Amtsgericht Lübeck

Prozess um illegalen Welpenhandel endet mit 800 Euro Geldbuße

Prozess um illegalen Welpenhandel endet mit Geldbuße

Prozess um illegalen Welpenhandel endet mit Geldbuße

SHZ
Lübeck
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Die drei Bullterier-Mischlingswelpen nach ihrer Rettung im Dezember 2020 Foto: Polizei/shz.de

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Die Geschichte der Beschuldigten war voller Widersprüche. Trotzdem wurde der Prozess um den Handel mit drei Bullterrier-Welpen gegen Auflagen eingestellt. Tierschützer sind entsetzt.

Der Fall hatte nicht nur bei Tierschützern für Bestürzung gesorgt, doch das juristische Nachspiel endete für die Verantwortlichen glimpflich. 800 Euro an das Tierheim Lübeck: Mit dieser Auflage ist das Verfahren gegen zwei Männer vor dem Amtsgericht in Lübeck eingestellt worden.

Die Angeklagten hatten drei völlig verwahrloste Hunde verkaufen wollen. Ihnen wurde daher vorgeworfen, gegen das Tierschutzgesetz verstoßen und illegal Gefahrenhunde aus dem Ausland eingeführt zu haben.

Mitarbeiter des Tierheims hatten den Fall aufgedeckt

Nach der gerade einmal einstündigen Verhandlung feierten die beiden Beschuldigten das Urteil vor dem Gebäude des Amtsgericht als „Freispruch“. Tatsächlich wurde das Verfahren eingestellt, obwohl einige Zweifel an der Version der Männer bestanden.

Mehmet K. und Ayaz Ö. (Namen geändert) wurden am 13. Dezember 2020 festgenommen, als sie in Lübeck drei Hundewelpen verkaufen wollten. Mitarbeiter des städtischen Tierheims hatten die Internetanzeige entdeckt, mit der die Männer nach potenziellen Käufern suchten.


„Das Inserat hat einen sehr unseriösen Eindruck gemacht. Die Fotos waren schlecht, die Tiere machten einen ungepflegten Eindruck und der Text war relativ stumpf“, erzählt Tierheimleiterin Elena Cujic, die als Zeugin aussagte. Die 30-Jährige hatte einen Scheinkauf eingefädelt und die Polizei informiert.

„Als die Verkäufer uns erzählten, dass die Welpen aus Polen kommen, war uns klar, dass es sich um eine illegale Einfuhr handelte“, so die Tierschützerin. Zudem habe die Kontaktperson immer wieder ein anderes Alter genannt und der Verkaufspreis sei mehrfach angepasst worden: „Nichts deutete darauf hin, dass es sich bei den Verkäufern um seriöse Welpen-Händler oder Züchter handelt. Zwischen 3500 und 5500 Euro wollten die beiden pro Tier haben.“

Im Transportkäfig war weder Futter noch Wasser

Tierheim und Polizei stellten den Verkäufern deswegen eine Falle. Bei der vermeintlichen Übergabe waren vier Streifenwagen eingesetzt, die das Veterinäramt der Hanse-Stadt Lübeck im Rahmen der Amtshilfe unterstützten. Während des Treffens schlug die Polizei zu, die drei Bullterrier-Mix-Welpen wurden beschlagnahmt.

„Man konnte sehen, dass die Welpen an einer Hauterkrankung litten, sie haben auch sehr streng gerochen“, sagte der zuständige Amtstierarzt vor Gericht aus. Außerdem seien sie in einem Käfig transportiert worden, in dem sich weder Futter noch Wasser befand.


Malik K. und Ayaz Ö. bestritten die Vorwürfe. Vielmehr hätten sie zwei der Hunde behalten und einen weiterverkaufen wollen und selbst pro Tier 2500 Euro gezahlt. „Mit dem Verkauf des dritten wollten wir die Fahrtkosten decken“, sagte Ayaz Ö. Die Tiere hätten auf ihn einen guten und gesunden Eindruck gemacht. Auch seien sie stets gefüttert worden.

Doch warum standen schließlich doch alle drei Hunde zum Verkauf? Erklärungsversuchevon Malik K.: „Ich habe mich umentschieden, weil meine Frau und meine Kinder den Hund nicht wollten.“

Elena Cujic. widerspricht: „Die Verkäufer gaben an, schon seit Jahren mit dem Züchter zusammenzuarbeiten und auch andere Rassen im Angebot zu haben.“ Das könne sie auch mit Screenshots der Anzeige belegen.

Zwei der Hunde sind bis heute verhaltensauffällig

Das Gericht verständigte sich dennoch auf die Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldbuße. Die fiel auch deswegen so gering aus, weil einer der Angeklagten Hartz IV bezieht.

Immerhin: Alle drei Welpen haben die Strapazen überlebt und sind körperlich gesund. Zwei von ihnen sind allerdings verhaltensauffällig und darum bei Haltern untergebracht, die mit Problem-Hunden umgehen können.

Bei dem Trio handelt es sich übrigens nicht, wie in der Anzeige angegeben, um Miniatur-, sondern um normalgroße Bullterrier.

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