Mobilität in Kappeln

Rollt an der Schlei bald wieder ein Zug?

Rollt an der Schlei bald wieder ein Zug?

Rollt an der Schlei bald wieder ein Zug?

SHZ
Kappeln
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Einiges an Arbeit wäre noch zu erledigen, damit an diesem Bahnhof im Kappelner Südhafen regelmäßig Menschen mit der Deutschen Bahn ankommen könnten. Foto: Rebecca Nordmann/shz.de

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Das Auto ist das Fortbewegungsmittel Nummer 1, um nach Kappeln zu gelangen. Das liegt schlicht am Mangel anderer Anreiseoptionen. Vielleicht könnte sich daran absehbar etwas ändern – mit Vorteilen auf mehreren Seiten.

Mit der zunehmenden Gästezahl in Kappeln steigt auch die Zahl der Fahrzeuge, die sich durch die Straßen der Kleinstadt bewegen. Die Urlauber reisen fast ausnahmslos mit dem Auto an und bewegen sich vor Ort dann auch auf vier Rädern weiter. Warum? Weil sie schlicht keine andere Chance haben, Kappeln zu erreichen. Darauf, dass sich daran vielleicht – nicht kurzfristig, aber perspektivisch – etwas ändern könnte, arbeiten unter anderem die IHK Schleswig und die Ostseefjord-Schlei GmbH (OFS) hin. Sie möchten Kappeln wieder ans Netz der Deutschen Bahn anbinden.

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Andere Arten der Mobilität

Vor einer Weile hatte Kappelns Bauausschussvorsitzender Lars Braack gegenüber unserer Zeitung davon gesprochen, im Zuge des wachsenden Tourismus über andere Mobilitätsarten nachdenken zu wollen. Darunter fällt nach seinen Vorstellungen auch die Überlegung, die Bahnstrecke von Kappeln über Süderbrarup und Lindaunis nach Eckernförde, die derzeit von der Museumsbahn genutzt wird, dauerhaft zu befahren. Und zwar mit einem Regionalzug der Deutschen Bahn.

Nachhaltige Erreichbarkeit

Für Stefan Wesemann, Geschäftsstellenleiter der IHK Schleswig, war das Anlass, darauf hinzuweisen, dass Lars Braack einen Punkt getroffen hatte, der nicht nur für den Tourismus, sondern genauso für die Wirtschaft relevant sein könne. „Die IHK kümmert sich darum, gute Rahmenbedingungen zu finden, damit sich die Region wirtschaftlich weiterentwickeln kann“, schickt Wesemann als Einleitung vorweg. „Und ein Thema ist die Erreichbarkeit, genauer die nachhaltige Erreichbarkeit.“


Schwieriger Stand für den ÖPNV

Seit Juni dieses Jahres liegt der Entwurf des landesweiten Nahverkehrsplans vor, der voraussichtlich im nächsten Jahr in Kraft treten soll und zu dem IHK im Vorfeld eine Stellungnahme abgeben darf. Wesemann: „Und für mich ist es naheliegend, die ohnehin funktionierende Linie Kappeln – Süderbrarup in den regulären Plan der Deutschen Bahn aufzunehmen.“ Schließlich habe der ÖPNV in Kappeln sonst einen relativ schwierigen Stand. „Aber wenn wir das schaffen würden, könnten wir alternative Mobilität anbieten neben dem Auto“, sagt der IHK-Geschäftsstellenleiter.

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Stellungnahmen von IHK und OFS

Also habe die IHK in ihrer Stellungnahme darum gebeten, eben diese Möglichkeit prüfen zu lassen – „weil der Bedarf da ist“, sagt Stefan Wesemann. Das könne man mit Zahlen belegen – und an dieser Stelle setzt die Verzahnung der angestrebten guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit dem Tourismus ein: Liefern kann diese Zahlen nämlich die Lokale Tourismusorganisation Ostseefjord-Schlei GmbH (OFS), die genau deshalb eine gleichlautende Bitte mit Blick auf den landesweiten Nahverkehrsplan formuliert hat.


„Nachhaltiger Tourismus ist extrem wichtig für uns“, sagt OFS-Geschäftsführer Max Triphaus. „Und dazu gehört, den Touristen ein Angebot machen zu können, das es ihnen ermöglicht, ohne Auto anreisen und sich auch vor Ort ohne Auto bewegen zu können.“ Heißt: Mit der Anreise per Bahn ist es nicht getan – „es muss auch ein gutes Folgeangebot geben“, sagt Triphaus.

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Option Wasserweg

So dürfe ein Urlauber durchaus erwarten, dass bei der Bahnankunft in Kappeln ein Bus am Bahnhof für den Weitertransport etwa ins Ostseeresort Olpenitz bereitstehe. Ist der Gast erstmal angekommen, müsse die Radinfrastruktur stimmen, um sich in der Region weiterbewegen zu können. „Und auch der Wasserweg vom Resort nach Kappeln ist eine Option“, sagt Triphaus.

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Kommt der Naturpark-Bus?

Beim Thema Bus zieht der OFS-Geschäftsführer als Inspiration den Plöner See-Bus, den sogenannten „Seekieker“, heran, der einmal um den Großen Plöner See fährt. Triphaus: „Ich kann mir analog einen Naturpark-Bus vorstellen, ein festes Busangebot zumindest in der Saison, der an der Schlei entlang oder in die Birk fährt.“ Das gehöre zu den Elementen der nachhaltigen Mobilität, die man auch schon vor einem funktionierenden Bahnanschluss Kappelns umsetzen könne.

Bahnhof müsste hergerichtet werden

Sowohl Max Triphaus als auch Stefan Wesemann verknüpfen großes Potenzial mit einer festen und regelmäßigen Bahnverbindung nach Kappeln, wissen aber, dass dafür auch noch ganz pragmatische Dinge geregelt werden müssten. Wesemann spricht von neben der erforderlichen Ertüchtigung der Strecke auch vom Herrichten des Kappelner Bahnhofs oder von der Option, an Ort und Stelle Fahrkarten erwerben zu können. Und: Von einer verlässlichen Zuganbindung könnten schließlich auch Berufspendler profitieren. „Es ist ein langer Prozess“, sagt der IHK-Geschäftsführer. Und noch sei man ganz am Anfang.

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