Tönning

Rettungsaktion im Hafen: Jetzt erzählt der Gerettete

Rettungsaktion im Hafen: Jetzt erzählt der Gerettete

Rettungsaktion im Hafen: Jetzt erzählt der Gerettete

SHZ
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Peter Bosse an Bord seines Schiffes. Mit dem Kutter will er im Sommer auf der Eider und der Nordsee herumschippern. Seinen unfreiwilligen Tauchgang im Hafenbecken hat er gut überstanden, sagt er. Foto: privat/shz.de

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Peter Bosse heißt der Mann, dem vier Tönninger Schüler am 5. November das Leben gerettet haben. Wie er die langen Minuten im Wasser und die Rettungsaktion erlebt hat, erzählt er hier.

Peter Bosse, der Mann, der am späten Freitagabend (5. November) um ein Haar im Tönninger Hafenbecken ertrunken wäre, geht es wieder besser. Nüchtern und mit trockenem Humor berichtet der Rentner von seinem Erlebnis. An allererster Stelle stehen für ihn aber seine vier Lebensretter, die Tönninger Schüler Leon Pötschke (15), Tom Schmidt (15) sowie Aurelia Zander (14) und Marzena Rywacki (13). Ihnen ist er unendlich dankbar für die schnelle Hilfe in einer äußerst dramatischen Situation. Und auch der Feuerwehr, die ihn letztlich aus dem Hafen geholt hat.

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An diesem Freitagabend war Peter Bosse gegen 23 Uhr zu seinem Schiff zurückgekehrt und wollte an Bord gehen, als das Unglück passierte. „Ein Bein hatte ich schon auf dem Schiff, eins noch auf der Kaimauer“, berichtet er. „Da trieb der Kutter leicht ab, und meine Beine reichten nicht mehr. Schon lag ich im Hafenbecken.“

Problem Cordhose

Seine schwere Cordhose sog sich schnell voll Wasser und ihn in die Tiefe. Ein Gefühl, dass viele Menschen in Panik versetzen würde, doch Peter Bosse behielt einen klaren Kopf. „Ich wusste, ich musste die Hose ausziehen, um wieder auftauchen zu können. Und das gelang mir auch.“

Doch dann das nächste lebensgefährliche Problem: Er konnte nicht an Bord klettern, die Wand des Kutters war viel zu hoch. Auf die Kaimauer konnte er auch nicht zurück, er kam zwischen Mauer und Schiff einfach nicht an die Leiter.

Schüler eilen zur Hilfe

Zu seinem Glück hing ein Schlauch über Bord. Geistesgegenwärtig schnappte er ihn, hielt sich daran fest und rief in seiner Not um Hilfe. Diese Hilferufe hörten die vier Schüler, die auf dem Heimweg waren. Schnell sprangen die beiden Jungen auf den Kutter. „Sie packten mich am Kragen und hielten meinen Kopf über Wasser“, berichtet Peter Bosse. Die beiden Mädchen hatten inzwischen die Feuerwehr alarmiert.

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Stark unterkühlt

„Die haben mir dann ein Seil um den Leib gebunden und mich hochgezogen. Was danach war, weiß ich nicht mehr“, so Bosse. Erst im Krankenhaus kam er wieder zu sich. Dort musste er quasi erst wieder aufgetaut werden. „Ich muss so 15 bis 20 Minuten im kalten Wasser gelegen haben. Im Krankenhaus war ich nur noch 25 Grad warm.“

Doch lange hielt er es in der Klinik nicht aus. „Am Montag habe ich mich entlassen. Die Ärzte haben gesagt, dass ich eine Lungenentzündung habe, aber davon merke ich nichts. Ich rauche auch schon wieder.“ So schnell kann ihn einfach nichts erschüttern. Schmerzen habe er zwar, aber die führt Peter Bosse auf die Rettungsaktion mit dem Seil zurück.

Und hat er Angst da im eiskalten Hafenwasser gehabt? „Ne, ich habe nur gedacht, wie ich mich retten kann“, sagt er trocken.

Schon Pläne für den Sommer

Auf seinem Kutter im Tönninger Hafen fühlt er sich wohl. Diesen hat er vor drei Monaten gekauft, hat ihn Willi getauft, nach seinem Vater, und will ihn nun herrichten für den nächsten Sommer. Dann will er gemütlich über Eider und Nordsee schippern.

Denn die Nordsee, die Küste und das flache Land liebt Peter Bosse, das ist seine Heimat, auch wenn er jetzt eigentlich in der Eifel lebt. „Ich bin in Meldorf geboren. Viel in der Welt herumgekommen, aber jetzt als Rentner zieht es mich wieder her. Ich liebe die Natur hier. Hier will ich meinen Lebensabend verbringen.“

Und Peter Bosse will dabei nicht unbedingt allein sein: Gerade hat er ein Schild an seinem Kutter angebracht: „Kapitän sucht Frau zum Mitfahren“ steht drauf. Angst kennt der Mann wirklich nicht.

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