Geheimnisvolles Rungholt

Sensationsfund im Wattenmeer: Ist es die Kirche von Rungholt?

Sensationsfund im Wattenmeer: Ist es die Kirche von Rungholt?

Sensationsfund: Ist es die Kirche von Rungholt?

SHZ
Nordstrand
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Dieser Mauerstein gibt Rätsel auf. Gehörte er zu der Kirche von Rungholt? Foto: Cornelia Kost/shz.de

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Ein unscheinbarer Stein, gefunden bei einer Wattwanderung, gibt neue Einblicke in die Geschichte des sagenumwobenen Rungholts. Es könnte Reste seiner Kirche sein, deren Existenz und Standort noch nicht geklärt sind.

Ein eigentümlicher Fund während einer Wattführung vor Nordstrand im Juni erregt die Aufmerksamkeit der Fachwelt. Im Rungholtgebiet wurde von dem Nordstrander Hans-Herbert Kahl ein gelber Mauerstein entdeckt. Das Artefakt wurde in gut zwei Kilometer Entfernung östlich der Warft Nr. 1, der mutmaßlichen Kirchwarft, von Rungholt gefunden. Und damit stellt sich die Frage, ob es sich um einen Rest des Gotteshauses handelt, dass Wellen und Gezeiten dorthin verlagert haben.


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Ganze Forschergenerationen haben sich nämlich schon mit der Frage beschäftigt, ob es eine Kirche auf Rungholt gab. Experte Hans-Herbert Henningsen war sich sicher, dass es eine Hauptkirche auf Rungholt gegeben haben muss, wie Nationalpark-Wattführerin Cornelia Kost, die die Wattwanderung leitete, berichtet.

Erste Hinweise auf die Rungholt-Kirche im Mittelalter

Hinweise auf dieses Gotteshaus fand er in dem Registrum capituli von 1437, das auf eine Hebungsliste von 1352 zurück geht. Das Register entstand also genau zehn Jahre, bevor Rungholt 1362 unterging. Henningsen vermutete weiter, dass die Kirche aus Holz gebaut worden sein musste.

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Ist der Tuffstein die Lösung des Rätsels?

Dies schloss er daraus, weil Andreas Busch auf der von ihm entdeckten Warft Nr. 1, der mutmaßlichen Kirchwarft, nur Abdrücke von Fundamenten und keine Mauersteine fand. Was wiederum für die Herkunft des Steins spricht, ist dieser Aspekt: Rungholt bestand seit rund 150 Jahren, als es 1362 unterging. Es wurde in einer Zeit gegründet, als der Holzkirchenbau durch den Bau von Tuffsteinkirchen abgelöst wurde.

Der verwendete Tuffstein in Nordfriesland ist ein gelblicher, leichter und poröser Mauerstein vulkanischen Ursprungs. Er ist beispielsweise in der alten Kirche auf Pellworm verbaut worden und wurde aus Holland mit Schiffen importiert. Er konnte deshalb nur in der Nähe von Häfen benutzt werden.

Erste Tuffstein-Funde im Rungholtgebiet im Jahr 1985

Erste Hinweise auf Tuffsteine vor Südfall fand der Heimatforscher Robert Brauer 1985, als er zwei Bruchstücke von gelben Mauersteinen im Gebiet von Rungholt entdeckte. Es waren die bisher einzigen Hinweise auf einen Tuffsteinbau und damit auf eine Rungholter Kirche, in diesem Wattgebiet, so Kost weiter.

Robert Brauer kann sich erinnern: „Meine Tuffstein-Fragmente habe ich 1,8 Kilometer nordöstlich der Warft Nr. 1 gefunden. Ich bin mir sicher, dass der aktuelle Fund auch ein Tuffstein ist.“ Der Stein ist so leicht, dass er durch die Gezeiten zu seinem Fundort verdriften konnte, mutmaßt der 81j-ährige Rungholtexperte.

Weitere Überraschungen aus dem Wattenmeer

Er wurde gut einen Kilometer südöstlich der Position der ersten Funde vor 36 Jahren entdeckt und damit in einem ähnlichen Radius wie diese. Das archäologische Landesamt wurde informiert.

„Damit sind wir in der Rungholtforschung und der Lokalisierung der Kirche einen Schritt weiter gekommen“, so Brauer. Die Steine können der Beweis für die Existenz einer Kollegiatskirche auf Rungholt sein, der bisher gefehlt hat. Durch die künftigen Veränderungen rechnet Robert Brauer mit weiteren Überraschungen, die das Watt für die kommenden Generationen bereit hält.

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