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Schlachter, Prügel und Verwahrlosung: Petra Teegen schreibt „Neues aus der Pferdeklappe“

Petra Teegen schreibt „Neues aus der Pferdeklappe“

Petra Teegen schreibt „Neues aus der Pferdeklappe“

SHZ
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Petra Teegen (r.) und Verlegerin Dagmar Längert mit Rudi (weiß), & Purzel & und dem neuen Buch sowie dem neuen Pferdeklappen-Kalender. Foto: Ambrosius/shz.de

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Um Gelder für ihre Einrichtung in Norderbrarup zu sammeln, hat die Pferdeklappen-Gründerin nun erneut ein Buch geschrieben – und darin die traurigen Schicksale ihrer „Bewohner“ erzählt.

Nach dem großen Erfolg des Buches „Geschichten aus der Pferdeklappe“ ist jetzt die Fortsetzung „Neues aus der Pferdeklappe“ erschienen – mit den beiden Ponys „Rudi“ und „Purzel“ auf dem Cover. Das niedliche Bild jedoch verbirgt ein wenig die traurigen Schicksale der Vierbeiner, die von Petra Teegen in ihrem Buch beschrieben wurden und mit denen sie in ihrer Pferdeklappe täglich zu tun hat. Nicht nur die Ponys haben eine derart bewegende Geschichte hinter sich, die selbst Hartgesottenen unter die Haut gehen wird.

Oft schreibt sie nachts ihre Bücher

Wie schafft die zarte 68-jährige Frau es, nach oft 16 Stunden Arbeit noch Spenden-Bücher für die Pferdeklappe zu schreiben? „Als ehemalige Krankenschwester mit viel Nachtdienst habe ich heute noch oft Probleme, die ganze Nacht durchzuschlafen“, erzählt sie, „und dann setze ich mich halt hin und schreibe. Das beruhigt und weckt Erinnerungen.“

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In ihrem neuen Buch greift sie auch die Not der Menschen auf, für deren Pferde sie die letzte Rettung ist. Vor allem in der Coronazeit stieg die Anzahl der Klappenpferde stetig. „Ganz schlimm ist häusliche Gewalt, der Frauen besonders ausgeliefert sind“, verrät sie, „und die bringen mir dann in der Not ihre Pferde, damit gut für sie gesorgt wird.“ Es gehe in ihrem Buch deshalb um gute und um böse Geheimnisse, verrät Teegen, und manchmal lasse sie auch die Pferde für die Menschen sprechen. So erzählt etwa „Purzel“ von seinem eigenen Leben, geprügelt und verstoßen von der eigenen Mutter. „Mit der ergreifenden echten Begegnung zwischen ihm und einem kleinen Menschen-Mädchen mit sichtbaren blauen Flecken zeige ich auf, dass es immer richtig und wichtig ist, böse Geheimnisse zu erzählen – und dass dann auch Hilfe naht.“ So heißt „Purzels“ Kapitel dann auch: „Du darfst ruhig petzen.“

Telefonate mit einem rabiaten Schlachter

Aber nicht nur Not und Verzweiflung von Menschen brachte die Tiere in die Klappe, auch Boshaftigkeit gepaart mit Hinterlist. So wie bei „Boy“, der von einem Transportunternehmen unter Vortäuschung falscher Tatsachen in ein neues Zuhause gebracht sollte, das sich dann aber als Schlachthof herausstellte. Der Lieferant rief sofort die Pferdeklappe an. „Als der Schlachter dann zu mir sagte, ,Glaube mir, der bekommt morgen das Gesicht runter und wird Hundefutter', blieb mir vor Fassungslosigkeit fast das Herz stehen“, berichtet Teegen von ihrem Telefonat. Danach sei eine spontane Hilfsaktion angelaufen, um das Tier freizukaufen. Und gleichzeitig habe diese Nacht dem Metzger „gefühlt ein zirka dreihundert Meter langes Fax von Menschen aus allen Bundesländern beschert, die ihn überzeugten, seine Weigerung, das Tier zu verkaufen zu überdenken“. Das Pferd konnte schließlich gerettet werden, Dank der Unterstützung vieler Menschen.

Ein neues Zuhause für Stute „Mette“

Auch wenn der Tag sehr früh morgens beginnt und die „Pferdefrau“ am späten Abend erschöpft ins Bett fällt, kann es passieren, dass auch noch um 22 Uhr das Telefon klingelt. Weil eine Gruppe von verwahrloster Jungtiere, die bei einer Pferdehändlerin aufgefunden wurden, ihre Hilfe braucht. „Die Behörden erkannten aufgrund zugeschickter Fotos sofort den Handlungsbedarf“, erzählt Teegen. Eine der Stuten, „Mette“, habe heute ein wunderschönes Zuhause am Meer und ganz liebe Menschen um sich. Auch diese Geschichte findet sich in ihrem neuen Buch.

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So haben alle Kapitel ein gutes Ende. „Auch das kleine Menschen-Mädchen hat den Rat von ,Purzel' befolgt und darf wieder ein schönes und gewaltfreies Leben führen.“

Hier bekommt man das Buch

Das neue Buch kann man bestellen über den Verlag Dagmar Längert; auch dieser spendet einen Teil seiner Einnahmen der Pferdeklappe: www.laengert-verlag.de oder info@laengert-verlag.de. Auch direkt über die Pferdeklappe kann das Buch erworben werden, der hauptsächliche Erlös kommt der Pferdeklappe zugute. Gleichzeitig frisch gedruckt übrigens und auch dort zu bekommen: Der neue Klappenpferde-Kalender für neun Euro.

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