Bezirkskriminalinspektion

Rund um die Uhr einsatzbereit: So arbeitet der Kriminaldauerdienst in Flensburg

So arbeitet der Kriminaldauerdienst in Flensburg

So arbeitet der Kriminaldauerdienst in Flensburg

SHZ
Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
Wollen unerkannt bleiben: Die Mitarbeiter des Kriminaldauerdienstes. Foto: Benjamin Nolte Foto: 90037

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Schwere Körperverletzungen, Raubdelikte, Sexualstraftaten, Brände, Fahndungen, vermisste Personen oder Tötungsdelikte, das Aufgabenfeld des Kriminaldauerdienstes ist lang und vielfältig.

Seit Anfang 2020 gibt es ihn auch bei der Bezirkskriminalinspektion (BKI) Flensburg, den sogenannten Kriminaldauerdienst, kurz KDD. „Bisher gab es diese Dauerdienste in Schleswig-Holstein lediglich in den großen Städten Kiel und Lübeck“, berichtet Kriminalhauptkommissar Willi Wrage, „nun auch flächendeckend“.

Wrage leitet eine von vier Dienstgruppen beim Flensburger Kriminaldauerdienst. Sieben Tage die Woche und rund um die Uhr sind die Männer und Frauen im Schichtdienst verfügbar und einsatzbereit. „Die Installation dieses Dienstes hat für alle Vorteile, für die Bürgerinnen und Bürger, für die Kollegen der Schutzpolizei und auch für die Sachbearbeiter der einzelnen Kommissariate“, so Wrage, „unsere Reaktionszeiten sind sehr kurz und wir sind schnell am Einsatz- oder Tatort.“

Großer Aufgabenfeld

Unter anderem schwere Körperverletzungen, Raubdelikte, Sexualstraftaten, Brände, Fahndungen, vermisste Personen oder Tötungsdelikte, das Aufgabenfeld des Kriminaldauerdienstes ist lang und vielfältig.

„Unter der Woche sind wir mit unseren Beamten tagsüber im Flensburger Stadtgebiet und dem nahen Umland eingesetzt. Abends, nachts und an den Wochenenden im gesamten Einsatzgebiet der BKI Flensburg, den Kreisen Schleswig-Flensburg und Nordfriesland inkl. der Inseln und Halligen“, berichtet Wrage.

Jung, aber erfahren

Bevor der KDD in Flensburg installiert wurde, gab es die sogenannten Beamten vom Dienst (BvD), oftmals verbunden mit längeren Reaktionszeiten, da die Kollegen aus der Bereitschaft heraus in den Einsatz gingen und oft lange Anfahrtswege hatten.

Als jung, aber dennoch erfahren stellt Wrage die Kollegen des Kriminaldauerdienstes vor. „Unsere Beamten kommen aus unterschiedlichen Kommissariaten, jeder hatte, bevor er zum KDD kam, sein Spezialgebiet, wodurch wir über Erfahrung und Kompetenz aus allen Bereichen der Kriminalpolizei verfügen. Alle Kollegen wissen, welche Infos die Sachbearbeiter oder Staatsanwälte für ihre Ermittlungen brauchen.“


Hauptaufgabe des KDD ist im Einsatzfall die erste Spurensuche bzw. Spurensicherung, das Sammeln von Informationen oder die Aufnahme von Zeugenaussagen. „Wir nehmen auf, was aus ermittlungstaktischen Gründen unaufschiebbar ist und leiten die Informationen und Spurenträger anschließend an die zuständigen Sachbearbeiter der jeweiligen Kommissariate weiter“, erklärt Wrage.


Untergebracht sind die Einsatzkräfte des KDD im Gebäude der Polizeidirektion Flensburg am Norderhofenden, wenige Stockwerke über der Wache des 1. Polizeireviers. Die Nähe zum 1. Revier ist nicht zufällig gewählt, hat der KDD gerade keinen eigenen Einsatz, so unterstützt dieser bei Bedarf mit seinen zivilen Einsatzfahrzeugen auch die Schutzpolizei im Stadtgebiet.

„Die Zusammenarbeit zwischen Kriminalpolizei und Schutzpolizei klappt hervorragend. Wir können uns gegenseitig bei Einsätzen unterstützen, beteiligten uns auch mal an Observationen, fahren Streife und beschäftigen uns mit der aktuellen Lage im Einsatzgebiet“, berichtet Wrage.

