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Die Schlei als ideales Brutrevier: Immer öfter kreisen Seeadler über Kappeln

Die Schlei als ideales Brutrevier: Immer öfter kreisen Seeadler über Kappeln

Immer öfter kreisen Seeadler über der Schlei

Stephan Schaar/SHZ
Kappeln
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Nicht leicht zu fotografieren: Ein Seeadler kreist hoch über Dothmark im Süden Kappelns. Foto: Stephan Schaar/SHZ

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Der Seeadler galt in Deutschland bereits als ausgestorben. Erst seit wenigen Jahrzehnten siedelt sich den majestätische Vogel auch an der Schlei wieder an. Aber es droht ihm weiter Gefahr – durch den Menschen.

Einen Seeadler im Flug zu beobachten ist ein ganz besonders erhabener Anblick: Wie ein Segelflieger nutzt er die Thermik und kreist mit weit ausgebreiteten Schwingen immer höher in den Himmel. Neben dem König der Lüfte sehen Milane und andere heimische Greifvögel erstaunlich klein aus. Immerhin können Seeadler eine Körperlänge von über 90 Zentimeter und eine Flügelspannweite von fast zweieinhalb Metern erreichen. Immer öfter kann man den majestätischen Vogel auch am Himmel über Kappeln entdecken.

Der Seeadler galt in Deutschland lange als ausgerottet

Tatsächlich kommen Sichtungen von Seeadlern über Kappeln und der Schlei inzwischen wieder häufiger, sogar täglich vor, sagt Seeadler-Experte Frank Dreves, Vorsitzender des Vereins Seeadlerschutz Schlei. Ein schönes und auch erstaunliches Naturschauspiel, vor allem wenn man bedenkt, dass der Seeadler bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland und ganz Westeuropa als ausgerottet galt. Erst seit den 1990er-Jahren siedeln sich auch in Schleswig-Holstein wieder Brutpaare an.

Zehn Brutpaare in der Schleiregion

„Aktuell können wir in der Schleiregion von zehn Paaren ausgehen“, sagt Dreves. Aber die Population entwickelt sich nur langsam. In den vergangenen zehn Jahren seien nur wenige Revierpaare hinzugekommen, so Dreves. „Seeadler benötigen für sich und ihren Nachwuchs ausreichend Nahrung. Da sie sich von Fischen, Wasservögeln und Aas ernähren, ist die Schleiregion ein ideales Revier für die Vögel. Ein möglichst hoher Baumbestand zum Bau der prächtigen Horste ist ebenfalls vonnöten“, erklärt der Experte.

Die größte Gefahr für den Seeadler ist der Mensch

Aus seiner Sicht ist das größte Hindernis für die Ausbreitung der Seeadler an der Schlei der Mensch: „Seeadler sind am Brutplatz störempfindlich. Störungen durch Menschen führen häufig zum Brutverlust. Viele Menschen sind neugierig und möchten zu gern einmal einen Seeadler aus nächster Nähe in freier Natur erleben und nähern sich dazu leider den Brutplätzen“, erklärt Dreves. „Da Seeadler sehr früh mit der Eiablage beginnen – sie legen maximal drei Eier einmal im Jahr – kühlt das Gelege bei Minusgraden schnell ab, wenn der Altvogel es bei Störungen allein lässt. Und die Eier sind Feinden aus der Luft dann zusätzlich schutzlos ausgesetzt“, sagt er.

Auch wenn sie wegen der Sperrung der Lindaunisbrücke derzeit zwar nicht befahren wird, sei auch die Bahnstrecke von Eckernförde nach Süderbrarup generell eine Gefahr für Seeadler. „Hier fällt durch überfahrenes Wild viel Aas an, auf das Seeadler im ersten Lebensjahr angewiesen sind. Die Nähe zur Bahnstrecke kann ihnen aber selbst zum Verhängnis werden“, so Dreves. Aber auch durch Bleimunition vergiftete Wildkadaver oder vom Jäger zurückgelassenen und mit Blei kontaminierte Innereien stellen eine Gefahr für die Tiere dar.

Vergiftungen und Windräder sind häufige Todesursachen

„Das größte Problem bleiben Vergiftungen und Störungen, welche deutlich im Zusammenhang mit Windkraftplanungen zu nennen sind. Und natürlich die direkte Kollision mit den Rotorblättern der Windkraftanlagen“, meint Dreves. Aktuell seien noch nicht viele Windkraftanlagen in der Schleiregion installiert. Nach Umsetzung der Regionalpläne und einer politisch gewollten Erweiterung dieser Pläne, wären die Seeadler aber signifikant gefährdet, so der Seeadler-Experte. „Im Kreis Rendsburg-Eckernförde sind in diesem Jahr vier neue Brutpaare hinzugekommen, von denen drei im Bereich geplanter Windparks liegen – das ist ein großes Problem. Der Artenschutz kommt leider immer weiter unter die Räder, was schwer zu ertragen ist“, sagt Frank Dreves.

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Hannah Dobiaschowski
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