Flensburg

Salondampfer „Alexandra“ ist unter Wasser wieder schier

Salondampfer „Alexandra“ ist unter Wasser wieder schier

Salondampfer „Alexandra“ ist unter Wasser wieder schier

Martina Boetticher/shz.de
Flensburg
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Eckard Bruns heizt seiner „Alexandra“ für die Rückfahrt in die Fördestadt ordentlich ein Foto: Martina Boetticher/shz.de

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Von allerlei an Bewuchs wurde Flensburgs Wahrzeichen, die „Alexandra“, jetzt in Arnis befreit. Für die Rückkehr in die Fördestadt musste einiges an Arbeit erledigt werden.

Nach knapp drei Wochen in der Werft von Henning Eberhardt in Arnis strahlt das Unterwasserschiff der „Alexandra“ wieder in frischem Glanz. Allerdings sieht man wenig von dem, was die Werftarbeiter in dieser Zeit geleistet haben, denn fast alles liegt nach dem Abslippen des Schiffes unter Wasser.

Nach zwei Jahren im Flensburger Hafenwasser war der Rumpf der „Alexandra“ stark mit Muscheln, Seepocken und Algen bewachsen. Die mussten mit dem Hochdruckreiniger weggeblasen werden. Dabei stellte sich heraus, dass an zwei Stellen das Blech des 114 Jahre alten Dampfschiffs dünn gerostet war und ausgewechselt werden musste. Ein neuer spezieller Unterwasseranstrich soll die Hülle nun die nächste Zeit vor Schaden bewahren.

Im Inneren des Dampfers hat man routinemäßig auch noch das Stevenrohr, dort, wo es durch den Rumpf nach außen zur Schraube geht, neu abgedichtet. Jetzt ist der imposante Salondampfer wieder fit für die nächste Saison und die Ausflugsfahrten auf der Flensburger Förde.

Nach dem Abschluss der Überholungsarbeiten kam die dreiköpfige Überführungscrew an Bord, um die alte Dame wieder an ihren Liegeplatz im Flensburger Museumshafen zurückzubringen. Bei solch einem Salondampfer kann man aber nicht einfach den Zündschlüssel umdrehen und losfahren. Erst muss eingeheizt werden. Und das schon einen Tag, bevor man ablegen kann. Und das bedeutet zunächst einmal schweißtreibende Arbeit.

Die Kunst, die Kohle im Ofen richtig auszulegen

Die beiden Heizer, Eckhard Bruns und Daniel Refeld, begannen damit die Schutzhauben vom hohen Schornstein, von den großen Lüftungshutzen und der kleinen Dampfpfeife abzunehmen. Dann ging es im Schiffsbauch an die Öfen. Die alte Asche musste mit langen Schiebern aus dem Brennraum geholt werden. Anschließend machte sich Bruns daran Kohle mit einer großen Schaufel und gekonntem Schwung in die schmale Luke des Backbordofens zu werfen. Es erfordert eine Menge Übung, um ein gleichmäßiges dünnes Kohlebett auf dem mehrere Quadratmeter großen Brennrost auszulegen.

Mit Holz, Öllappen und Papier wurde ganz langsam eingeheizt, damit das Wasser im Dampfkessel allmählich auf Arbeitstemperatur kommen konnte. Am nächsten Tag, eine Stunde vor Abfahrt, wurde der zweite Ofen an Steuerbord gezündet. Es ist eine staubige und extrem anstrengende Arbeit, aber Bruns und Refeld haben Spaß daran.

Eckard Bruns erzählt, dass er 2018 auf der „Alexandra“ seine Frau geheiratet hat und beide gleich Feuer und Flamme für die „Alex“, wie sie liebevoll genannt wird, gewesen seien. Da machen wir mit, sagten sie sich. Zum Heizer und schließlich zum Maschinisten wird der Elektroingenieur nun im Verein ausgebildet.

Das Kommando an Bord hat Obermaschinist Michael Klotz. Er ist in seiner Berufszeit noch auf Turbinendampfschiffen gefahren, die es heute nicht mehr gibt. Auf den großen schnellen Dampfern, wie der „Titanic“, erzählt er, gab es nicht nur zwei, sondern bis zu 36 Öfen, um den nötigen Dampfdruck zu erzeugen.

Verein ist auf Spenden angewiesen

Für die Fahrt nach Flensburg werden in der Anheizphase 500 Kilogramm und dann jede Stunde 150 bis 180 Kilogramm Kohle bei moderater Geschwindigkeit verheizt. Je schneller das Schiff fährt, desto mehr Kohle müssen die Heizer in die Öfen schaufeln. Die Höchstgeschwindigkeit von 14 Knoten wird daher nur mal beim alljährlichen Dampferrennen auf der Förde erreicht, ansonsten wäre das viel zu teuer.

Denn der Preis für Kohle hat sich im Laufe des Jahres ungefähr verdoppelt. Und obwohl der Passagierdampfer das maritime Wahrzeichen der Stadt Flensburg ist und er 1990 in die Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein aufgenommen wurde, muss der Verein den Unterhalt der „Alexandra“ komplett selbst finanzieren.

Wenn die Drei mit ihrer „Alex“ in Flensburg ankommen, wird der Dampfer in den wohlverdienten Winterschlaf gehen. Im kommenden Mai kann der Obermaschinist dann wieder das Kommando geben: Feuer an!

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