferdeklappe soll Leben retten

Im Juni 2013 machte die Pferdeklappe öffentlich von sich reden mit der Aussage: „Die Pferdeklappe soll Leben retten“. Und genau das tut sie seit fast zehn Jahren. Ähnlich dem Vorbild der Babyklappe sollen überforderte Pferdehalter die Möglichkeit bekommen, ihr Tier anonym abzugeben, anstatt sie verwahrlosen oder gar sterben zu lassen. In den ersten Wochen kamen schon neun Pferde. Davon war eines unterernährt, eines mager und eines chronisch krank. Bis zum November im selben Jahr waren es schon 40 Pferde, die Anfragen aus ganz Deutschland rissen nicht ab.

Eigenes Rettungsauto für große Tiere angeschafft

Genau das ist die Motivation von Petra Teegen. Den Pferden, aber auch den Menschen zu helfen, die mit der Haltung ihres Tieres überfordert sind, sei es finanziell oder weil sie es aufgrund einer Krankheit oder durch den Tod des Partners allein nicht mehr schaffen. „Man darf nie vergessen, dass das immer ein schwerer Schritt ist, aber es hilft in der Not, dass es wenigstens dem Pferd gut geht“, so Teegen. Sie sorgte 2019 für ein Rettungsauto für große Tiere und ließ Helfer entsprechend ausbilden. 18 Mal konnte sie damit schon für die Tierrettung sorgen.

200 bis 250 Pferde jährlich

Seitdem ist sehr viel passiert. Heute kommen jährlich im Durchschnitt 200 bis 250 Pferde zu ihr, werden
ärztlich untersucht und müssen oft aufgepäppelt werden. Ein Schicksal reiht sich an das andere. So hatte auch „Rudi“, ein Miniaturfohlen, dessen Mutter verstorben war, großes Glück in Norderbrarup zu landen. Wegen starker Unterernährung, viel zu großen Zähnen und zwei ausgehebelten Kniescheiben hatte ihn eine Tierärztin eigentlich schon abgeschrieben. Er durfte ganz in der Klappe bleiben, da er Paten gefunden hat, die für ihn aufkommen.

Rettung in letzter Minute erfuhr in diesem Jahr auch „Clamsi“, ein schöner Oldenburger Fuchs. Er gehörte einem Paar, das sich trennte – der Mann konnte aber nicht für alle Tiere alleine aufkommen und verkaufte ihn. „Der Schlachter persönlich brachte ,Clamsi‘ zu uns, der schon einmal ein Klappenpferd war und unseren Stempel in den Papieren hatte“, berichtet Teegen. Zum zweiten Mal verdankt das Tier sein Leben so der Pferdeklappe.

Mehr als 1700 Pferde gerettet

„Bis heute konnten wir mehr als 1700 Pferden das Leben retten und ihnen ein schönes neues Zuhause vermitteln“, berichtet Petra Teegen.

Wie kompliziert ihr eigenes Leben verlief und wie es dann zur Gründung der Pferdeklappe kam, steht in ihrem Buch: „Immer Deine Schwester – Mein Weg zur Pferdeklappe“. Teegen fasst den Inhalt so zusammen: „Eine Geschichte, die mit dem Tod beginnt, mit dem Leben endet und in einem Neuanfang mündet, dem Aufbau der Pferdeklappe.“ Um die vielen Schicksale, die ihr selbst ans Herz gehen, besser zu verarbeiten, schreibt sie diese auf, meistens nachts, wenn sie nicht schlafen kann. Daraus entstanden mehrere Bände „Neues von der Pferdeklappe“ mit vielen wahren Geschichten. Weiterhin gibt es jedes Jahr einen Pferdeklappen-Kalender, alles zum Wohl der vielen Pferde, damit sie einen Neuanfang bekommen und weiterleben dürfen.

Bücher und Kalender sind hier erhältlich beim Längert Verlag aus Süderbrarup.

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