Schleswig-Holstein

Photovoltaik auf dem WC-Gebäude: So will der Arnisser Segelclub autark werden

Photovoltaik auf dem WC-Gebäude: So will der Arnisser Segelclub autark werden

So will der Arnisser Segelclub autark werden

Rebecca Nordmann
Kappeln
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Der ASC-Vorsitzende Peter Boltz steht vor der Dachseite, auf der die Profile für die Photovoltaikmodule bereits befestigt sind. Foto: Rebecca Nordmann

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Die Bootseigner, die während der Saison an der Brücke des Arnisser Segel-Clubs in Kappeln festmachen, verbrauchen viel Strom. Ab Sommer 2023 können sie die Energie nutzen, die der Verein selbst produziert.

Peter Boltz blickt nach oben. „Ich bin ganz aufgeregt“, sagt er und lächelt. Dabei lässt das, was dort oben zu erkennen ist, momentan nur erahnen, wo die Reise hingehen soll. Der Vorsitzende des Arnisser Segel-Clubs (ASC) stimmt seinen Verein auf die Zukunft ein. Oder – angesichts der aktuellen Umstände – auf die Gegenwart.

27 Photovoltaikmodule auf dem ASC-Sanitärgebäude

Auf dem Dach des Sanitärgebäudes des ASC gleich hinter dem Club-Restaurant „Tauwerk“ am Südhafen sind die Mitarbeiter der Dachdeckerei Asmussen aus dem nordfriesischen Stedesand gerade dabei, die Schienen zu befestigen. Später sollen Photovoltaikmodule folgen. 27 insgesamt.

„Unser Ziel“, sagt Peter Boltz, „ist es, unsere Brücke mit dem erzeugten Strom nicht komplett, aber zum überwiegenden Teil zu versorgen“.

Der Vorstandsbeschluss, eben das zu tun, ist bereits eineinhalb Jahre alt. So lange hat es gedauert, bis nun zum einen das Material geliefert werden konnte und zum anderen die ausführenden Firmen verfügbar waren. Und eigentlich, das lässt der Zeitpunkt auch erkennen, hat der ASC die Entscheidung, auf Photovoltaik zu setzen, losgelöst von der derzeitigen weltpolitischen Situation getroffen.

Sondern einfach, weil man gerechnet hat. Und vielleicht auch, weil man als Sportverein, dessen Umwelt- und Naturaffinität auf der Hand liegt, ein Zeichen setzen wollte.

Stromverbrauch der ASC-Brücke: 17.000 Kilowattstunden pro Saison

17.000 Kilowattstunden verbraucht die Brücke mit rund 100 Liegeplätzen pro Saison an Strom, genauer: verbrauchen die Bootseigner, die an ihr festmachen. Manche würden an Bord übernachten, andere ihre Elektromotoren über Stunden aufladen. Aber: „Wenn es gut läuft“, sagt Boltz, „produzieren wir künftig 10.000 Kilowattsunden selbst“.

Dafür werden insgesamt 27 Photovoltaikmodule auf der Ost- und der Westseite des Dachs des Sanitärgebäudes installiert. „Wir nutzen die Morgen- und die Abendsonne voll aus“, sagt er ASC-Vorsitzende, der gerne noch mehr Paneele untergebracht hätte – allerdings: „Mehr gibt das Dach nicht her.“ Aber auch so geht er davon aus, dass im Sommer bis zu 18 Stunden Sonnenschein auf die Module fallen.

Warmwasserpumpe als nächster Schritt

Und parallel dazu gehen die Gedanken schon weiter. Peter Boltz spricht von einer Warmwasserpumpe, die der nächste Schritt sein und mit der Warmwasser für die Duschen produziert werden könnte. Außerdem, so Boltz, würde der Verein gerne weitere Photovoltaikflächen auf dem clubeigenen Restaurant anbringen. „So weit wie es geht autark sein“, gibt der Vereinsvorsitzende als Ziel aus.

Vorerst keine Einspeisung ins öffentliche Netz

Deshalb ist eine Einspeisung ins öffentliche Netz auch erstmal nicht vorgesehen. Vielmehr gehe es darum, energetisch künftig sicherer auf eigenen Beinen zu stehen. Kosten von 14.000 Euro sind dem ASC die Sache wert. Gleichzeitig rechnet Peter Boltz vor, dass der Verein jährlich künftig bis zu 5000 Euro Energiekosten sparen kann.

Im Januar sollen die Photovoltaikmodule auf beiden Seiten des Daches installiert sein, danach übernimmt das Elektrohaus Mehlby die Verkabelung. Und der ASC erhält die Möglichkeit, seinen Stromverbrauch viel genauer nachvollziehen zu können.

Oben auf dem Sanitärgebäude befestigt Dachdecker Jan Trinkies die Schienen, die die jeweils 20 Kilogramm schweren Module halten sollen. Das wärmere Wetter der vergangenen Tage spielt ihm und seinem Kollegen Jonas Morten Deutsch in die Karten.

Und auch Peter Boltz, der wieder lächelnd nach oben blickt. „Ich bin wirklich richtig gespannt“, sagt er. Bis zur nächsten Segelsaison allerdings muss er sich noch ein bisschen gedulden.

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