34. Figurentheater-Tage in Kappeln

Der Schimmelreiter, das Urmel und der Maulwurf Grabowski zu Besuch an der Schlei

Schimmelreiter, Urmel und Maulwurf Grabowski zu Besuch

Schimmelreiter, Urmel und Maulwurf Grabowski zu Besuch

Rebecca Nordmann
Kappeln
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Zum Start der 34. Figurentheater-Tage gibt es mit „Der Schimmelreiter“ einen Klassiker. Foto: Kobalt Figurentheater Lübeck/shz.de

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In knapp drei Wochen starten die Figurentheater-Tage an Schlei und Ostsee. Puppen an Fäden und Marionetten an Stäben haben dann ihren ganz großen Auftritt. Und die Vorfreude ist nach der langen Corona-Zwangspause groß.

Der Ausklang der bislang letzten Figurentheater-Tage in Kappeln war ein abrupter. Mitte März 2020 war es, als plötzlich die noch drei ausstehenden Aufführungen abgesagt wurden. Schuld war eine zu diesem Zeitpunkt noch reichlich diffuse Bedrohung namens Corona, die auf einmal alles lahmlegte. Auch Figuren an Fäden.

Figurentheater-Tage in Kappeln fielen 2021 und 2022 aus

2021 und 2022 fiel Kappelns große Veranstaltungsreihe ebenfalls aufgrund der Pandemie genauso aus wie die Heringstage. In diesem Jahr aber sollen sie endlich wieder stattfinden – die jetzt 34. Figurentheater-Tage an Schlei und Ostsee.

Acht Bühnen sind in diesem Jahr dabei, sie kommen aus Lübeck und Kiel, aus Hannover und Bremen, aus Bielefeld, Wolfsburg und Schlitz. Und mit dem „Maulwurf Grabowski“, „Die Bremer Stadtmusikanten“, „Dornröschen“ oder „Der Räuber Hotzenplotz“ gehören zum einen zeitlose Kinderstücke zum Programm, zum anderen im Vergleich dazu Unbekannteres wie „Ein Einhorn namens Drops“ oder „Der gestohlene Geburtstagskuchen“.

Novelle von Theodor Storm auf der Bühne

Und zum Start gibt es einen echten Klassiker: Das Kobalt Figurentheater aus Lübeck zeigt „Der Schimmelreiter“ nach Theodor Storm. Und die beiden Menschen dahinter, Stephan Schlafke und Silke Technau, sind schon längst keine Unbekannten mehr in Kappeln. Zuletzt hatten sie 2017 mit „Linie 1“ das geteilte Berlin lebendig werden lassen, fünf Jahre zuvor mit dem „Weißen Rössl“ eindrucksvolle Dialektkunst bewiesen und Puppen durch pure Handhabung Ausdruck verliehen.

Jetzt also Storm in der frisch sanierten Alten Maschinenhalle. „Das Publikum hat uns gefehlt“, sagt Silke Technau über die zurückliegenden corona-geprägten Jahre. „Aber wir haben die Zeit genutzt, um sehr gründlich die Neuinszenierung vorzubereiten und um uns intensiv mit der Marionettentechnik zu beschäftigen.“

Projektionen sollen Kraft der Natur darstellen

Im „Schimmelreiter“ kommt derweil zunächst etwas Anderes zum Tragen – nämlich das Spiel von Mensch und Natur, von Gewalten, von Abhängigkeiten. Die Herausforderung beim Figurentheater? „Uns ist es wichtig, die Natur als große Kraft auch wirklich darzustellen“, sagt Silke Technau. Das Mittel der Wahl: „Projektionen, die die ganze Bühne einnehmen“, erläutert die Lübeckerin weiter.

Schließlich soll der Deich zu einem prägenden Element werden, die Figuren sollen sich ganz unmittelbar in der Natur befinden. Und deshalb spielen auch bewegte Bilder eine Rolle – „damit die Marionetten auch tatsächlich in der Stimmung mitgehen können“, sagt Technau.

Ein anderer Erzähler als der Schulmeister

Und: Zu pädagogisch soll die Darstellung auf der Bühne nicht daherkommen. Deshalb weicht das Kobalt-Theater etwas von der Rolle des Schulmeisters als Erzähler ab – und führt einen etwas anderen Erzähler ein, der an dieser Stelle eine Überraschung bleiben soll.

Programm in erster Linie für Kinder

Und weil die Figurentheater-Tage ihr Programm in erster Linie an einem jungen Publikum ausrichten, haben Stephan Schlafke und Silke Technau auch noch ein Stück für Kinder ab drei Jahren in petto. „Die Kitzelspinne“ hat Technau nach eigenen Angaben selbst geschrieben und bringt es gemeinsam mit Schlafke im Christophorushaus auf die Bühne.

Im Mittelpunkt: lauter tierische Protagonisten, ein Hase, ein Drache, natürlich eine Spinne und auch ein Zwerg. Silke Technau nennt sie liebevoll „kleine Persönlichkeiten“. Und wenn diese in ihren Unterschiedlichkeiten aufeinandertreffen, ist der ein oder andere Konflikt nicht weit.

Spinne zum Anfassen

„Wir wollen gerne, dass die Kinder wirklich gucken“, sagt Technau. Nicht ausschließlich zuhören, sondern in all den verschiedenen Hauptdarstellern auch etwas zum An- und Hingucken erleben. „Und zum Schluss dürfen sie die Spinne auch streicheln“, sagt die Puppenspielerin.

Nach zwei Jahren ohne das Spektakel an Fäden ist die Vorfreude auf die Rückkehr der Figurentheater-Tage groß – auch bei Silke Technau. „Klar“, sagt sie und lacht. Und ja, ihr sei sehr bewusst, dass die Veranstaltungsreihe für die Stadt Kappeln eine besondere Bedeutung habe. Sie selbst genieße – neben den auch körperlich durchaus anstrengenden Auftritten – den Aufenthalt an der Schlei. „Ich gehe sehr gerne am Wasser spazieren“, sagt sie.

Vorher aber ist es erstmal wieder an der Zeit, die Puppen tanzen zu lassen.

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