Theater in der Pandemie

Preisverleihung der „Emmi“: Darum geht bei den Jungen Lüüd ut Löwenstedt

Preisverleihung der „Emmi“: Darum geht bei den Jungen Lüüd ut Löwenstedt

„Emmi“ für die Jungen Lüüd ut Löwenstedt

SHZ
Löwenstedt
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Theaterleiterin Gesa Retzlaff und Ideengeber Steffen Ketelsen sind „stolz wie Oskar“ auf die zweite „Emmi“ für die Jungen Lüüd ut Löwenstedt. Foto: Foto: SILKE SCHLUETER / SHZ

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Für ihr plattdeutsches Stück „In de Juni geev dat immer Erdbeeren“ erhielten die Jungen Lüüd ut Löwenstedt die „Emmi för Plattdüütsch“. Vor sechs Jahren nahm Gesa Retzlaff den Preis schon einmal für „Momo“ entgegen.

Verliehen wurde die vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund ausgelobte „Emmi“ im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Kieler Landtag. „Das war eine ganz tolle Erfahrung“, sagt Steffen Ketelsen. Der 32-jährige Löwenstedter durfte den Preis entgegennehmen, er selbst hatte die Idee zum Stück geliefert hatte und darin eine tragende Rolle spielt. Es geht um das Thema Flucht, und um den Versuch, das Publikum zu einem Perspektivwechsel zu bewegen.

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„Wie ist es eigentlich, wenn man aus der Heimat fliehen und sich in einem völlig anderen Kulturkreis zurechtfinden muss? Wie wäre es ganz konkret, wenn man uns aus Löwenstedt vertreiben würde und wir an einem Ort landen, wo man unsere Sprache, unsere Kultur und unsere Traditionen weder versteht noch akzeptiert?“

Diese Fragen haben sich die jungen Lüüd gestellt und das Bühnengeschehen gemeinsam mit der Autorin und Regisseurin Birgit Bockmann entwickelt. „Wir haben uns die Geschichte quasi selbst auf den Leib geschrieben", sagt Theaterchefin Gesa Retzlaff nicht ohne Stolz.

Ein Theaterstück ohne Happy End – aber trotzdem mit Lachern

Und das ist die Geschichte: Während seine Familie versucht, sich im neuen Kulturkreis zurechtzufinden, der vor allen Frauen viel abverlangt, hängt Sohn Martin (Steffen) irgendwo in einer Transitstation fest und darf weder in die eine, noch in die andere Richtung weiterreisen. Kein Mensch versteht den plattdeutschen Jung. Seine Papiere und Dokumente scheinen wertlos zu sein. Ihm sind die Hände gebunden. Dass er sich im Laufe des Stücks immer wieder verzweifelt aus dem „Off“ zu Wort meldet, lässt keinen Zuschauer kalt. „Ein Happyend gibt es nicht“, warnt Gesa Retzlaff, lädt aber trotzdem herzlich dazu ein, über die durchaus komischen Situationen im Stück zu lachen: „Sonst hält man das gar nicht aus, weder als Zuschauer, noch auf der Bühne“, so die erfahrene Theaterchefin.


Die corona-bedingt „spielfreie“ Zeit hat ihre fast 70-köpfige Theatergruppe relativ unbeschadet standen. „Wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die sich uns zwischendurch boten, waren unter anderem mit unseren Jüngsten zu einem Workshop auf dem Scheersberg. Das hat allen wahnsinnig gut getan“, sagt sie und berichtet von spürbarer Dankbarkeit für dieses Angebot.

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„Abgesehen davon sind wir es gewohnt, uns nicht regelmäßig jede Woche zu treffen, sondern projektbezogen zu arbeiten. Es ist für alle ganz normal, dass mal eine längere Zeit über nicht viel los ist, bis dann ein neues Stück ansteht. Dafür werden die Proben dann aber auch so richtig arbeitsreich und für alle sehr intensiv“, sagt Steffen Ketelsen.

Im zweiten Anlauf noch einmal elf Vorstellungen

So ist es auch jetzt wieder, denn „In de Juni geev dat immer Erdbeeren“ steht erneut auf dem Programm, nachdem das Stück durch den Lockdown Ende 2020 abrupt abgesetzt wurde. Nur zehn (statt zwölf) Mal hob sich damals der Vorhang im Löwenstedter Gasthof Friedensburg. „Wir waren uns aber einig: Wir sind noch lange nicht fertig mit dem Stück. Und dann gab es jetzt auch noch die Emmi dafür. Deshalb muss es jetzt erneut auf die Bühne“, sagt Steffen Ketelsen.

Anfang 2022 sind noch einmal elf Vorstellungen geplant: 7. und 8. Januar (19.30 Uhr); 9. Januar (17 Uhr); 22. Januar (19.30 Uhr); 23. Januar (17 Uhr); 28. und 29. Januar (19.30 Uhr); 30. Januar (17 Uhr); 4. und 5. Februar (19.30 Uhr), 6. Februar (17 Uhr). Gespielt wird unter den dann geltenden Corona-Regeln. Karten gibt es per Mail an junge-luud@web.de

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