Energiekrise und Preisschock

Preisdeckel für Gas: Und wer kümmert sich um die Heizöl-Kunden in Nordfriesland?

Wer kümmert sich um die Heizöl-Kunden in Nordfriesland?

Wer kümmert sich um die Heizöl-Kunden in Nordfriesland?

Birger Bahlo
Kiel
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Günter Asmussen (l.) und Günter Müller in Bargum lassen nicht locker: Sie fordern Entlastungen auch für Heizöl-Kunden. Foto: Birger Bahlo/shz.de

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Zahlen Heizöl-Kunden indirekt die Entlastungen bei Gas-Kunden mit? Dem Verdacht sind zwei Bargumer nachgegangen. Sie senden Appelle an die Politik und unterbreiten dabei konkrete Vorschläge, was zu tun wäre.

Günter Asmussen aus Bargum hat ein ausgeprägtes soziales Gewissen, engagiert sich auf vielen Gebieten, unter anderem im Sozialverband und fürs Hospiz in Niebüll. Und er hat offenbar einen siebenten Sinn für Ungerechtigkeiten. So hadert er aktuell mit der laufenden Diskussion über den Gaspreisdeckel.

Seit Wochen bemühte er sich auf örtlicher Ebene, beim Land und Bund darum, dass auch Heizölpreise gedeckelt werden müssten. Über die Schritte hielt Günter Asmussen shz.de auf dem Laufenden. Jetzt meldet er erste Erfolge. So hätten nun auch Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Lars Harms (SSW) sich des Themas angenommen. Nicht nur die Strom- und Gaspreise seien in den vergangenen Monaten drastisch gestiegen, es gebe auch bei Heizöl und Pellets teils dramatische Kostensteigerungen. Daniel Günther erklärte, er wolle in anstehenden Gesprächen mit seinen Ministerpräsidenten-Kollegen dazu raten, die Mehrwertsteuer auch dort zu senken, um die Verbraucher zu entlasten.

Konkrete Berechnungen von zwei Bargumern

Alle diese Theorien und Vorschläge untermauert nun Günter Müller, ebenfalls aus Bargum, mit klaren Zahlen. Er selbst lebt in einem Haus, in das er Wärmetauscher einbauen ließ. Das lassen wir hier mal wegen der anderen Ausgangslage beiseite und schauen auf sein vermietetes Haus nebenan. Am 7. September vorigen Jahres kaufte er 2286 Liter Heizöl. 66,64 Euro brutto pro 100 Liter. Rechnung am Ende mit Anfahrtkosten 1535 Euro brutto. Darin steckten 245 Euro Mehrwertsteuer, was hier später noch eine Rolle spielt.

Heizölpreis von 66,64 auf 170 Euro gestiegen

Am Montag (24. Oktober) erkundigte sich Günter Müller nach dem aktuellen Preis, „und da fiel ich fast auf den Rücken – der liegt nun bei 170 Euro brutto.“ Vor Schreck hat er erst einmal nicht getankt, und er hat auch noch Vorrat. Gesamt hätte er also 3886 Euro zahlen müssen, das Zweieinhalbfache. Und nun kommt der für Günter Asmussen und Günter Müller entscheidende Punkt. Betrug die Mehrwertsteuer im Vorjahr noch 245 Euro, wären es jetzt 620 Euro geworden. „So gesehen würde der Staat 375 Euro mehr kassieren, er verdient an den Preissteigerungen mit“, sagen beide wie aus einem Mund.

Günter Asmussen verweist darauf, dass die Mehrwertsteuer auf Gas und Fernwärme nun gesenkt werden soll. „Und was ist mit den Menschen, die mit Öl heizen? Rund 25 Prozent der Bevölkerung wurden vergessen – oder ist das sogar so gewollt?“

Er holt weiter aus und argumentiert, dass damit die Heizöl-Kunden die Entlastungen der Gas- und Fernwärme-Kunden durch Preisdeckel und Mehrwertsteuer-Senkung mittragen müssten.

Er hat einen konkreten Vorschlag, wie die Politik jetzt reagieren müsste. Wer nach Beginn des Krieges in der Ukraine, Stichtag 1. März 2022, Heizöl eingekauft hat, sollte die komplette Mehrwertsteuer erlassen bekommen. Sie bräuchten nur ihre Rechnung einreichen.

Asmussens Vorschlag in Berlin angekommen

Dienstagmorgen meldet sich Astrid Damerow, CDU-Bundestagsabgeordnete, bei shz.de. Sie berichtet, dass Günter Asmussen auch ihr diesen Vorschlag mit auf den Weg gegeben habe. Sie habe das Thema bereits in die Fraktion getragen. Sie steht dahinter, dass etwas geschehen muss.

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