Fest in Morsum auf Sylt

Säckeweise Kartoffeln – die schmecken nicht nur, die helfen auch

Säckeweise Kartoffeln – die schmecken nicht nur, die helfen auch

Kartoffeln – die schmecken nicht nur, die helfen auch

SHZ
Morsum
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Kartoffelernte auf Sylt. Foto: Gelhot/shz.de

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Endlich wieder mehr als genug: Bauer Boy-Henning Hoffmann freut sich über eine gute Kartoffelernte nach schlechten Jahren.

Was macht der Bauer, wenn nach der Ernte noch Kartoffeln übrig sind? Andernorts bleiben die überzähligen Knollen oft im Acker liegen, wo sie im Laufe des Winters verrotten. Anders in Morsum: Verpackt in große Säcke und verkauft zum Selbstkostenpreis plus Spende hat der Morsumer Bauer Boy-Henning Hoffmann zusammen mit der Facebookgruppe „Gesucht Gefunden Sylt“ (GGS) einen Weg gefunden, wie aus den übrig gebliebenen Kartoffeln noch etwas Gutes keimen kann.

Eigentlich war das GGS-Kartoffelfest über die Jahre schon zu einer festen Tradition geworden – bis 2017. „Trockenheit und schlechte Ernten hatten in den darauffolgenden Jahren dazu geführt, dass die Kartoffeln gerade so für den Handelsbedarf reichten, und 2020 machte Corona dem Fest einen Strich durch die Rechnung“, erinnert sich Organisator und GGS-Initiator Björn Nielsen. Umso mehr freute er sich, dass auf dem Hoffmann-Hof in diesem Jahr wieder ein Fest stattfinden konnte.

Wer nun am Sonntag, 17. Oktober, mit der Erwartung nach Morsum fuhr, einen Sack Kartoffeln in die Hand gedrückt zu bekommen und wieder nach Hause geschickt zu werden, hat weit gefehlt: Die vielen Hundert Besucher erwartete an diesem Tag ein buntes Treiben, das fast schon einem kleinen Dorffest gleichkam.

Wer die Einlasskontrolle mit Überprüfung nach 3G-Regeln hinter sich gelassen hatte, konnte entspannt an Crêpes- und Grillständen vorbeispazieren, frisch geriebene Kartoffelpuffer und frisch zubereitete Kartoffelchips genießen oder Ella Hoffmann beim Spinnen und Stricken beobachten – und sich bei ihr auch gleich mit warmen Socken aus Sylter Schafswolle für den Winter eindecken.

Gegenüber präsentierte Frauke Bengsch an ihrem Unverpackt-Stand Nudeln, Nüsse, Süßigkeiten und andere alltägliche Lebensmittel ohne lästigen Verpackungsmüll. Übrigens: Wer die Unverpackt-Idee unterstützen will, findet ihren Stand immer auf den Wochenmärkten sowie dienstags vor dem Rewe in Westerland. Und für unvorbereitete Besucher hat sie auch immer Gläser zum Befüllen vor Ort.

Was passiert mit dem gesammelten Geld?

Bei dem ganzen Trubel hätte manch einer fast die Kartoffeln vergessen: Für zehn Euro konnte man ganze 20 Kilogramm mit nach Hause nehmen. Fünf Euro von jedem verkauften Sack Kartoffeln gingen direkt auf das Spendenkonto des GGS Fördervereins. Bei 2,5 Tonnen verkaufter Kartoffeln kam so eine ordentliche Summe zusammen. Dazu kommen die Erlöse aus dem Essensverkauf – hier lief es nach dem Motto: Jeder isst, was er will und zahlt, was er will. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass so deutlich mehr zusammenkommt, als wenn wir Preise vorgeben“, verrät Nielsen.

Was passiert nun mit dem gesammelten Geld? Das bleibt in diesem Jahr in Morsum und fließt in den Düysenhof: „Die Dr.-Axe-Stiftung hat auf dem Hof einen außerschulischen Lernort für Sylter Kitas und Grundschulen sowie Gästekindern erschaffen, der tierische Begegnungen mit Rind, Huhn, Schaf und Co. auf Augenhöhe ermöglicht“, erklärt Tierärztin Ivonne von Kobilinski, die sich für den Hof verantwortlich zeigt. „Die Kinder erforschen dort die Fähigkeiten der Tiere, entdecken deren Produkte und beschäftigen sich mit der artgerechten Haltung. So erweitern sie ihr Wissen, erschließen neue Zusammenhänge zum Thema Tierschutz und Tierethik und haben Gelegenheit, ein respektvolles Verhältnis zu Nutztieren aufzubauen.“

Mittlerweile leben auf dem Düysenhof der Dr.-Axe-Stiftung Hühner, Enten, Ziegen und Schafe, Rinder, Schweine, Esel sowie Ponys und Pferde. Dabei handelt es sich sowohl um Tiere aus Notsituationen als auch um vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen. Das Bildungsangebot der Stiftung auf dem Düysenhof ist kostenfrei und wird aus Stiftungsmitteln finanziert.

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