Ausgerüstet wie die Schutzpolizei

Ausgerüstet sind die Beamten des KDD ähnlich wie die Schutzpolizei, allerdings nutzen sie zivile Einsatzfahrzeuge, deren Ausstattung ein wenig abweicht. „Unsere Fahrzeuge sind speziell für kriminalpolizeiliche Spurensuche und Spurensicherung ausgerüstet“, so Wrage, „während bei der Schutzpolizei ebenfalls Ausrüstung für Verkehrssicherung untergebracht ist, haben wir davon deutlich weniger, dafür aber mehr Material und Equipment für die Spurensicherung und sonstige kriminalpolizeiliche Tatortarbeit.“

Bei Einsätzen, die in den Zuständigkeitsbereich der Kriminalpolizei fallen, alarmiert die Leitstelle der Polizei neben den uniformierten Beamten parallel den Kriminaldauerdienst. Ein solcher Einsatz kann beispielsweise ein Großfeuer sein, so wie vor wenigen Tagen in Schafflund. „Gegen 4 Uhr nachts klingelte bei uns auf der Wache das Telefon“, berichtet Wrage, „die Leitstelle informierte uns über ein Reetdachhaus in Vollbrand. Während sich zwei Kollegen umgehend auf den Weg zum Brandort machten, recherchierten die anderen Kollegen parallel auf der Dienststelle nach möglichen Bewohnern, Eigentümern oder vergangenen Einsätzen.“

Weiterlesen: Großfeuer zerstört historisches Reetdachhaus an der B199

Die Kollegen des KDD, die vor Ort aktiv sind, nehmen zunächst eine eher beobachtende Rolle ein. „Gerade bei Bränden sind die Löscharbeiten meist noch mitten in Gange, unmittelbar ans oder ins Gebäude kommen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht“, erläutert Wrage, „wir schauen uns am Brandort dann genau um, fertigen Fotos an, befragen eventuell erste Zeugen, Nachbarn oder Einsatzkräfte der Feuerwehr und beschlagnahmen grundsätzlich den Brandort nach Abschluss der Löscharbeiten.“

Viel Papierkram

Anschließend wird der Fall an das zuständige Kommissariat abgegeben, welches dann bei einer unklaren Brandursache auch weitere Maßnahmen wie eine Brandortbegehung und die detailliertere Spurensicherung vornimmt um im Idealfall die Brandursache zu ermitteln.

Polizeiarbeit bedeutet auch immer Sach- und Vorgangsbearbeitung am Schreibtisch, auch beim KDD kommen die Polizisten nicht um den Papierkram herum. „Ein Einsatz, der 45 Minuten dauert, bindet unsere Kräfte im Anschluss durchaus noch zwei bis Stunden“, so Wrage. Einbrüche in Wohnungen oder Geschäftsräume sind die Delikte, mit denen der KDD am häufigsten konfrontiert wird. Täglich werden der Polizei Einbrüche gemeldet, auch in Flensburg und dem Umland.


„Auch die Einsatzkräfte der Schutzpolizei sind in der Lage vor Ort Spuren zu sichern“, erklärt Wrage, „wir sind in diesem Punkt aber wesentlich breiter aufgestellt und verfügen über spezialisierte Ausrüstung, unterstützen die Schutzpolizei bei der Spurensicherung bzw. übernehmen diese.“ Der Einbruch in den privaten und besonders schützenswerten Wohnraum wurde mittlerweile vom Delikt zum Verbrechen hochgestuft und wird nun mindestens mit einer Strafe von einem Jahr geahndet.

„Seelische Folgen, die sich nicht selten auch körperlich widerspiegeln, sind Resultate, mit denen Geschädigte von Einbrüchen oftmals zu kämpfen haben. Das höhere Strafmaß begrüßen wir somit sehr und unsere Motivation ist stets hoch den oder die Täter zu fassen“, weiß Wrage.

Physisch belastender Schichtdienst

Personalsorgen hat der KDD keine, ganz im Gegenteil: „Alle Beamten der Bezirkskriminalinspektion konnten sich auf die Stellen in den vier Dienstgruppen beim KDD bewerben und das Interesse an der Arbeit in dieser operativen Einheit ist gleichbleibend groß“, so Wrage, „gleichwohl dies für viele Kollegen den Wechsel in den physisch belastenden Schichtdienst bedeutet hat.“

Mehr lesen